Stattliches Haus mit langer Geschichte

2 Min
Der Fachwerkbau entstand Ende des 17. Jahrhunderts. Fotos: Manfred Welker
Der Fachwerkbau entstand Ende des 17. Jahrhunderts. Fotos: Manfred Welker
Ein Schild weist noch auf die Büttnerei Maydt hin.
Ein Schild weist noch auf die Büttnerei Maydt hin.
 

In dem Anwesen in der Hauptstraße 40 wurden einst die Fässer für die Herzogenauracher Brauereien hergestellt. Auch eine Gerberei war dort beheimatet. Heute kennen die Kunden den Fachwerkbau als Haushaltswaren Maydt.

Eines der markanten Häuser der Herzogenauracher Hauptstraße beherbergt das Haushaltswarengeschäft Maydt. Das Anwesen hat eine lange Geschichte. Nachdem mehrere Generationen von Gerbern dort ihrer Profession nachgingen, war darin eine Büttnerei beheimatet.

Das Anwesen lag am sogenannten Hohen Pflaster, der Hauptverkehrsstraße von Herzogenaurach, die jetzt als Hauptstraße tituliert wird. Diese Ost-West-Richtung musste von den meisten Fuhrleuten benutzt werden. Daher konnte man es getrost als beste Geschäftslage bezeichnen, dort lagen die wichtigsten Gasthäuser, waren die Bierbrauer, Bäcker und Metzger ansässig. Das Anwesen der Maydts lag aber auch im Stadtviertel der Kalchgrube, dieser Stadtteil feierte ehemals eine eigene Kerwa, die etwa in der Brauerei Zimmerer oder in der Frischen Quelle begangen wurde.

Traufseite zur Hauptstraße

In den Jahren des Wiederaufschwungs nach dem Dreißigjährigen Krieg, vor allem im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, entstanden daher die stattlichen Bürgerhäuser mit Fachwerkgiebeln, meist zur Straßenseite hin, die auch heute noch das Bild der Hauptstraße prägen. Nicht immer handelte es sich um Neubauten, häufig waren es Umbauten und Erweiterungen von bereits bestehenden Anwesen.

Für das Anwesen mit der Adresse Hauptstraße 40 entschieden sich die Bauherren dafür, den Giebel mit dem Schopfwalm in der Steggasse zu errichten, sodass die breitere Fachwerkfront der Traufseite des Anwesens sich zur Hauptstraße hin öffnet. Luitpold Mayer konnte aufgrund einer Renovierung in den 1940er Jahren durch das Malergeschäft Wernbeck und Sieber das Erbauungsjahr des Fachwerkgiebels in das Jahr 1690 datieren.

Das Maydt-Anwesen, Hauptstraße 40, war ehemals ein Gerbershaus. Hier wurde aus der Haut von Rindern, Ziegen und Schafen durch Gerben Leder hergestellt, das für viele Zwecke Verwendung fand. Vor allem wegen der günstigen Abflussmöglichkeit des Wassers, das zum Waschen und Klären des Leders Verwendung fand, durch die Steggasse in die Aurach hatte sich an der Ecke Hauptstraße und Steggasse eine Weißgerberei angesiedelt.

Gerber und Politiker

Besitzer war im Jahr 1700 der Weißgerber Ambrosius Maydt, der zahlreiche Ehrenämter der Stadt Herzogenaurach bekleidete, 1728 zum jüngeren Bürgermeister (entspräche dem heutigen Zweiten Bürgermeister) avancierte und 1732 sowie 1737 als älterer Bürgermeister (entspräche dem heutigen Ersten Bürgermeister) genannt ist und dadurch maßgeblich die Geschicke der Stadt Herzogenaurach leitete.

1750 war Ludwig Maydt der Besitzer, 1757 der Weißgerber Konrad Maydt und 1785 dessen gleichnamiger Sohn Konrad Maydt. Es folgten 1804 ein Johann und 1818 wiederum ein Konrad Maydt, die ebenfalls das Weißgerberhandwerk betrieben. Im Besitz der Familie war auch der sogenannte Maydtsgarten am Köpfwasen. Sein Nachfolger war 1869 Andreas Maydt, dem Fritz folgte, dann Andreas Maydt, der als Büttnermeister wirkte.

Im Jahr 1909 wurde zusätzlich zur Weiß- und Schwarzbüttnerei ein gemischtes Warengeschäft eröffnet. Die Büttnerei blieb aber ein wichtiger Bestandteil, so die Anfertigung von "Kraut- und Fleisch-Schäffer" in allen Größen. Aber auch Reparaturarbeiten wurden von der Firma Maydt durchgeführt.

Das Sortiment ändert sich

Die Weiß- und Schwarzbüttnerei von Andreas Maydt in der Hauptstraße 40 stellte außerdem hauptsächlich die Fässer für die Herzogenauracher Brauer her. Nach dem Auspichen der Fässer wurden sie von der Hauptstraße bis zur Einmündung des Dambach und wieder zurück gerollt, sodass sich das Pech im Fassinneren gut verteilte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg firmierte das Geschäft als Andreas Maydt Nachfolger und wurde von Karl Maydt und seiner Schwester Maria Naguschewski geführt. Im Angebot hatten sie auch "Elegante Kinder- und Sportwagen, Kinderstühlchen, Leiterwagen, Kinderbetten und Korbwaren". Mit ihren Produkten war die Büttnerei Maydt bei der Handwerker- und Gewerbe-Ausstellung im Mädchenschulhaus aus Anlass des Stadtjubiläums im Jahr 1949 vertreten. Die Büttnerei wurde wegen zurückgehender Aufträge noch zur Zeit von Karl Maydt aufgegeben und der Hauptschwerpunkt auf die Haushaltswaren gelegt. Das Geschäft firmiert inzwischen als Haushaltswaren Maydt.