Sozialwahlen in den Fokus genommen

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ACA-Landesvorsitzender Dieter Wagner (rechts) informierte beim Kreisverbandsausschuss der KAB Kronach-Hof in Wilhelmsthal über die Sozialwahlen. Links Kreisvorsitzender Günter Romig und Diözesansekretärin Maria Gerstner. Foto: hs
ACA-Landesvorsitzender Dieter Wagner (rechts) informierte beim Kreisverbandsausschuss der KAB Kronach-Hof in Wilhelmsthal über die Sozialwahlen. Links Kreisvorsitzender Günter Romig und Diözesansekretärin Maria Gerstner. Foto: hs

Beim Kreisverbandsausschuss des KAB-Verbands Kronach-Hof informierte der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmer-Organisationen ...

Beim Kreisverbandsausschuss des KAB-Verbands Kronach-Hof informierte der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmer-Organisationen (ACA), Dieter Wagner, über die anstehenden Sozialwahlen. Es entbrannte eine rege Diskussion zum Thema Rente.
"Sozialwahl? Hab ich noch nie gehört!" Obwohl es sich dabei - nach den Europa- und Bundestags-Wahlen - um Deutschlands drittgrößte Wahl handelt, ist dies häufig zu hören. Das will die KAB ändern. Auch der KAB-Kreisverband Kronach-Hof stellte die Thematik in den Mittelpunkt seines Kreisverbandsausschusses im KAB-Haus in Wilhelmsthal. Ausführlich informierte ACA-Landeschef Wagner über Hintergründe und Bedeutung dieser so wichtigen Wahlen. Sie finden heuer vom 10. April bis 31. Mai statt.
"Der christlichen Sozialethik soll in Politik und Gesellschaft Gehör verschafft werden", appellierte Wagner. "Die gesetzliche Sozialversicherung ist selbstverwaltet - das heißt, Versicherte haben ihre eigenen Parlamente. Diese beschließen über den Haushalt und die Gestaltung neuer Leistungen, berufen den Vorstand und entscheiden beispielsweise auch über Fusionen", verdeutlichte Wagner. Forderungen der ACA seien unter anderem eine Verhinderung von Altersarmut, einer Zwei-Klassen-Medizin wie auch Krankheit als Armutsrisiko. Weiter fordere sie eine Sicherstellung der Lebensleistung im Alter durch die Rente, den Ausbau der Anerkennung von Kindererziehungszeiten sowie die Entwicklung präventiver Maßnahmen, um psychische Erkrankungen zu verhindern. In der Pflegeversicherung fordert man eine deutlich Anhebung der Leistungen in der ambulanten Pflege, eine kostenfreie, gleichwertige und qualitative Ausbildung der Pflegeberufe, eine Erhöhung der Fachkräftequote, einen verbesserten verbindlichen Personalschlüssel sowie ein neues Bewertungssystem wie auch unangemeldetes Kontrollsystem für Pflegeeinrichtungen.
"Wir müssen die Menschen mobilisieren, zur Wahl zu gehen", bat Wagner. Bislang sei das Wahlergebnis für die ACA im Raum Bamberg immer sehr gut gewesen. Im Bereich Kronach sei sogar der höchste Anteil aller Wähler überhaupt zu verzeichnen gewesen. Mit der Stimmabgabe stärke man den ehrenamtlichen Vertretern den Rücken. "Die Versichertenberater geben der KAB ihr Gesicht", würdigte Wagner.


Heinz Hausmann gewürdigt

In diesem Zusammenhang würdigten er und Diözesansekretärin Maria Gerstner das große Engagement der Rentenberater Andreas Jakob aus Gifting und Heinz Hausmann aus Kronach. Beide waren kürzlich seitens der DRV Nordbayern beziehungsweise des bayerischen Sozialministeriums für ihr jahrzehntelanges, ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden. Jakob ist von Anfang an, seit 1976, dabei. Hausmann wurde für 36-jährige ehrenamtliche Tätigkeit als Versichertenberater im Widerspruchsausschuss und als stellvertretendes Vorstandsmitglied in der Selbstverwaltung geehrt.
In der Diskussion verwies KAB-Kreisvorsitzender Günter Romig auf die deutlich schlechtere Altersversorgung deutscher Rentner im Vergleich zu österreichischen. Wagner forderte eine Weiterentwicklung der Rentenversicherung aufgrund veränderter Gegebenheiten. "Früher haben viele mit 14 Jahren mit dem Arbeiten begonnen, heute sind nicht wenige - nach ihrem Studium - schon um die 30 Jahre", so Wagner. Diese Zeit fehle ebenso wie die verkürzte Lebensarbeit, und wer könne schon - wie gefordert - bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten? Man brauche eine ordentliche gesetzliche Rentenversicherung, wobei er eine Privatisierung der Altersvorsorge strikt ablehnte. Angeprangert wurde auch der höhere Rentenanspruch von Beamten - bei einem Höchstversorgungssatz von 72 Prozent des ehemaligen Bruttoverdienstes im Vergleich zu Arbeitern und Angestellten von 47 Prozent.
Ehrenvorsitzende Gabriele Zeuß zeigte sich enttäuscht, dass man vom KAB-Cappuccino-Rentenmodel nichts mehr höre. Ein großes Thema sei - so Mathilde Hutzl - die Altersarmut, bedingt durch Minijobs oder Zeitverträge. Hier liege vieles im Argen, da diese Menschen erst noch ins Rentenalter kämen. Dem pflichtete Hausmann bei. Der Mindestlohn von 8,50 Euro ergebe bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von monatlich 170 Stunden einen Bruttolohn von 1445 Euro. Nach den Abzügen errechnet sich ein Rentenanspruch von 565 Euro, wenn man 45 Jahre arbeite. "Mindestlohn gibt Mindestrente. Die Leute sind verurteilt, Sozialhilfe zu beantragen", prangerte er an.
Kreisvorsitzender Günter Romig würdigte im Übrigen die Verdienste des im November verstorbenen Ehrenmitglieds Georg Burger, der aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste 1994 die KAB-Ehrennadel in Gold - die höchste Auszeichnung des Diözesanverbands - erhalten hatte.
Heike Schülein