aktion Hunderte kamen am Valentinstag auf den Bamberger Maxplatz, um sich für ein Ende der Gewalt gegen Frauen einzusetzen. Inmitten der Faschingszeit setzten die Teilnehmerinnen ein Zeichen.
von unserem Mitarbeiter Robert Wagner
Bamberg — "One Billion Rising" - zu Deutsch: Eine Milliarde erhebt sich. Unter diesem Motto steht die im Jahr 2012 ins Leben gerufene weltweite Aktion gegen Gewalt an Frauen. In Bamberg kamen am Valentinstag weit über 300 Menschen um 14.14 Uhr auf dem Maxplatz zusammen, um gemeinsam auf das weltweite Problem aufmerksam zu machen.
Zum zweiten Mal beteiligt sich damit auch ein Bamberger Aktionsbündnis an dem von der Amerikanerin Eve Ensler 2012 ins Leben gerufenen weltweiten Protest gegen Gewalt. Unter dem Motto "One Billion Rising" tanzten Frauen und Mädchen zu dem Lied "Break the Chain" ("Spreng die Ketten") von Tena Clark. Vereinzelt waren auch Männer unter den Tanzenden zu finden.
Marija Milana, Initiatorin und Mitorganisatorin der Aktion, freute sich über die Unterstützung. Nicht nur, weil sich erneut so viele Menschen auf dem Maxplatz einfanden, um ein Zeichen zu setzen.
Sondern auch, weil es seit vergangenem Jahr, als die Aktion in Bamberg erstmals stattfand, Solidaritätsbekundungen und Zuspruch für die Organisatorinnen um Milana gab. Beispielsweise auch von den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und des Landkreises, die den Tanzprotest nun erneut unterstützen.
"One Billion Rising": Unter diesem Titel wollen die Initiatoren auf die etwa eine Milliarde Frauen weltweit aufmerksam machen, die laut einer Studie der UN mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt werden. Demnach wäre fast jede dritte Frau betroffen. "Dabei ist jeder Fall einer zu viel" , sagt Marija Milana traurig.
Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt die Opferzahl sogar noch weitaus höher. So wurden laut einer Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) in manchen Ländern der EU Quoten von knapp 50 Prozent erreicht.
Das größte Problem - da sind sich die Organisatorinnen einig - ist die Tabuisierung des Themas. Trotz großem Leidensdruck scheuen viele Opfer den Gang zur Polizei. Und so bleiben sehr viele Fälle unbekannt und ungezählt.
Maria Schuster vom "Weissen Ring" Bamberg macht dafür unter anderem das fehlende Selbstvertrauen der Betroffenen verantwortlich. Außerdem verhindere die Sorge um die eigenen Kinder gerade bei häuslicher Gewalt den Gang zu den Behörden. Beim "Weissen Ring" in Bamberg, der sich um die Betreuung der Opfer von Verbrechen kümmert, standen im Jahr 2014 mehr als die Hälfte aller Fälle im Zusammenhang mit häuslicher oder sexueller Gewalt.
Laut Statistik ist die Situation in Europa und Deutschland kaum besser als in Ländern wie Indien oder Bangladesch.
Zwar standen laut Silke Gahn von der Bamberger Polizei "nur" 166 der über 5500 im Jahr 2013 behandelten und zur Anzeige gebrachten Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher und sexueller Gewalt. Doch auch die Polizeihauptkommissarin, die bis vor zwei Jahren selbst noch für den Bereich "häusliche Gewalt" zuständig war, verweist auf die sehr hohe Dunkelziffer. Bedenkt man, dass nur etwa jeder zehnte Fall von Gewalt an Frauen in Deutschland überhaupt zur Anzeige gebracht wird, verdüstert sich das Bild deutlich.
Sowohl Maria Schuster als auch Silke Gahn widersprechen auch der Vorstellung, Gewalt an Frauen wäre nur auf bestimmte Gruppen und Schichten beschränkt. Opfer gäbe es vielmehr überall - egal ob auf dem Land oder in der Stadt, egal ob in reichen oder armen Familien.
Deshalb, so Marija Milana, sei es auch so wichtig, die Solidarität zwischen und mit den Opfern zu fördern. Und vor allem, eine Öffentlichkeit für das Problem zu schaffen. Zumindest Letzteres ist den Organisatorinnen der Aktion "One Billion Rising" in Bamberg mit ihrem kreativen Tanzprotest erneut gelungen.