Schneise der Verwüstung

1 Min
Eine Schneise der Verwüstung hinterließ der Orkan Kyrill, der heute vor 15 Jahren auch durch den Frankenwald fegte.
Eine Schneise der Verwüstung hinterließ der Orkan Kyrill, der heute vor 15 Jahren auch durch den Frankenwald fegte.
Archiv/K. Rössner
 
Erinnerung an den Jahrhundertsturm bei Marktleugast: Umgeben von Jungwald ragt der Brotzeitsitz am Wallfahrtsweg aus dem Schnee empor.
Erinnerung an den Jahrhundertsturm bei Marktleugast: Umgeben von Jungwald ragt der Brotzeitsitz am Wallfahrtsweg aus dem Schnee empor.
Wolfgang Schoberth

JAHRHUNDERTSTURM  Vor 15 Jahren tobte der Orkan Kyrill über Deutschland. Auch das Kulmbacher Oberland war stark betroffen. Ein Brotzeitsitz erinnert an die Katastrophe.

An die Flutkatastrophe an der Ahr im Sommer vergangenen Jahres erinnert sich jeder. Doch schon in den Jahren davor hatten Unwetter verheerenden Folgen: 1999 fegte das Sturmtief Lothar über Deutschland hinweg, in dem Meteorologen heute den Auftakt des Klimawandels sehen. Es folgten die schweren Stürme Emma, Xaver und schließlich im vergangenen Jahr Bernd mit dem extremen Starkregen.

In besonderer Erinnerung bleibt jedoch der Orkan Kyrill. Der Jahrhundertsturm mit Spitzenböen von 225 Kilometern pro Stunde wütete am 18. und 19. Januar 2007, also genau vor 15 Jahren. Das öffentliche Leben kam zum Stillstand, der Zugverkehr wurde eingestellt, Schüler nach Hause geschickt. 1,7 Millionen Häuser wurden massiv beschädigt und sechs Millionen Bäume umgeknickt. Insgesamt verursachte der Orkan Schäden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro.

Kulmbach im Glück

Während die Stadt Kulmbach ungeschoren davonkam, richteten Windböen in vielen Orten des Landkreises und vor allem in den Höhenlagen des Frankenwalds schwere Schäden an. Von zerdrückten Autos durch herabstürzende Bäume in Marienweiher und Marktschorgast berichtete unsere Zeitung am Tag nach der Sturmnacht, von einem eingestürzten Carport (Wartenfels) und einer abgedeckten Fahrzeughalle (Presseck). In Wirsberg war die Strom- und Wasserversorgung durch heruntergerissene Stromleitungen für Stunden ausgefallen.

Besonders aber, so kann man der Zeitung entnehmen, war der Baumbestand betroffen. Strichweise wurden im Oberland ganze Waldflächen dem Erdboden gleich gemacht.

Einer, dem der Orkan noch schmerzvoll gegenwärtig ist, ist der Marktleugaster Konrad Mündel. Entlang des Wallfahrtswegs von Hohenberg nach Marienweiher besitzt er ein 6000 Quadratmeter großes Stück Wald, überwiegend Fichtenbestand. "Kyrill hinterließ bei mir eine Schneise der Verwüstung. Zerborsten und entwurzelt lagen die Bäume kreuz und quer und oft verkeilt übereinander", so der Waldbauer. Eine Entschädigung aus Staatsmitteln hat er nicht erhalten. Allerdings stellte die Waldbauernvereinigung einen Harvester zur Verfügung, der die Stämme entastete, sie in zwei bis fünf Meter lange Stücke zerschnitt und abtransportierte. So konnte er 50 Kubikmeter des Schadholzes verkaufen. "Zur Aufforstung habe ich einige Hundert Fichten- und Kiefernsetzlinge gepflanzt. Birken und Laubbäume haben sich wild angesiedelt. Ich hoffe, dass sich der mittlerweile hochgewachsene Mischwald als widerstandsfähig gegen Umweltschädigungen und zukünftige Naturkatastrophen erweist."

Wunden fast vernarbt

Während die Wunden des Sturms heute fast vernarbt sind, erinnert im Wäldchen von Konrad Mündel etwas anderes an "Kyrill": ein origineller Sitz, den er noch während der Aufräumarbeiten für sich und Spaziergänger angelegt hat. Auf dem Stumpf einer vom Sturm gespaltenen Fichte hat er eine bequeme Sitzfläche angebracht (momentan mit dickem Schneepolster).

Oben hat er auf einer Holztafel den Schreckensnamen "KYRILL" eingeritzt, darunter das Datum seines Tobens, den 18. Januar 2007. So lässt sich's bis heute unweit des Wallfahrtswegs Hohenberg-Marienweiher wunderbar "brotzeiten" oder auch meditieren, zum Beispiel über die Zukunft des Waldes.