Dietrich, die Piaf bemuttern und beschützen will, kann nicht verhindern, dass Edith immer wieder in Depression, Alkohol- und Drogenabhängigkeit zurückfällt. Piafs größte Liebe, der berühmte, aber verheiratete französische Boxer Marcel Cerdan, ein mächtiger Mann "mit dem Herzen eines Heiligen" ist ihr Halt und Hoffnung.
Cerdan begibt sich 1949 zur Vorbereitung seines Kampfes gegen den Amerikaner La Motta um seinen verlorenen Weltmeistertitel ins Trainingslager, während Edith zu einem Gastspiel in New York weilt. Kaum in New York gelandet, wird sie von einer starken Sehnsucht geplagt und sie überredet Cerdan, ihr nachzureisen. Er kommt nie an: Das Flugzeug zerschellt am 28. Oktober 1949 auf der Azoreninsel Sáo Miguel.
Grenzsituation
Marlene ist es, die ihr die Todesnachricht überbringt und sie bittet, das abendliche Konzert abzusagen. Zu schmerzhaft muss der Tod des Geliebten für Edith sein und Marlene fürchtet, dass die zierliche, gesundheitlich angeschlagene Piaf dieses Konzert nicht durchsteht.
Doch Piaf tritt mit Medikamenten gedopt auf und gibt das beste Konzert ihres Lebens. Begleitet vom tobenden Applaus und stehenden Ovationen des Publikums singt sie die "Hymne á l´amour" mit den zentralen Zeilen "wenn du stirbst, sterbe ich auch". Das hatte sie selbst geschrieben, wenige Monate vor dem Unglück.
In den Fängen der Sucht
Piaf verfällt immer mehr dem Alkohol und den Drogen, von Selbstvorwürfen zerfressen, weil sie Cerdan zum Flug gedrängt hatte; bis sie von ihrer großen Freundin Marlene resigniert aufgegeben wird.
Marlene Dietrich sieht Piaf erst 1963 wieder an deren Totenbett. Sie zeigen sich die zur Zeit ihrer Freundschaft gegebenen Geschenke, ein Zettel von Edith "Marlene, vergiss nie, dass ich dich liebe" und ein Goldkettchen von Marlene an Edith. Beide haben diese Belege, gegeben in den Tagen ihrer Freundschaft, zeitlebens aufbewahrt.
Geteiltes Schicksal
Der Schluss des Stücks zeigt die 90-jährige Marlene Dietrich, seit Jahren vereinsamt und ebenfalls dem Alkohol und den Drogen verfallen in ihrer Pariser Wohnung. Sie wird von Edith abgeholt und behutsam über die Schwelle des Todes geleitet.
Das ergreifende sowohl musikalisch als auch mimisch perfekt dargebrachte Musiktheater erfreute die Herzen der Zuschauer in der voll besetzten Kaiserpfalz. In weiteren Rollen glänzten Anna-Parisca Burwitz und Malte Berwanger. Erwähnenswert auch die perfekte instrumentale Begleitung der eindringlichen Gesangsnummern.