Hanns-Georg Schmidt ist der neue Migration- und Integrationsbeauftragte der Gemeinde Neuenmarkt. Wir haben uns mit dem 68-jährigen früheren Musikerlehrer am Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasium unterha...
Hanns-Georg Schmidt ist der neue Migration- und Integrationsbeauftragte der Gemeinde Neuenmarkt. Wir haben uns mit dem 68-jährigen früheren Musikerlehrer am Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasium unterhalten. Der Gemeinderat hat sie einstimmig zum Migrations- und Integrationsbeauftragten der Gemeinde Neuenmarkt bestellt. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen und was war für Sie ausschlaggebend, dieses Amt zu übernehmen? Hanns-Georg Schmidt: Herr Stelter hatte das Amt aus Altersgründen abgegeben. Bürgermeister Alexander Wunderlich fragte mich, ob ich das Amt übernehmen könnte. Ich war gerne dazu bereit, da mir die Geflüchteten seit vielen Jahren am Herzen liegen. Sie haben sich auf dem Gebiet der Integration ein unwahrscheinliches Wissen angeeignet. Wie haben Sie das geschafft? Only learning by doing. Leider habe ich aber noch lange nicht den vollständigen Überblick über alle Informationen und Möglichkeiten, dem Grundgesetz Geltung zu verschaffen. Der Schutz der Geflüchteten ist durch ein Wirrwarr an fragwürdigen Vorschriften und falsche politische Vorentscheidungen bedroht. Wo werden Sie Ihre Schwerpunkte setzen? Ich wünsche mir ein intensives Miteinander aller, die Geflüchtete begleiten. Ich wünsche mir den Abbau von Vorurteilen und Ängsten auf allen Seiten und stattdessen Begegnungen von Geflüchteten und Nicht-Geflüchteten. Ich wünsche mir Möglichkeiten einer reibungslosen, vorurteilsfreien Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in allen Bereichen, gerade da, wo uns Arbeitskräfte fehlen, sowie von Wohnungen an Geflüchtete. Die Einbeziehung in ehrenamtliche Dienste wie Feuerwehr, THW oder Sport- und Musikgruppen hat schon begonnen. Welche Rolle spielt für Sie die Zusammenarbeit mit Martina Zahl, die im "Haus Ruth" in Neuenmarkt als Asylsozialberaterin tätig ist? Wir arbeiten in gemeinsamer aus dem Evangelium gespeister Motivation. Einheit macht stark. Die Musik nimmt in Ihrem Leben einen zentralen Platz ein. Sicherlich ein willkommener Ausgleich zu Ihrer neuen Aufgabe ... Ja. Ich leite unter Coronaschutzbedingungen mittwochs den Singkreis der evangelischen Gemeinde Neuenmarkt, an dem auch Geflüchtete teilnehmen, und versuche, mein Klavierspiel aufrechtzuerhalten. Mehr als nur ein Ausgleich für mich ist der Besuch der internationalen Gottesdienste in der Bayreuther Stadtkirche, zu denen ich nach Möglichkeit immer Geflüchtete mitnehme. Diese Gottesdienste zeigen jedes Mal, welche menschliche und geistliche Bereicherung geflüchtete Menschen aus allen Ländern für uns darstellen. Sie sind unter anderem geprägt von vielfältiger Musik, vor allem aber von jener herzlichen Gastfreundschaft, die auch wir für uns ersehnen, falls wir selbst eines Tages zur Flucht in ein fremdes Land gezwungen sein sollten. Ein solches Szenarion mag unwahrscheinlich klingen, aber sich dies vorzustellen hilft. Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Werner Reißaus.