Wie schwer es ist, für den ländlichen Raum Mediziner zu gewinnen, macht das Beispiel Ludwigsstadt deutlich, mit dem sich die Freien Wähler auseinandersetzten.
Veronika Schadeck Ludwigsstadt/Lauenstein — Die medizinische Versorgung ist vielen Kommunalpolitikern ein Anliegen. Auch die Freien Wähler haben sich deren Sicherstellung auf die Fahne geschrieben. Das erklärte der Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Stefan Wicklein, am Mittwochabend bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus "Goldener Löwe" in Lauenstein.
Doch das ist zwar leicht gesagt, aber so einfach ist es nicht. Beispielsweise nannte der Fraktionsvorsitzende die Situation in der Helios-Frankenwaldklinik. Zwar habe sich die Lage gebessert und es gebe positive Berichte, so Wicklein, aber dennoch müsste die Klinik intern ihren Mitarbeitern mehr Wertschätzung entgegenbringen. Das meinte er im Hinblick darauf, dass in jüngster Zeit renommierte Ärzte die Klinik verlassen haben.
Wicklein sprach auch die Problematik mit den Haus- und Fachärzten sowie die Notfallversorgung an. Und er meinte: Die Politik könne die Sicherstellung der medizinischen Versorgung nicht sichern. "Aber wir müssen bohren, bohren ... und unterstützen!"
Das macht beispielsweise die Stadt Ludwigsstadt. Seit über einen Jahr sucht die Stadt einen Nachfolger für die Übernahme der Praxis Kiendl. Die Stadt wäre sogar bereit, ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum zu etablieren und einen Arzt in einem Angestelltenverhältnis zu beschäftigen. Im Frühjahr 2019 wurde mit MiG-Management im Gesundheitswesen ein Fachbüro für die Suche nach einem Allgemeinarzt beauftragt.
Wie Bürgermeister Timo Ehrhardt auf Anfrage mitteilte, gab es bisher keinen durchschlagenden Erfolg. Er suche eigentlich zwei Allgemeinärzte. Denn neben der Praxis Nora Kindl, habe auch der Betreiber der anderen Arztpraxis das Rentenalter erreicht. Es gebe einfach zu wenig Allgemeinärzte, die sich selbstständig machen wollen, meint er. Zudem empfänden viele das Lebensumfeld in ländlichen Räumen als unattraktiv. Eventuell spielen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle, denn in Ballungsgebieten liege der Anteil der Privatpatienten wesentlich höher als in ländlichen Räumen. Es habe auch schon Gespräche mit der Helios-Frankenwaldklinik und der Thüringer Klinik dahingehend gegeben, ob man sich nicht in Kooperation dem Problem stellt. Beispielsweise stundenweise die Praxis zu besetzen.
"Es gibt zwar noch keinen Erfolg, aber ich bin zuversichtlich", so Bernd Wiesner von MiG. Im Umkreis von 30 Kilometern seien alle Hausärzte befragt worden, ob sie sich ein zweites Standbein in Ludwigsstadt vorstellen könnten. Zudem habe man Kooperationen mit Kliniken angestrebt, auch wurde an ein MVZ gedacht. Weiterhin sei versucht worden, ausländische Ärzte für Ludwigsstadt zu gewinnen. Aber da gebe es neben den sprachlichen Problemen auch solche mit der Anerkennung. Das bedeute, dass beispielsweise ein Medizinstudium außerhalb der EU nicht automatisch in Deutschland anerkannt wird. Bevor diese Ärzte eine Approbation erhalten, müssen sie eine Weiterbildung absolvieren.
Warum es so schwierig ist, in Ludwigsstadt einen Arzt zu finden, begründet Wiesner damit, dass junge Ärzte einfach das Stadtleben beziehungsweise auch eine Tätigkeit in einer Klinik gegenüber einer Landarztpraxis vorziehen. Dann sei da noch die geografische Lage von Ludwigsstadt. "Man braucht knapp eine Stunde zur nächsten Autobahn!"