von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg Bad Staffelstein — Das Prinzip ist einfach. Einfach gut aber auch. Ein Künstler wird aus seinen eigenen Schriften und Erinnerungen erklärt, ...
von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg
Bad Staffelstein — Das Prinzip ist einfach. Einfach gut aber auch. Ein Künstler wird aus seinen eigenen Schriften und Erinnerungen erklärt, einsetzende Musik belegt das Gesagte oder führt in die Nähe des Verstehens.
Das Rosenau-Trio beherrscht dieses Prinzip und gastierte am Sonntagvormittag zum schon achten Mal auf Schloss Oberau. Diesmal mit der Hörfolge "Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort ..."
Zeit verging wie im Flug
Musik und Literatur - diese Kombination war von je her die Stärke des Trios. Dieses Konzept überdauerte auch den Wandel einer personellen Umbesetzung. Auch mit Bariton Joachim Herrmann, der den vor Jahren verstorbenen Martin Winkler als Erzähler ersetzte, gelang eine informative Spanne Zeit, die im Flug zu vergehen schien.
Dabei hielt sich das Trio nur an einem Leben auf und wies darauf hin, dass alles nur auf Grundlage "subjektiver Annäherung" gelang: Um Joseph von Eichendorff (1788-1857) sollte es gehen - und relativ bald schlug neben der Musik auch die ausgezeichnete Erzählsprache die leider nur rund 25 Zuhörer in den Bann.
"Kein Dichter der Heimat, sondern des Heimwehs, nicht des Ankommens, sondern der Abfahrt" sei er gewesen, so einer dieser kultivierten Sätze, die ein Leben zu erfassen suchten. Frederic Chopin, Robert Schumann, Friedrich Ernst Fesca, Karl Friedrich Zelter, Hans Pfitzner, Felix Mendelssohn-Bartholdy - die Reihe namhafter Komponisten, die auf Eichendorff Tondichtungen vornahmen, ist sehr lang.
Reichhaltiger Fundus
Was für ein Fundus, aus dem sich Joachim Herrmann, Holger Bornschier (Bariton) und Helga Becker-Winkler (Klavier) bedienen können! Angenehm temperiert wirkt dabei, was die Pianistin erreicht. Schumanns Waldszenen-Eintritt op. 82,1 war ein Musterbeispiel dafür, wie ein Werk mit andeutungsvollen Melodien an keiner unpassenden Stelle überbetont gespielt werden sollte.
Ab da aber begann der eigenwillig angenehme Biografieunterricht. Vom Vater vorzeitig bei der Geburt mit Böllerschüssen und Feuerwerk empfangen, von deutscher und polnischer Sprache umgeben, oberschlesisch adlig aus Ratibor und doch vertraut mit der Landwirtschaft, vor Kriegen fliehend und ins Militär eintretend, Jurisprudenz studierend, Kameralistik zudem sowie sich für alte Sprachen und Naturphilosophie interessierend - das und mehr ist Eichendorff.
Vor allem aber scheint er Sehnsucht gewesen zu sein. Nicht selten, so schien es, hatte auch Bornschier, auf einem Stuhl sitzend, sein Vergnügen an dem Vortrag Herrmanns. Aber er trat auch oft den Beweis des Gesagten an, spielte dabei einen großartigen Bariton aus. "Sind seine Gedichte noch Kunst oder schon Natur?" soll der Philosoph Schlegel einst gefragt haben.
Musizierend durchs ganze Leben
Hinein in romantische Naturbeschauung, vorbei an schwierigen Verlöbnissen und den Tod der geliebten Frau, geleitete das Rosenau-Trio musizierend das Publikum durch ein ganzes Leben. Das Können dazu erwarb es sich in fast allen Ländern Europas und in den Vereinigten Staaten, Kanada, Afrika, Australien und Südamerika. Nach Routine klang es beim Vormittag in Schloss Oberau dabei nie.