Sibelius bis Skrjabin in Coburg

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Vater der finnischen Kunstmusik: Jean Sibelius Fotos: Archiv
Vater der finnischen Kunstmusik: Jean Sibelius Fotos: Archiv
Alexander Skrjabin
Alexander Skrjabin
 
Carl Nielsen
Carl Nielsen
 
 

Musik  Kaum ist das Richard-Strauss- und Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Jahr Geschichte, warten schon die nächsten Jubiläen. Das Landestheater Coburg aber holt zunächst im Februar seine Huldigung an den Klangzauberer Strauss nach.

von unserem Redaktionsmitglied 
Jochen Berger

Coburg — Die Musik-Welt hat kurz Atem geholt nach dem jubiläumsreichen Jahr 2014. An Carl Philipp Emanuel Bachs 300. Geburtstag wurde in Coburg ebenso erinnert wie an seinen Zeitgenossen Gottfried August Homilius aus dem gleichen Anlass. Und selbstverständlich wurde Richard Strauss zum 150. Geburtstag landauf, landab ausgiebig gefeiert, auch wenn der 1864 in München geborene Klangzauberer derlei Jubiläen eigentlich gar nicht nötig hat, um Aufmerksamkeit zu finden.

"Salome" feiert Premiere

Das Landestheater, das unter anderem mit dem Schulprojekt "Compose Strauss" an den Komponisten und seine Tondichtung "Till Eulenspiegel" erinnerte, hat sich seinen gewichtigsten Beitrag zum Jubiläumsjahr ganz bewusst für 2015 aufgehoben. Am 7. Februar feiert Strauss' "Salome" als Neuinszenierung in der Regie von Tobias Theorell und unter der musikalischen Leitung von Roland Kluttig Premiere im Coburger Musentempel - erstmals wieder nach mehr als einem Vierteljahrhundert. Zuletzt hatte der damalige Intendant Ernö Weil das Werk als Eröffnungspremiere der Saison 1989/90 Ende September 1989 auf die Bühne gebracht. In der Titelrolle der Neuinszenierung ein Gast: Ute Döring, die in Coburg schon bei mehreren Auftritten nachhaltig beeindruckte.
Während Coburg sein nachträgliches Strauss-Geburtstagsgeschenk vorbereitet, bietet der diesjährige Kalender schon die nächsten Komponistenjubilare. Die prominentesten: Jean Sibelius und Carl Nielsen, beide ebenso vor 150 Jahren geboren wie Paul Dukas und Alexander Glasunow. Zudem erinnert die Musikwelt in diesem Jahr an den 100. Todestag von Alexander Skrjabin.

Klingendes Symbol

Sibelius und Nielsen haben mit ihren Werken der Musik ihres jeweiligen Heimatlandes zu anhaltender internationaler Aufmerksamkeit verholfen. Mehr noch: Jean Sibelius hat Finnland überhaupt erst auf der Landkarte der Musik sichtbar werden lassen. Seine symphonische Dichtung "Finlandia" wurde gar zum klingenden Symbol für die nationale Identität des lange Zeit von Russland beherrschten Landes. In Deutschland freilich hatte Sibelius sehr lange einen schweren Stand, wurde immer wieder polemisch attackiert. "Bis in meine Studienzeit wurde Jean Sibelius gerne als minderwertiger Komponist angesehen", sagte Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig im Vorfeld des 3. Sinfoniekonzerts Mitte Dezember, bei dem die 2. Symphonie von Sibelius eine umjubelte Aufführung im Landestheater erlebte. Denn während das Strauss-Jubiläum in der Vestestadt als Nachklang gefeiert wird, hat das Landestheater den Sibelius-Geburtstag bereits vorab gewürdigt.

"Der Zauberlehrling"

Die internationale Beachtung dänischer Musik ist untrennbar mit dem Namen Carl Nielsen verbunden, der wie Sibelius vor 150 Jahren geboren wurde. Sein umfangreiches Schaffen umfasst Sinfonien ebenso wie Kammermusik, Klaviermusik und Opern.
Paul Dukas, ebenfalls Jahrgang 1865, ist einer jener Komponisten, deren Bekanntheit postum fast ausschließlich mit einem einzigen Werk verbunden ist: in diesem Fall mit der 1897 entstandenen symphonischen Dichtung "Der Zauberlehrling" nach Goethes gleichnamiger Ballade. "Der Zauberlehrling" stand in Coburg zuletzt im Mai 2013 bei einem Kinderkonzert auf dem Programm.
Wie im Falle von Sibelius hat das Landestheater auch bei Alexander Skrjabin seine Huldigung bereits vorweggenommen. Skrjabin, an dessen 100. Todestag in diesem Jahr erinnert wird, war im September mit seiner Tondichtung "Le Poème de l"Extase" zu hören. Dieses Werk, 1908 in New York uraufgeführt, zeigt den Klangmystiker Skrjabin noch unverkennbar in der Nachfolge Richard Wagners. Aber schon hier wird spürbar, wie Skrjabin in seinem Schaffen Kunst, Philosophie und Religion verbindet.

Prophet der Moderne

Sein Werk fasziniert auch heute noch mit seinen prophetisch anmutenden Aspekten. Das gilt für seine freitonale Tonsprache wie für seine Experimente mit einem Farbenklavier beispielsweise in seinem letzten Orchesterwerk "Prométhée, le poème du feu". Im Konzertleben ist er heute nicht zuletzt mit seinen formal sehr frei gehaltenen Klaviersonaten präsent.
Prophetische Qualität besitzt auch heute noch das Schaffen von Edgard Varèse, an dessen 50. Todestag in diesem Jahr erinnert wird. Im Jahr 1883 in Paris geboren, wurde Varèse, der ab 1915 in New York lebte, zu einem der wichtigsten Vertreter avantgardistischer Musik. So experimentierte er früh mit elektronischer Musik und verband in seinen Werken Klänge und Geräusche.
Daneben bietet 2015 auch Gelegenheit, an Komponisten-Jubilare aus der zweiten Reihe zu erinnern. Vor 200 Jahren wurden Robert Franz und Robert Volkmann geboren. Während Franz vor allem mit seinen mehr als 350 Klavierliedern Aufmerksamkeit fand, schuf Volkmann ebenso Orchesterwerke (darunter zwei Symphonien, drei Serenaden) sowie Kammermusik, die zumindest in Einspielungen in den letzten Jahren wieder Interesse weckten.