Otto Kohlschmidt aus Katschenreuth feierte seinen 95. Geburtstag. Zum Ehrentag holte er sein handgeschnitztes Instrument heraus und zeigte, dass er auch im hohen Alter noch ein echter Musiker ist.
Wenn Otto Kohlschmidt in Katschenreuth mit seiner Teufelsgeige auftauchte, dann war Super-Stimmung garantiert. "Ich war immer nur der Teufelsgeiger. Anders kennen mich die Leute gar nicht", erzählt der Jubilar, der seinen 95. Geburtstag feierte. Natürlich hat er zu seinem Ehrentag auch die Teufelsgeige aus der Versenkung geholt. Sie steht im Wohnzimmer, neben der mächtigen Standuhr.
Die Teufelsgeige ist ein echtes Katschenreuther Produkt mit weiß-blauem Stab und einem handgeschnitzten Teufelskopf auf der Spitze. Das Instrument der besonderen Art ist verziert mit bunten Bändern, hat eine Saite und einen alten Zuber als Klangkörper. Mit einem Kochlöffel gibt Otto Kohlschmidt auch gleich eine Kostprobe.
"Wir haben jahrzehntelang immer in der Wirtschaft Herrmann aufgespielt, da war was los", lacht der Jubilar.
Humor immer bewahrt
Nicht nur die Katschenreuther kannten Otto Kohlschmidt, sondern aus der ganzen Umgebung kamen die Menschen, um den Teufelsgeiger mit seiner Truppe zu hören. Die anderen Instrumente waren ein Waschbrett, eine Pauke und Maßkrüge, die mit Löffeln gespielt wurden, erzählte der Jubilar. "Und am Kerwamontag, war schon früh um 9 Uhr die Wirtschaft voll. Da kamen sogar die Kulmbacher und feierten mit uns", so der Teufelsgeiger. Otto Kohlschmidt hat sich auch mit 95 Jahren seinen Humor und seine gute Laune bewahrt. "Ich bin halt ein Preiß", lacht er.
Flucht nach Katschenreuth
Tatsächlich kam Otto Kohlschmidt aus Hinterpommern.
Er war im Lazarett - kam als Kriegsgefangener nach Mainleus und hätte eigentlich verlegt werden sollen. Doch mit einem Kameraden, der aus Katschenreuth kam, ist er dann in den Kulmbacher Ortsteil geflüchtet.
"Ich kannte meine zukünftige Frau schon. Ich kam am 17. März 1947 nach Katschenreuth, am 15. Mai habe ich schon geheiratet", erzählt der Jubilar. Später hat Otto Kohlschmidt dann in der Spinnerei und bei Vorwerk gearbeitet. Seine Frau Emma ist schon vor vier Jahren verstorben.
Er liebt die Gartenarbeit
Auch sonst hatte Otto Kohlschmidt etliche Schicksalsschläge zu meistern. Er verlor wegen Durchblutungsstörungen beide Beine. "Aber ich mache immer noch die Gartenarbeit", erzählt der Jubilar und kann es schon gar nicht erwarten bis er in seinem Gewächshaus, das seine Tochter Ingrid mit Hochbeeten ausstatten hat lassen, wieder Gurken, Tomaten und Gewürze ziehen kann.
"Bei uns leben drei Familien im Haus - das ist schön", sagt der Jubilar. Denn nicht nur die Tochter profitiert von den Gartenerzeugnissen ihres Vaters, sondern auch die Enkel. Drei Enkel und einen Urenkel hat Otto Kohlschmidt - und alle feierten mit ihm. "Die Enkelin ist mei Doktera. Und wenn mer a Doktera im Haus hat, kann man doch nicht sterben", lacht der Jubilar und hat sich zum 95. vorgenommen, "mindestens 100 zu werden".
Zum Geburtstag gratulierten Stadtrat Horst Zahr, der sich noch gut an die Auftritte des Teufelsgeigers erinnert, und die stellvertretende Landrätin Christina Flauder sowie zahlreiche Katschenreuther Vereine. Denn Otto Kohlschmidt war immer gerne überall dabei.
Fernseher als Geschenk
Eine echte Überraschung hat Kohlschmidt auch bekommen, verriet er: einen neuen Fernseher.
"Ich hatte im Schlafzimmer immer einen kleinen Fernseher, weil ich gerne Sport schaue", erzählt der Teufelsgeiger. Doch heimlich hat seine Familie den kleinen Fernseher gegen einen richtig großen, modernen Fernseher ausgetauscht. "Ich habe mich richtig gefreut", sagte der 95-Jährige.