Statt Treppen sollen Rampen her

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Für Georg Meißner (im Rollstuhl), den Behindertenbeauftragten der Stadt Lichtenfels, geht es am Bad Staffelsteiner Bahnhof an der Unterführung zu Gleis 2 nicht weiter. Er schaute sich mit Irmgard Badura, Emmi Zeulner, Hans-Josef Stich, Walter Mackert und Jürgen Kohmann (von links,) die Barrierefreiheit am Bahnhof an. Fotos: Thomas Heuchling
Für Georg Meißner (im Rollstuhl), den Behindertenbeauftragten der Stadt Lichtenfels, geht es am Bad Staffelsteiner Bahnhof an der Unterführung zu Gleis 2 nicht weiter. Er schaute sich mit Irmgard Badura, Emmi Zeulner, Hans-Josef Stich, Walter Mackert und Jürgen Kohmann (von links,) die Barrierefreiheit am Bahnhof an. Fotos: Thomas Heuchling
Helga Gegenfurtner, Behindertenbeauftragte von Ebensfeld, zeigt an einem Fahrkartenautomaten der Bahn am Ebensfelder Bahnhof, dass es nicht nur um Rampen und Fahrstühle geht. Aus ihrem Rollstuhl kann sie am Display nichts erkennen und das Gerät auch nicht bedienen.
Helga Gegenfurtner, Behindertenbeauftragte von Ebensfeld, zeigt an einem Fahrkartenautomaten der Bahn am Ebensfelder Bahnhof, dass es nicht nur um Rampen und Fahrstühle geht. Aus ihrem Rollstuhl kann sie am Display nichts erkennen und das Gerät auch nicht bedienen.
 

Bahnhöfe  Seit langem kämpfen Bad Staffelstein und Ebensfeld um die Barrierefreiheit an ihren Bahnhöfen. Die Bahn ist dazu bisher nicht bereit. Ein Besuch der Bayerischen Behindertenbeauftragten soll nun frischen Wind in die Angelegenheit bringen.

von unserem Redaktionsmitglied 
Thomas Heuchling

Bad Staffelstein — Wenn es um barrierefreie und behindertengerechte Bahnhöfe geht, dann sitzen die Entscheidungsträger in Berlin und München. Die Probleme mit eingeschränkten Zugängen zu den Bahnsteigen haben jedoch die Kommunen vor Ort. So auch in Bad Staffelstein und Ebensfeld. Die Situation dort hat sich Irmgard Badura, die bayerische Behindertenbeauftragte, zeigen lassen. In Begleitung der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU) besuchte sie am Freitag die beiden Bahnhöfe.
Neben ihr waren auch die Bürgermeister und lokalen Behindertenbeauftragten gekommen. In Bad Staffelstein erklärte Bürgermeister Jürgen Kohmann (CSU) die Ausgangslage: Es gebe keine Chance für Gehbehinderte, auf Gleis 2 zu gelangen. 2018 bestehe die Aussicht, in die Planungen der Bahn zu kommen.
Dabei erfüllt Bad Staffelstein die Voraussetzungen: "Die Ein- und Aussteigerzahl ist größer als 1000, so dass prinzipiell eine Förderfähigkeit gegeben ist", so ein Bahnsprecher. Trotzdem wurde die Kurstadt für den fünfjährigen Zeitraum vor 2018 von der Bahn nicht berücksichtigt. "Die 1000-Zahl ist das Eine, Orte besonderer Bedeutung, sind das Andere. Ich nenne Bad Staffelstein immer als Beispiel für Oberfranken, wenn ich jemanden von der Bahn treffe und es ums Thema Barrierefreiheit geht", betonte Badura. Man müsse vor 2018 mit den Planungen anfangen, damit es dann schnell gehe, sagte Zeulner.
Die besondere Situation in der Kurstadt fasste Walter Mackert, Staffelsteins Behindertenbeauftragter, zusammen: "Es gibt zwei Rehakliniken und die Therme. Bei uns ist die Zahl der Gehandicapten größer. Es geht nicht nur um Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator."

Schiefe Ebene und ein Fahrstuhl

Zwei Varianten gibt es bereits für den Bahnhof. Erstere bestehe aus einer langgezogenen schiefen Ebene vom Bahnhofsvorplatz in die Unterführung. Dort würde dann ein Fahrstuhl auf den Bahnsteig fahren - Kosten rund 750 000 Euro, erklärte Kohman. Variante zwei wäre mit über einer Million Euro und höheren Wartungskosten durch zwei Fahrstühle weniger realistisch. Auch Irmgard Badura hielt die Lösung mit der schiefen Ebene für geeigneter und bei der Bahn auch für durchsetzbarer.

Endstation Treppe

Was es bedeutet, am Staffelsteiner Bahnhof mit dem Rollstuhl unterwegs zu sein, zeigte sich bei Georg Meißner, dem Behindertenbeauftragten der Stadt Lichtenfels, der selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist. Denn als die Gruppe in die Unterführung gehen wollte, um den Aufgang zu Gleis 2 und den Weg Richtung Obermain-Therme zu besichtigen, war für Meißner Schluss - an der obersten Treppenstufe war Endstation.
Meißner ärgert es, wenn bei solchen Themen immer nur von einem Rollstuhlfahrer die Rede ist. Es gehe um viel mehr Menschen, betonte er. Auch er plädierte für die Lösung mit der Ebene: "90 Prozent der Rollstuhlfahrer haben eine Begleitperson dabei, da kann eine Rampe überwunden werden."
Auch für die Behindertenbeauftragte Badura ist es schwer, am Staffelsteiner Bahnhof die Treppen zu nutzen. Aufgrund einer Netzhauterkrankung ist sie fast blind. Sie hakte sich bei Emmi Zeulner ein.

Ebensfeld wird erneut geprüft

Von Bad Staffelstein ging es mit dem Auto zum Ebensfelder Bahnhof. Dort ist die Ausgangslage eine andere. Die Gruppe fand sich zwischen dem Gleis und dem alten Bahnhofsgebäude ein. "Dort, wo wir jetzt stehen, werden in Zukunft die neuen ICE-Gleise lang laufen", erklärte Bürgermeister Bernhard Storath (CSU) und fügte an: Der neue Bahnsteig in Fahrtrichtung Bamberg werde dann nur noch über Treppen erreichbar sein - eine Verschlechterung zur akuellen Situation. Bei Storath und allen Anwesenden herrschte Unverständnis darüber, dass die Bahn etwas neu baue, aber nicht barrierefrei. Mehrfach wurde an die Aussage von Ministerpräsident Horst Seehofer, Bayern bis 2023 barrierefrei zu machen, erinnert. Auch in Ebensfeld wird - außer von der Bahn - eine Rampenlösung favorisiert. Emmi Zeulner hatte diesbezüglich gute Nachrichten. Sie habe mit Christoph Anhalt, dem verantwortlichen Projektingenieur der Deutschen Bahn, gesprochen. Dieser versprach ihr eine erneute Prüfung. "Wir wollen eine Rampe, wir werden darum kämpfen", sagte Zeulner. Auch Badura bekräftigte ihren Einsatz für Ebensfeld: "Sie haben mich an Ihrer Seite."