Eigentlich war der Tagesordnungspunkt nur unter "Bekanntgaben" geplant und doch beschäftigte der Netzentwicklungsplan 2025 die Gemeinderäte von Marktgraitz ...
Eigentlich war der Tagesordnungspunkt nur unter "Bekanntgaben" geplant und doch beschäftigte der Netzentwicklungsplan 2025 die Gemeinderäte von Marktgraitz in der jüngsten Sitzung mehr als alle offiziellen Punkte. Denn hier zeichnet sich für die Gemeinde eine recht unbefriedigende Entwicklung ab.
Ende Februar wurde von den Netzbetreibern der zweite Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2025 veröffentlicht. Es geht dabei um die beiden Projekte P 44 und P 44 mod. Aufgrund der Bündelung der Korridore wurde zusätzlich zur ursprünglich vorgesehenen 380- kV-Leitung von Schalkau in Thüringen nach Grafenrheinfeld die P 44 mod ins Gespräch gebracht.
Direkt neben der kürzlich fertiggestellten Trasse würden dann die Masten einer weiteren Stromleitung errichtet.
Über 15 000 Stellungnahmen
Dieser Trassenverlauf berührt das Gemeindegebiet von Marktgraitz und Redwitz. Inakzeptabel finden diese Stromleitung die Bürgermeister aus dem nördlichen und östlichen Landkreis Coburg sowie den Gemeinden Marktgraitz und Redwitz.
"Zum ersten Entwurf sind mehr als 15 000 Stellungnahmen eingegangen", so Bürgermeister Jochen Partheymüller. "Genützt hat dies leider nichts. Es wurden aufgrund des engen Zeitrahmens auch keine neuen Berechnungen vorgenommen, was sehr enttäuschend ist."
Der zweite Entwurf sieht hinsichtlich der P 44 mod keine Änderungen vor. Es wurde lediglich etwas deutlicher herausgearbeitet, dass die Projekte P 44 und P 44 mod alternativ zueinander stehen.
Damit haben sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet.
In einer Mail weist die Firma Tennet darauf hin, dass viele Stellungnahmen die Prüfung alternativer Trassen betrafen, was besser in den nachgelagerten Verfahren aufgehoben wäre, da erst dann konkrete Trassenverläufe festgelegt würden. "Die Tennet übersieht hierbei, dass im Netzentwicklungsplan bereits eine Vorentscheidung getroffen wird, wenn eine Bündelung mit bestehenden Trassen erfolgen soll. Damit wird mit der Feststellung des Netzentwicklungsplans bereits die Trasse weitgehend festgelegt", erläuterte Jochen Partheymüller seinen Unmut.
Der zweite Entwurf wird nun von der Bundesnetzagentur überprüft und erneut öffentlich ausgelegt.
Anschließend erfolgt die Feststellung durch die Bundesnetzagentur, die in die Fortschreibung des Bundesbedarfsplanungsgesetzes einfließt, die der Bundestag beschließt.
Ein klein wenig Hoffnung knüpft man in Marktgraitz an die Tatsache, dass die P 44 mod insgesamt 38 Kilometer länger wäre als die P 44. Auch die Tennet selbst favorisiert aus technischen Gründen die P 44. Es müsse deshalb massiver Widerstand aus allen Bereichen kommen, so Zweiter Bürgermeister Georg Bülling.
Tonnagebeschränkung geplant
Ähnlich wie in Marktzeuln bestehen auch in Marktgraitz Bestrebungen, den Durchgangsverkehr auf zwölf Tonnen zu beschränken. Als Grundlage für die Entscheidung dienen die Ergebnisse der Verkehrszählungen 2005 und 2010.
Auf 24 Stunden hochgerechnet ergaben sich 2010 insgesamt 1778 Fahrzeuge (2005: 1797). Auf den Personenverkehr entfielen 1635 (2005: 1692) Fahrzeuge. Der Schwerverkehr hat sich von 68 auf 96 Fahrzeuge erhöht.
Eine erneute aktuelle Zählung Anfang Februar ergab 11 690 Pkw, 636 Transporter, 416 Lkw 416 und 199 Lastzüge, also insgesamt 13 580 Fahrzeuge pro Woche. Die Frage ist nun, wie sich die Sperrung in Marktzeuln auswirkt. Deshalb sind für März/April und für Juni weitere Messungen vorgesehen. Diese erschienen den Räten aufgrund der aktuellen Sperrung der Brücke in Redwitz wenig aussagekräftig. Man will sich deshalb zunächst mit den vorliegenden Zahlen begnügen und weitere Zählungen verschieben.
Über einen Bauantrag von Tanja Lorenz, die an das bestehende Wohnhaus anbauen will, wird in einer der nächsten Sitzungen entschieden, da die Planungsunterlagen noch nachgereicht werden müssen.