Der Konzern, zu dem das Werk Ebermannstadt gehört, ist in den letzten Jahren in die Verlustzone gerutscht. Personalabbau soll die Produktionskosten drücken. In einem Jahr mussten 92 der einst 570 Beschäftigten gehen.
Josef Hofbauer
508 Mitarbeiter waren zum 31. Oktober bei Kennametal in Ebermannstadt beschäftigt. Doch ein erheblicher Teil dieser Arbeitsplätze ist in Gefahr. Seit einem halben Jahr ist von Personalabbau und Stellenstreichungen die Rede. "Die Verunsicherung ist groß", bestätigt Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE), Ebermannstadt.
Matthias Gebhardt von der IG Metall Bamberg und der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Thomas Bauernschmitt warnen gar vor einem Mitarbeiterschwund, der die Existenz des Zweigwerkes bedrohen könnte. "So etwas wie in den USA, als ein Werk wegen der Vielzahl der gewollten Kündigungen nicht mehr produzieren konnte, darf bei uns nicht passieren", unterstreicht Gebhardt, der von einer zweiten Entlassungswelle bei Kennametal spricht.
Im vergangenen Jahr seien bereits 52 Mitarbeiter durch Vorruhestand, Altersteilzeit und Aufhebungsverträge abgebaut werden. 14 Mitarbeiter seien freiwillig gegangen oder hätten Kündigungsverträge unterschrieben. Weitere 26 sollen bis 31. März folgen. "Das ist eine Rückführung der Beschäftigten-Zahl binnen eines Jahren um fast hundert Mitarbeiter", ein Aderlass für den Standort, findet Gebhardt.
Diesen Entlassungen stünden jede Menge Überstunden gegenüber. Damit könnten bei einer 35-Stunden Woche, wie sie bei Kennametal gilt, 50 Mitarbeiter ein ganze Jahr beschäftigt werden, rechnet Thomas Bauernschmitt vor. Er bedauert: Den Mitarbeitern fehle die Orientierung. In den letzten Jahren, als das Unternehmen in die Verlustzone rutschte, sei viel zu viel ausprobiert worden. "Es ging darum, die Vorgaben aus Pennsylvania, dem Sitz des Konzerns zu erfüllen", klagt Gewerkschafter Thomas Gebhardt, der auch im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt. Entwicklungen seien verschlafen, zumindest aber nicht mit der notwendigen Konsequenz vorangetrieben worden.
Hausgemachte Fehler?
Die Folge: Der Markt, in dem Kennametal bislang erfolgreich tätig war, sei gewachsen, doch gleichzeitig habe der Konzern Marktanteile verloren. "Hausgemacht", kritisert Gebhardt.
Deshalb machten sich die Mitarbeiter in Ebermannstadt Sorgen. "In den letzten 40 Jahren ging es noch nie so chaotisch zu wie zurzeit", klagt ein langjähriger Mitarbeiter. Durch die Kündigungen älterer Kollegen sei ein Verlust an Erfahrung eingetreten, findet der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Und: Es sei nicht einmal gewiss, ob die jungen Leute mit Zeitarbeitsverträgen weiterbeschäftigt würden. "Passiert das, berauben wir uns auch noch unserer Zukunft", so Bauernschmitt.
Kurz vor Alarmstufe rot
"Noch herrscht nicht Alarmstufe rot, aber wir stehen kurz davor", verdeutlicht Thomas Gebhardt, der einen klaren Restrukturierungsplan einfordert. Informationen dazu kämen aber nur sehr spärlich und tröpfchenweise. Die Mitarbeiter seien bereit, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen, unterstreicht Gebhardt. Aber dazu müsse jeder wissen, wo er anpacken solle.
Werkleiter Thomas Reindl, der sich Zeit seines Berufslebens mit Fertigungsoptimierung beschäftigt hat, und Produktionsleiter Tobias Greger wollten die Ausführungen der Gewerkschaftsvertreter am Telefon nicht kommentieren. Sie seien in Besprechungen, hieß es.
Die Pressesprecherin des Unternehmens, Gaby Mlnarik erklärt in neinem mit der US-Führung des Unternehmens, Generaldirektor Ronald M. DeFeo abgestimmten Schreiben: Es gehe um eine weltweite Restrukturierung des Unternehmens, das derzeit 12 000 Beschäftigte, davon 3100 in Deutschland habe.
Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten in den Endmärkten und der Tatsache, dass die Kosten im Verhältnis zum Ertrag deutlich zu hoch seien, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die Kosten dauerhaft zu senken, um profitabel sein zu können. Deshalb sollen rund 1000 Arbeitskräfte eingespart werden.
Andererseits seien aber auch Investitionen in einer Größenordnung von 350 Millionen US-Dollar geplant. Nun gehe es darum zu entscheiden, "wo investiert und wo Prozesse optimiert" werden sollen. Zu Ebermannstadt heißt es: Der Standort sei betroffen, Zahlen würden aber nicht bekannt gegeben.