Der Neubau des Amtsgerichts in Haßfurt ist ins Stocken geraten. Das staatliche Bauamt erklärt, warum es zu den Verzögerungen kam. Angeblich notwendige Abrissarbeiten wegen Fehlplanungen erweisen sich als Mär.
Andreas Lösch
Baustellen stecken voller Überraschungen. Meistens für den Bauherren, denn bei dem laufen alle Fäden zusammen - und manchmal verheddern sich diese Fäden.
So jetzt auch beim Neubau des Haßfurter Amtsgerichts: Ein elf Millionen teures Prestigeprojekt der Bayerischen Justiz, entworfen von dem international hoch angesehenen deutsch-spanischen Architekturbüro Nieto Sobejano, laut Justizminister Winfried Bausback das "modernste Amtsgericht in Bayern", ist ins Stocken geraten. Eigentlich hätte es schon im Frühjahr dieses Jahres fertig sein sollen, nun sprechen die Verantwortlichen von "Herbst 2017".
Als Hauptgrund für die Verzögerung nennt Gerald Langer Probleme mit der Beschaffung des Baumaterials, das für die Fassade benötigt wird. Langer ist der Bereichsleiter Hochbau im Staatlichen Bauamt Schweinfurt, das den Freistaat Bayern und das Justizministerium als Bauherren vertritt. Dort laufen die Fäden zusammen. Kommt es zu Problemen, wird hier nach einer Lösung gesucht. Bei der ersten Ausschreibung für die Fassade, die planmäßig mit Natursteinplatten hätte verkleidet werden sollen, kam es zu Verzögerungen, wie Langer erklärt: Alle Angebote, die das Bauamt erhielt, "waren zu teuer", sagt er. Inakzeptabel.
Überschaubarer Markt
Daraufhin habe man sich entschieden, auf ein anderes Material zu setzen: Faserzement statt Naturstein. Der Faserzement wäre günstiger gewesen, zudem kann er so in Form gebracht und angepasst werden, dass er als gestalterisches Element den Vorstellungen des Architekturbüros entsprochen hätte. Das Problem nur: "Der Markt ist überschaubar", sagt Langer. Die wenigen Hersteller für Faserzement waren ausgebucht, der Auftrag für das Amtsgericht hätte sich zeitlich sehr weit nach hinten geschoben. "Da wären wir am Sankt-Nimmerleins-Tag fertig geworden", sagt Langer.
Also kehrten die Planer wieder zum ursprünglichen Vorhaben zurück: Naturstein. Eine zweite Ausschreibung dazu verlief diesmal erfolgreicher, laut Langer konnte ein regionaler Anbieter gefunden werden, der die Steine zu den passenden Konditionen liefert. Die Pakete mit dem Material sind bereits auf der Baustelle, die Arbeiten kommen also voran.
Weiterhin seien in Bezug auf die Sicherheitsvorkehrungen im Eingangsbereich Änderungen notwendig gewesen. An der Pforte musste umgebaut werden, weil das zunächst dafür vorgesehene Glas nicht mehr den neuesten Anforderungen entsprochen hat: Es war nicht durchschusssicher. Also wurde es ausgetauscht, weil sich "veränderte sicherheitsrelevante Anforderungen bei der Werkplanung" ergeben hätten, wie Ingo Krist, ein Pressesprecher des Bayerischen Justizministeriums, es ausdrückt.
Spekulation über Aufzugschacht
Über die Gründe für die Bauverzögerungen war in der Öffentlichkeit weitläufig spekuliert worden. An den Fränkischen Tag wurde so von mehreren Seiten die Information herangetragen, bei der Planung habe es schwerwiegende Fehler gegeben, da sei zum Beispiel ein Aufzugsschaft zu klein gebaut worden, so dass nun Teile des Gebäudes wieder abgerissen und neu aufgebaut werden müssten.
Diese Annahmen seien falsch, stellt Gerald Langer klar. Er selbst habe von diesen Behauptungen noch nichts gehört. "Das ist uns gänzlich unbekannt." Und: "Es ist nicht so, dass wir hier eine Fehlplanung haben, die einen Rückbau als Konsequenz nach sich ziehen würde", sagt Langer.
Auch an anderer Stelle ist man überrascht, als die Frage nach einem angeblichen Teilabriss des Gebäudes gestellt wird: "Das ist eine Mär, wo auch immer das herkommt", sagt Holger Ebert, der Direktor des Amtsgerichts, das derzeit seinen Sitz noch in der Zwerchmaingasse hat und im Herbst in den Neubau in der Hofheimer Straße umziehen soll. Dass das Gebäude teilweise eingerissen werden muss, "kann ich ausschließen".
Auch Haßfurts Bürgermeister Günther Werner hat von einem angeblich fehlgeplanten Aufzugsschacht noch nichts gehört, "davon ist mir nichts bekannt", erklärt er. Er halte zwar Augen und Ohren offen, aber derlei Behauptungen seien bislang nicht zu ihm durchgedrungen.