Straße soll keine Todesfalle sein

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Gefährliche Amphibienwanderung Foto: Herbert Stadelmann
Gefährliche Amphibienwanderung  Foto: Herbert Stadelmann

Der Bau- und Wirtschaftsausschuss empfiehlt eine Amphibienschutzmaßnahme auf der Kreisstraße BA 27 zwischen Seigendorf und Ketschendorf. Die Kosten sollen rund 70 000 Euro betragen.

Wenn die Nächte im Frühjahr milder werden, machen sich Kröten und andere Amphibien alljährlich in Scharen zur Wanderung auf. Die Gründe hierfür liegen in der Fortpflanzung der Amphibien. Die weiblichen Kröten suchen hierzu den Tümpel auf, an dem sie selbst geschlüpft sind, und wo sie geeignete Lebens- und Wachstumsbedingungen vorgefunden haben. Allerdings ist der Weg dorthin, den die Tiere übrigens mittels eines speziellen Organs im Gehirn finden, mit Risiken verbunden. Die größte Gefahr für die Kleintiere besteht, wenn sie Straßen überqueren müssen. Denn es gibt nicht allerorts entsprechende Schutzmaßnahmen wie Tunnels. Daher werden viele Tausende von ihnen überfahren.
Auch im Landkreis Bamberg gibt es zahlreiche Straßen, die Erdkröten und andere Amphibien auf ihrem Weg zum Laichgebiet überwinden müssen. Eine davon ist die Kreisstraße BA 27 zwischen den Hirschaider Ortsteilen Seigendorf und Ketschendorf. Eine bauliche Lösung - etwa einen Tunnel für die Tiere - gibt es hier noch nicht, obwohl jährlich nach Angaben von Tierschützern um die 1000 Erdkröten sowie unter anderem Springfrösche die Straßenseite wechseln. Damit ist die Straße zwar nicht der größte Übergang im Landkreis, aber einer der Größeren.


Immer weniger Helfer

"Bisher werden die Tiere jährlich mit Fangzäunen vom Überqueren abgehalten. Danach werden sie von vielen ehrenamtlichen Helfern eingesammelt und über die Straße getragen", erläuterte Landrat Johann Kalb (CSU) in der jüngsten Sitzung des Bau- und Wirtschaftsausschusses. Das habe bisher immer relativ gut funktioniert. Allerdings würden die Helfer immer älter, und es fänden sich von Jahr zu Jahr stets weniger, die bereit seien, die nicht ganz ungefährliche Aufgabe des "Krötentransportes" zu übernehmen. Daher wäre es am sinnvollsten, im Zuge der bevorstehenden Straßensanierungsmaßnahmen eine stationäre Amphibieneinrichtung zu schaffen.


Zuschuss von 50 Prozent

Von der Verwaltung vorgeschlagen wurde auf einer Länge von rund 400 Metern der Einbau von drei Tunneln aus Stahlbetonfertigteilen. Die Amphibien selbst sollen mit fest installierten "Leitplanken" zu den Tunneln gelotst werden. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei maximal 70 000 Euro. Die Regierung von Oberfranken hat einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent in Aussicht gestellt.
Doch nicht alle Mitglieder des Bau- und Wirtschaftsausschusses waren über die Amphibienschutzmaßnahme begeistert. So kritisierte beispielsweise Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) die enormen Kosten. "Ich habe hier ein Problem zuzustimmen, obwohl die Maßnahme mein Gemeindegebiet betrifft. Aber für die Summe können wir den Vereinen viel Geld zahlen, damit sie die Tiere auch weiterhin über die Straße tragen", wendete er ein. Zumal die Straße mit rund 3000 Fahrzeugen nicht zu einer viel befahrenen zähle. Daher werde er dagegen stimmen.


Verbindung mit Straßensanierung

Der Landrat hingegen warnte davor, die Maßnahme jetzt zu verschieben. Denn in zehn Jahren könnte es vielleicht keine Freiwilligen mehr geben. Zudem könne man derzeit die Maßnahme optimal mit der Straßensanierung kombinieren.
Ausschussmitglied Michael Sitzmann (FW/ÜWG) vertrat die Meinung, die Tunnel jetzt zu errichten, zumal es auch noch staatliche Zuschüsse gebe. Peter Ludwig fiele es zwar in Anbetracht der hohen Kosten auch nicht leicht, der Maßnahme zuzustimmen, er werde es aber dennoch tun.
Am Ende stimmte der Ausschuss dem Bau eines Amphibienschutzes mit einer Gegenstimme (Klaus Homann) zu.
Im Landkreis Bamberg gibt es 15 Kreisstraßen, die von Amphibien jährlich überquert werden. Zwei davon östlich von Dorgendorf (Gemeinde Baunach) und südöstlich von Unterköst (Gemeinde Pommersfelden) werden nicht geschützt. Fest installierte Tunnellösungen gibt es bisher nur zwischen Zapfendorf und Kirchschletten. Alle anderen Straßenzüge werden mit mobilen Zäunen bzw. Stopprinnen geschützt.