"Tettauer können Krisen bewältigen"

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OlafSchmidt
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Rückblick  Beim Heimatabend anlässlich der 500-Jahr-Feier wird heute Abend mit Olaf Schmidt ein gebürtiger Tettauer über seine Heimatgemeinde berichten. Viel Zeit hat er in die Recherche investiert.

von unserer Mitarbeiterin 
Veronika Schadeck

Tettau — Wenn heute am Samstag in der Festhalle anlässlich der 500-Jahr-Feier ein großer Heimatabend stattfindet, hat Olaf Schmidt seinen Auftritt.
Der gebürtige Tettauer wird in rund 60 Minuten die Geschichte seines Geburtsortes Revue passieren lassen. "Tettau - was für ein Ort, was für eine Geschichte", lautet der Titel seines Vortrags.
Schon am Telefon wird klar, Olaf Schmidt ist einer, der sich - obwohl er seit knapp 30 Jahren seinen Lebensmittelpunkt in München hat - nach wie vor mit seiner Heimatgemeinde verbunden fühlt.
Es sprudelt aus dem Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft nur so heraus. Über was er berichten wird? Natürlich über den Wald, über dessen Struktur vor 500 Jahren. Darüber dass die Gegend rau war, aber schon immer einen Reiz hatte. Er wird von schwierigen Arbeits- und Lebensbedingungen erzählen, von der Reformation, von den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen, davon dass die Bevölkerung mit bitterer Armut zu kämpfen hatte.

Wo waren die Klöße?

Bei dem Zusammenführen seiner Recherchen hatte er immer das Zitat des fränkischen Dichters Friedrich Rückert in seinen Gedanken. "Und nach 500 Jahren will ich den selbigen Weg fahren!". Dabei habe er aber festgestellt, dass das einzige Beständige der Wandel sei.
Auch in Tettau hat sich viel gewandelt, erzählt er und an seiner Sprache merkt man, er ist ein Franke, ein Kind des Tettauer Winkels geblieben.
Die Zuhörer werden vieles erfahren, beispielsweise dass der Wald vor 500 Jahren in und um Tettau nicht von Fichten, sondern von Buchen und Tannen geprägt war. Dass die Wölfe hier eine Heimat hatten und der letzte Bär 1780, zehn Kilometer von Tettau entfernt, bei Katzhütte/Thüringen erlegt wurde.
Er spricht von der ersten Erwähnung Tettaus im Jahre 1514 "Das neue Dorf in der Schleifen", hieß es da. Er wird weiter auf den Bauernkrieg Anfang des 16. Jahrhunderts eingehen, als die Bürger ihre Rechte eingefordert haben und den "Ludschtern" das Stadtrecht aberkannt wurde.
Er wird erzählen, dass die Tettauer schon im 18. Jahrhundert gerne Gänse gegessen haben und dass das Lieblingsgetränk nicht das Bier, sondern der Brandwein war.
Bei diesen Aussagen hält Olaf Schmidt inne. Für ihn habe sich nach diesem Punkt die Frage gestellt: "Wo waren aber die Klöße?" Also habe er sich auf die Spuren der Kartoffel und Klöße gemacht und dabei festgestellt, dass es bereits - allerdings in Thüringen - im Jahre 1770 das erste Rezeptbuch mit Klößen gab.
Olaf Schmidt wird weiter eingehen auf die politische Situation in Tettau zwischen und nach den beiden Weltkriegen. Damals als die USPD über 80 Prozent bei den Wahlen erreicht hat, auf die Gründung der KPD, auf die Glashütten und er wird einen Ausblick geben und auf die aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, auf den demografischen Wandel eingehen und Empfehlungen geben.
Bei der Frage, wie denn die Herausforderungen in seinem Geburtsort bewältigt werden können, ist etwas Nachdenklichkeit aus seiner Stimme zu entnehmen.
"Die Situation ist schwierig, aber es wurden die richtigen Ansätze gemacht". Damit meint der Präsident unter anderem die Realisierung des Tropenhauses, die Aktion "Made in Tettau". Bei diesem Projekt sind Studenten eingebunden, die nach Lösungen suchten und bereits Vorschläge unterbreitet haben, wie die Leerstände in Tettau wieder mit Leben erfüllt werden könnten.
Und eines ist für Olaf Schmidt auch klar: In 500 Jahren wird vieles anders sein in Tettau. Und trotz allem ist er zuversichtlich: "Tettau wird Zukunft haben, denn die Technik in den Betrieben ist hochmodern, die Leute sind kreativ. Die Tettauer sind es gewohnt Krisen zu bewältigen und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen."
Wie viele Stunden er mit Recherchen und der Zusammenstellung seines Vortrages verbracht hat, das kann Olaf Schmidt nicht sagen. Aber es habe ihm Spaß gemacht, denn schon von Kindheit an habe er sich für Geschichte interessiert. Und: "Es war für mich eine Ehre, als Mitglieder des Festausschusses auf mich zukamen und mich fragten, ob ich einen Vortrag halte!" Über das Ergebnis dürfen sich die Tettauer und die Besucher nun freuen.