Plädoyer an die Erwachsenen

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In blauem Scheinwerferlicht wirkt der Chor doch gleich viel dramatischer. Fotos: Klaus Klaschka
In blauem Scheinwerferlicht wirkt der Chor doch gleich viel dramatischer. Fotos: Klaus Klaschka
Beleuchtungs-Ingenieur Lukas Löffler in Aktion
Beleuchtungs-Ingenieur Lukas Löffler in Aktion
 
Regisseur Matthias Keller spornt Elias Walter zu Höchstleistungen an.
Regisseur Matthias Keller spornt Elias Walter zu Höchstleistungen an.
 

25 Kinder aus Rugendorf proben für das Musical "felicitas kunterbunt". Aufgeführt wird es im November

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr geht die Theatergruppe Rugendorf andere Wege - fernab vom üblichen Volkstheater. Ging es im Frühjahr um fünf Mörderinnen im Knast, so bietet man am 12. und 13. November eine große Besetzung auf: mit 25 Kindern und dem Musical "felicitas kunterbunt".
Darin geht es um kulturelle Gewohnheiten, die überall auf der Welt unterschiedlich, aber weder besser noch schlechter sind. Es ist keine nette Nummernshow mit lieblichen Kinderliedchen, sondern ein Plädoyer an die jetzigen Erwachsenen, den künftigen Erwachsenen keine Welt mit Gräben und Vorurteilen zu hinterlassen.
Geprobt wird seit März und seit kurzem zweimal pro Woche auf der Bühne im Haus der Jugend. Die Kinder sollen sich schon mal an die Bühne und den Raum gewöhnen. Rechts übers Eck ist der Platz für den Chor. Der wartet dort diszipliniert, bis er dran ist.


Spickzettel in der Hose

Dafür zappelt jetzt Regisseur Matthias Keller bei den Proben vor der Bühne. "Lauter - gleich nochmal, und ..." animiert er die Schauspieler. Er gestikuliert vor, wie er sich die Szene vorstellt, rappelt sich hoch auf die Bühne, schiebt die Gruppe in die zugedachte Position und ist schon wieder unten.
"Mehr Dialog - anschauen!" Die Kinder sollen schauspielen und nicht nur ihren Text aufsagen. Der sitzt bei manchen schon sicher. Andere haben noch einen Spickzettel einstecken, falls sie nicht mehr weiter wissen. "Licht!", kommandiert der Regisseur in Richtung Technik; der Chor steht nun blau angeleuchtet da.
"Spot!" - Lukas Löffler steht schon auf dem Stuhl hinter dem Scheinwerfer und verfolgt damit Elias Walter auf der Bühne. "Ich bin der Hass - und mache euch dumm ... Am Anfang bin ich klein; mein Bruder ist der Neid, meine Schwester die Missgunst; mein bester Freund ist das Vorurteil, meine Freundin die Scheinheiligkeit; ein treuer Lakai ist auch die Halbwahrheit, mit ihr habe ich schon so manche Freundschaft entzweit ...!" Elias hat die Schlüsselszene des Stücks verstanden und verkündet wie ein alter Profi seine Botschaft melodramatisch auf der Bühne.


Nie mehr Not und Leid

"Niemals mehr Not und Leid, niemals mehr Zank und Streit; wir sind alles Kinder dieser Welt." Die Schlussszene klingt bei der erst vierten Probe schon ordentlich. Perfekt muss sie ja auch erst am 12. November sein.
Nach anderthalb Stunden ist die Probe zu Ende und die ganze Meute rennt davon, als ob es draußen umsonst Wiener und Schokolade oder gar Schulferien gäbe. "Und den Text bis zum nächsten Mal lernen," ruft Matthias Keller noch hinterher.
Matthias Keller, Franz Schnaubelt, Bernd Walter und Daniel Schmidt sitzen nach der Probe noch kurz zusammen. Schnaubelt gibt zu überlegen, ob nicht weniger Farbenwechsel bei der Beleuchtung besser wäre.


Die Technik klappt

Ansonsten klappt die Technik gut. Über zwei Mikrofone wird alles auf der Bühne eingefangen. Und die Solosänger reichen sich ein schnurloses Mikrofon auf der Bühne weiter. Bernd Walter, der für die Musik im Playback zuständig ist, hätte ja am liebsten ein Headset für jeden einzelnen Sänger und Sprecher, doch 1000 Euro pro Ausrüstung plus ein entsprechend mehrkanaliges Mischpult kann sich der Verein wirklich nicht leisten.


Hinweis an den Schreiner

Dann muss man auch noch über die Bühne reden. Es soll diesmal wahrscheinlich kein Vorhang aufgehängt werden. Aber die Lücke links neben der Bühne mit der Tür in den Backstage-Bereich soll verdeckt werden - vielleicht doch mit einem Vorhang. "Und dann muss man halt noch eine Wand links an der Bühne bauen wie letztes Mal," schlägt Daniel Schmidt vor. Schreinermeister Schnaubel hat verstanden, dass er damit gemeint gemeint ist.
Man ist sich einig, dass es eine gute Idee ist, ein Kinderstück einzustudieren. Damit kann man Nachwuchs für die Theatertruppe begeistern - und für die Kinder selbst ist das auch eine Entwicklungschance, weiß Lehrer Walter.
Lukas Löffner liegt es nicht so, auf der Bühne zu stehen. Von der Technik im Hintergrund war er aber gleich begeistert und wurde somit als Spotscheinwerfer-Ingenieur angeheuert.