Pfarrvikar Hans-Peter Weigel verabschiedet sich als Seelsorger aus der Stadt

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In Herzogenaurach wurde Pfarrvikar Hans-Peter Weigel mit einem festlichen Gottesdienst in St. Otto aus seiner seelsorgerlichen Tätigkeit verabschiedet. In s...

In Herzogenaurach wurde Pfarrvikar Hans-Peter Weigel mit einem festlichen Gottesdienst in St. Otto aus seiner seelsorgerlichen Tätigkeit verabschiedet.
In seiner Predigt sprach Weigel, der auch als Künstlerseelsorger in der Erzdiözese wirkt, vom Theater, die erste Aufführung werde als Premiere, das letzte Mal als Dernière bezeichnet. Dieser Gottesdienst in St. Otto sei keine Premiere, aber auch nicht die letzte heilige Messe, die er feiere, auch nicht in Herzogenaurach, wohl aber im Amt des Pfarrvikars. "Es war eine schöne, aufregende, anregende Zeit mit Ihnen", so Weigel. "Es war nicht die letzte Messe, wenn Ihr mich wieder reinlasst!"
Weigel thematisierte einen Klostergarten in der Landesausstellung in Kremsmünster, in dem Hopfen und Weinranken angebaut wurden. Zu Beginn waren die Pflanzen noch klein, wie eine Kirche im Wachsen, und bildeten deren Wände. Während der Hopfen im Eiltempo rund zehn Zentimeter pro Tag wächst, lässt sich der Wein eher Zeit. Hier gilt der Grundsatz: Je älter, desto besser.


Die Stützen der Gemeinde

Weigel zog einen Vergleich zur Kirche: "Hopfen und Wein symbolisieren das Wachstum der Kirche, manches ist schnelllebig, manches braucht lange bis zur Reife." Beide Pflanzen wachsen an Stangen oder Drähten. Diese Stützen sind die Seelsorger, Pastoralreferenten und Gemeindereferenten, aber auch Wort-Gottes-Dienst-Leiter und Ministranten. Alle wären aber ohne eine Gemeinde ein leeres Gerüst. Die Kirche und jede Gemeinde brauche etwas, was schnell wächst wie Hopfen, aber auch etwas, was bleibend ist wie ein Weinstock. Mit den Worten: "Christus ist der Weinstock und Gott-Vater ist der Winzer" beendete Weigel seine Predigt.
Der Nürnberger Weigel war bereits in seiner Schulzeit bis zum Abitur in die Jugendarbeit seiner Heimatpfarrei eingebunden. Aufgewachsen in der Aufbruchszeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, trat er 1967 ins Bamberger Priesterseminar ein. Zum Weiterstudium kam er nach Tübingen, wo er mit großem Interesse den Professoren Hans Küng und Walter Kasper (später Kurienkardinal in Rom) zuhörte, aber auch Vorlesungen an der evangelischen Fakultät besuchte. Die Priesterweihe am 1. Juli 1973 führten ihn als Kaplan in die Nürnberg Pfarrei St. Anton. Aus einigen Religionsstunden am humanistischen Melanchthon-Gymnasium wurde schließlich die Ernennung zum hauptamtlichen Religionslehrer. Dort gehörte zu seinen Schülern unter anderem der jetzige Weihbischof Herwig Gössl.


Ein kritischer Geist

Weigel förderte die kritische Auseinandersetzung mit der Kirche in seinem Unterricht. "Mit Religion aus Gehorsam und bloßer Tradition kann ich bis heute nicht viel anfangen", sagt er von sich selbst.
Mit seiner Pensionierung vom Schuldienst wurde Weigel für die Pfarrseelsorge reaktiviert. Nach Stationen in den Pfarreien Herz-Jesu in Erlangen und St. Ludwig in Nürnberg war er seit 2014 in Herzogenaurach ein gerne gesehener und vor allem gehörter Seelsorger.