Straßenkunst in den Startlöchern

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Bald klingt es wieder in Bambergs Straßen (hier ein Archivbild vom Fête de la musique im Sand). Foto: Barbara Herbst
Bald klingt es wieder in Bambergs Straßen (hier ein Archivbild vom Fête de la musique im Sand). Foto: Barbara Herbst

Ab 15. Juli sollen Musik und Kunst in der Innenstadt wieder zu ihrem Recht kommen. Darin ist sich der Kultursenat einig, der nun erstmal in der neuen Stadtratsperiode getagt hat.

Das Leben in der Stadt blüht auf: In Bamberg wird es ab 15. Juli mehr Musik und Kunst auf den Straßen geben. Das hat der Kultursenat am Donnerstag einstimmig beschlossen. Der Antrag von Grünes Bamberg, Volt, ÖDP und SPD, welcher einen "Sommer der Straßenkunst" einläuten möchte, sieht vor, dass bis Ende Oktober unter der Woche von 9 bis 19 Uhr an bis zu acht Standorten Kultur stattfindet. Das Gebiet liegt zwischen Kettenbrücke und Langer Straße. Zuvor waren nur drei Standorte möglich. Nur Sonn- und kirchliche Feiertage sind auf Wunsch der CSU ausgenommen, wenn bis zu sechs Kulturschaffende pro Standort musizieren, dichten, gaukeln oder Theater spielen dürfen.

"Wir wollen, dass die Kulturschaffenden wieder die Möglichkeit haben, aufzutreten und Geld zu verdienen", stellt Michael Schmitt, kulturpolitischer Sprecher, klar. Ob es denn möglich sei, die Gebühren für die Künstler zu erlassen, will BaLi-Stadtrat Stephan Kettner wissen, um den Kulturschaffenden weiter entgegenzukommen. Die Stadtverwaltung prüfe, inwieweit eine Erleichterung möglich sei, aber ein genereller Erlass sei haushaltstechnisch nicht drin. Kulturschaffende aus der Region sollen Vorrang bei der Vergabe bekommen.

Stolze 17 Punkte stehen auf der Tagesordnung. Es ist schließlich die erste Sitzung im Jahr 2020. Nach Kommunalwahl und Corona-Wirren hat sich manches angestaut. So viel, dass SPD-Mann Klaus Stieringer für fünf statt drei Sitzungen im Jahr plädiert, um der Wichtigkeit von Kultur, Bildung, Sport und Schulen gerecht zu werden.

Umfangreichster - und vermutlich am meisten erwarteter - Antrag war das Maßnahmenpaket zu "Kultur braucht Raum", welches von Grünen, Volt, ÖDP und SPD aufgelegt wurde. Erst nach drei Stunden Sitzungsdauer - im Publikum applaudierten nur noch zwei Leute - verhandelten die zwölf Senatsmitglieder über die sieben Einzelanträge, die neben einfacheren Verfahren und Richtlinien für Kultur auf öffentlichen Plätzen auch die Öffnung von städtischen Räumen wie der VHS oder der Musikschule für die freie Kulturszene forderte. Des Weiteren soll im Kesselhaus der Kunstraum Jetzt e.V. weiter wirken können und mit einer Machbarkeitsstudie das Potenzial des Gebäudes dargelegt werden. Zudem sieht das Antragspapier nicht nur ein neues Proberaumzentrum für Bands vor, sondern will auch schneller "Kultur auf die Kaserne" bringen. Und das Leerstandsmanagement der Stadt soll in Gang kommen, um für soziale und kulturelle Initiativen Räume zu erschließen. Nicht zuletzt brauche es Fortschritt beim Kulturentwicklungsplan, für den Schmitt bereits seit Jahren als Kulturschaffender und Teil des Orgateams des Kontaktfestivals streitet.

Kulturstrategie 2025

Schmitt war schon überrascht, dass der umfangreiche Text noch jetzt vor der Sommerpause im Senat gelandet ist. Jedoch waren die Antworten der Verwaltung für ihn nicht ausreichend. "Das Kulturamt braucht mehr Personal, um den Kulturentwicklungsplan dauerhaft auch umsetzen zu können", ist sich der Kultursprecher sicher. Hier will die Verwaltung bis Anfang 2021 den Stadtratsmitgliedern eine Kulturstrategie 2025 vorlegen. Auch beim Kesselhaus sieht Schmitt Nachbesserungsbedarf: Er fordert eine Verlängerung des aktuellen Nutzungsvertrages des Vereins um vier Jahre. Anders als vermutet ist das bisherige Fehlen eines Brandschutzkonzeptes kein Grund, die Nutzung im bisherigen Umfang nicht fortzuführen. Man erwarte vonseiten der Verwaltung in zwei Monaten Klarheit zum Brandschutzkonzept.

"Wer ist zuständig für die Entwicklung von Posthalle und Reithalle?", fragt Volt-Stadtrat Hans-Günter Brünker mit Blick auf die Lagarde-Kaserne. Hier würden andauernd Zuständigkeiten hin und her geschoben werden, aber die Entwicklung bliebe auf der Strecke. Momentan sei die Stadtbau GmbH damit beschäftigt, in der nächsten Aufsichtsratssitzung im Juli darüber zu entscheiden, ob die städtische Tochter zuständig ist.

Ein Umstand, den auch Claudia John von den Freien Wählern nicht gut findet und den Schmitt nicht so stehen lassen will: "Es ist dringend notwendig, einen runden Tisch mit den Kulturschaffenden und der Stadtverwaltung ins Leben zu rufen mit der Frage, ob die Stadtbau der richtige Akteur für die Entwicklung ist."

Spätestens im Oktober wird die Verwaltung zu allen Themen des Maßnahmenpakets einen neuen Stand mitteilen. Bis dahin kehrt hoffentlich auch etwas kulturelle Normalität ein.