Dass Bad Kissingen den Bahnhof erwirbt, schließt Vogel aus: "Die Stadt kann doch nicht jedes Gebäude kaufen, das jemand gerade nicht mehr haben will. So hätte ich schon manch anderes Problem in der Stadt gern gelöst, nur leider habe ich im Rathaus den Geldspeicher von Dagobert Duck nicht vorgefunden." Würde die Stadt investieren, müssten andere Projekte wie Grundschul-, Kita- und Hallenbadneubauten, Freibad- oder Straßensanierungen hinten anstehen. "Was ich für realistisch halte, ist eine Lösung, wie sie in Fürth realisiert wurde, bei der die Stadt mit im Boot war und mit dem Käufer das Gebäude im Einvernehmen entwickelt."
Kritik am Vorgehen der Bahn
Der Landkreis Bad Kissingen ist von den Plänen der Bahn ebenfalls betroffen. Das Landratsamt ist für den Bus-Nahverkehr verantwortlich, der Bad Kissinger Bahnhof ist eine der frequentiertesten Haltestellen. "Wir wurden nicht informiert", sagt der stellvertretende Landrat Emil Müller (CSU). Weder die Verkaufsabsicht noch das Vorgehen stößt im Landratsamt auf Verständnis. "Wir sind darüber irritiert, wenn gleich so ein Vorgehen von der Bahn bekannt ist." Er befürchtet, dass die Interessen der Bad Kissinger und Gäste nicht berücksichtigt werden und dass der Bahnhof nach einem Verkauf für die Öffentlichkeit wegfällt. Das Landratsamt werde sich zwar nicht selbst aktiv in den Streit einschalten, aber - wenn nötig - die Stadt unterstützen.
Kritik kommt auch von Sandro Kirchner (CSU), Landtagsabgeordneter für Bad Kissingen sowie Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium. "Natürlich braucht eine Stadt wie Bad Kissingen einen Bahnhof, nicht nur einen Halt", sagt er. Der Bahnhof sei die Visitenkarte für ankommende Gäste.
Darüber hinaus nimmt Bad Kissingen als Welterbe-Stadt eine exponierte Stellung ein und ist überdies für die Region ein Oberzentrum. Dadurch ergibt sich für die Stadt aus dem bayerischen Landesentwicklungsplan der Anspruch auf eine entsprechende verkehrstechnische Anbindung. "In anderen Oberzentren wie Würzburg oder Aschaffenburg den Bahnhof zu verkaufen, wäre undenkbar", meint er. Die Bahn müsse sicherstellen, dass Bad Kissingen weiter ordentlich bedient wird.
Die Bahn AG gehört der Bundesrepublik. Politisch ist der geplante Verkauf somit vor allem ein Thema für die Abgeordneten, die Bad Kissingen im Bundestag vertreten. Stellungnahmen waren von Sabine Dittmar (SPD, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium), Manuela Rottmann (Grüne, Staatssekretärin im Agrarministerium) und Dorothee Bär (CSU) wegen Abwesenheiten im Urlaub nicht zu bekommen. Aus den Büros von Dittmar und Rottmann war zu hören, dass sie sich mit dem Verkauf befassen.