Projekt Die im Raum Coburg aufgewachsene Künstlerin Margarethe Kollmer hat für das Gotteshaus am Rand der Innenstadt eine Videoinstallation geschaffen. Offiziell vorgestellt wird ihre Arbeit nach einer Andacht am Samstag. Auch in der Johanneskirche Gemünda und in der Pankratiuskirche Schottenstein werden am Wochenende neue Kunstwerke enthüllt.
von unserem Redaktionsmitglied
Jochen Berger
Coburg — "Kirche ist offen. Treten Sie ein" lädt ein blauer Zettel ein. Wer dieser Aufforderung folgt und die schwere Holztür der Coburger Salvatorkirche öffnet, sieht drinnen nicht nur den Kirchenraum mit Altar und dem Mosaikbild im Breitwandformat. Über Altar und Mosaikbild ist an der Wand des Chorraums eine Videoprojektion zu sehen. Ein Mann läuft durch einen Wald, scheinbar ziellos, wechselt immer wieder die Richtung, hält kurz inne, läuft weiter, steigt über Äste und Zweige, immer gefolgt von einem unsichtbaren Kameraträger.
Immer weiter führt sein Weg, ohne Ende, ohne Anfang und scheinbar ohne Ziel.
Nie ist das Gesicht des Mannes zu sehen, nur gelegentlich ist die Stimme des Kameramanns zu hören, der in diesem Fall eine Frau ist - Margarethe Kollmer, die Künstlerin, die diese ungewöhnliche Videoinstallation eigens für die Salvatorkirche geschaffen hat.
Ihre Arbeit ist Teil des Kunstprojekts "12 Worte/12 Orte", das vom Kirchenkreis Bayreuth als Beitrag zur Lutherdekade organisiert wird. Zwölf Künstler gestalten in zwölf Kirchengemeinden zu zwölf Bibelworten Kunstwerke.
Das Hohelied der Liebe aus dem Korintherbrief diente ihr als inhaltliche Vorlage. Vom Medium her hat sich Margarethe Kollmer für die Verbindung einer Videoinstallation mit zwei großformatigen Fotodrucken entschieden. Die Videoinstallation soll dabei durchaus auch dazu dienen, ein wenig Licht in das an grauen Tagen gerne etwas trüb wirkende Gotteshaus zu bringen.
Erklären will die junge Künstlerin ihre Arbeit ganz bewusst nicht - "das klingt schnell belehrend", sagt sie.
Wiedersehen in Coburg Die Entscheidung, wie ihre Arbeit wirke, falle im Kopf des Betrachters. "Meine Arbeit ist eine Vorlage, aber meine Aufgabe ist es nicht, dazu auch noch eine Erklärung mit zu liefern." Ein paar technische Hinweise zur Entstehung des Videos, das sie in einem Wald im Landkreis Coburg gedreht hat - mehr will sie ganz bewusst nicht preisgeben. Die beiden großformatigen Fotodrucke, die links und rechts am Rand des Chorraums stehen, sind Reproduktionen von Aufnahmen, die ebenfalls in jenem Wald entstanden sind.
Für die in Frankfurt lebende und arbeitende Künstlerin ist diese Installation eine Heimkehr - schließlich ist Margarethe Kollmar im Landkreis Coburg aufgewachsen, hat am Gymnasium Alexandrinum ihr Abitur abgelegt und 2009 den Kunstförderpreis der
Stadt erhalten.
Schon zu Schulzeiten war ihr klar, dass sie die Kunst zum Beruf machen wollte. Dazu brauchte es kein Schlüsselerlebnis, kein Vorbild, an dem sie sich orientieren konnte. Sich künstlerisch ausdrücken und entfalten zu können - das war ihr Ziel. Und sie hatte das Glück, am Alexandrinum auf Kunsterzieher zu treffen, die sie gefördert haben. Seit Sommer ist sie endgültig fertig mit dem Studium, hat schon Pläne im Kopf für die nächsten Projekte, auch wenn diese noch nicht völlig spruchreif seien. Angst vor der Freiheit des nicht durch einen Anstellung abgesicherten Künstlerlebens hat sie nicht. "Ich bin bislang immer ganz gut ausgelastet mit Arbeit gewesen", sagt sie: "Ich habe wirklich alle Hände voll zu tun."
Mit ihrem Beitrag zum Kunstprojekt "Zwölf Worte/Zwölf Orte" zurückzukehren in ihre Heimat - "das ist sehr schön" und "eine große Herausforderung". Leute zu
treffen, "die ich viele Jahre nicht gesehen habe", darauf freut sich Margarethe Kollmar. Und sie freut sich darauf, endlich auch in Coburg eine neue Arbeit zeigen zu können - denn "in Frankfurt kennen mich die Leute inzwischen schon ein wenig." Seit ihrer letzten Coburger Ausstellung 2009 im Kunstverein zur Verleihung des Förderpreis der Stadt habe sich ihr Stil schließlich sehr verändert: "Das sieht ganz anders aus als damals."