Dass der FC Wallenfels aus dem Kreis Kronach in der Kreisklasse zu Hause ist, lässt der Rasen seiner Spielstätte nicht vermuten. Für den perfekten Untergrund sorgt Georg Heibl, der fast täglich auf dem Platz ist. Ein Besuch.
Dieser süßlich-fettige Duft ist unverwechselbar: So riechen Pommes nur im Freibad. Wenige Meter weiter sind die munter durch den Kopf wabernden Kindheitserinnerungen aber auch schon wieder verschwunden. Mit jedem Schritt drängt sich der leicht erdige Geruch frisch gemähten Rasens immer stärker in die Nasenlöcher. Zu sehen ist nichts. "Hier geht's lang", sagt Georg Heibl und führt durch einen rund drei Meter breiten Eingang - an dessen Ende die satte grüne Farbe des Rasens gleich ins Auge sticht.
In seiner petrolgrünen Hose und dem farblich passenden Polohemd sieht der 60-Jährige wie ein Gärtner aus. Ist er nicht. Er ist Greenkeeper. So würde seine Jobbezeichnung wohl in der Bundesliga lauten. Hier beim FC Wallenfels im Landkreis Kronach, wo die Stadionwurst noch neben der Eckfahne gegrillt wird, ist er schlicht der Platzwart. Das aber aus Leidenschaft. Bedeutungsvoll deutet er mit dem linken Arm auf den Platz: "Ist das nicht ein Anblick? Da geht mir jeden Morgen das Herz auf, wenn ich das sehe."
Was als Argument nicht zählt
Weiße Linien sind auf der grünen Fläche wenige Wochen nach dem Saisonende nicht mehr zu erkennen. Doch allein das eingemähte Muster aus dunkleren und etwas helleren Bereichen - das es den Schiedsrichterassistenten erleichtern soll, eine Abseitsposition zu erkennen - lässt vermuten, dass hier Profifußball gespielt wird. Ein Trugschluss.
Als Tabellenzweiter der Kreisklasse verpasste der FC Wallenfels in der Relegation gerade den Aufstieg und bleibt in der drittuntersten Liga. Die Spielklasse ist für Heibl aber kein Argument, sich mit einer schlechteren Rasenqualität abzugeben. "Gerade die Fußballinteressierten sehen alles", sagt er. "Die denken sich dann: Was ist das denn für ein Blödel?" Das wolle er sich nicht nachsagen lassen. Die Spielvorbereitung gehört zu den Lieblingsaufgaben des Rentners. "Es muss aussehen wie aus dem Ei gepellt."
Mit einer Walze bringt er das aus den Profi-Ligen bekannte Streifen-Muster auf den Rasen. "Die Walze legt den Rasen um. Fahre ich nach links, wird er hell, nach rechts, wird er dunkel", erklärt Heibl. Doch während sich die Linien in der Bundesliga alle fünf bis sechs Meter abwechseln, sind sie in Wallenfels deutlich breiter. "Ich ziehe die so alle 16 Meter, auch wenn ich sie lieber kürzer machen würde." Das Problem: Ein Geländer gleich an der Außenlinie erschwert es dem kleinwagengroßen Rasenmäher zu wenden.
Nächster Schritt: Spielfeldlinien ziehen. Kreide hat in Wallenfels aber längst ausgedient. Mit sechs Atü spritzt eine Maschine leuchtend weiße Stadionfarbe auf den Rasen. Dabei, dass die zwölf Zentimeter breiten Linien nicht krumm und schief werden, hilft eine alte Wallenfelser Tradition. An zwei Flößernägeln spannt Heibl eine Schnur, die verhindert, dass plötzlich lustige Fotos auf Facebook auftauchen.
Seit 50 Jahren ist Georg Heibl, den alle nur "Schorsch" nennen, bereits Mitglied im Verein. Hauptverantwortlich für den Rasen aber erst einige Monate. Fast ein Jahrzehnt assistierte er dem langjährigen Platzwart Alfred Ackermann, der jedoch Ende vergangenen Jahres verstarb. "Er hat mir alles beigebracht. Wie man sät, die Maschinen repariert oder die Sprinkleranlagen in Schuss hält", sagt Heibl.
Zur Saison 1970/71 wurde der erste der beiden Rasenplätze fertiggestellt und Mitte der 90er-Jahre saniert. Seitdem ist der Rasen in bestem Bundesliga-Zustand. Damit es dabei bleibt, ist der 60-Jährige fast täglich auf dem Platz. Denn echte Rasen-Liebe kennt keine Liga.