"Wir haben hier schon die außergewöhnlichsten Konzerte erlebt", sagte Pfarrer Peter Ahrens zu Beginn des Trebgaster Kirchweihkonzerts. Und ein weiteres sollte folgen. Paolo Springhetti, ein namhafter ...
"Wir haben hier schon die außergewöhnlichsten Konzerte erlebt", sagte Pfarrer Peter Ahrens zu Beginn des Trebgaster Kirchweihkonzerts. Und ein weiteres sollte folgen.
Paolo Springhetti, ein namhafter Experte für das Spiel auf historischen Instrumenten, brachte in der Johanneskirche Musik aus dem Barock für Orgel und Cembalo zu Gehör - zumindest für einen Teil der Zuhörer war dies gewiss keine leichte Kirchweihkost.
Da war es ganz hilfreich, dass der Mailänder Konzertorganist die eine und andere Erklärung zur Musik und zum Instrument mit einfließen ließ. So sei jede Orgel ein Unikat, selbst Instrumente vom gleichen Baumeister seien nie identisch. Sein Hinweis, dass nicht jede Musik auf jeder Orgel gespielt werden könne, dürfte schon für manchen etwas überraschend gewesen sein. "Obwohl ich viel Sympathie für französische Musik empfinde: Für sie ist die Trebgaster Orgel nicht geeignet", schränkte er ein. Im Umkehrschluss bedeutete das, dass man für jede Orgel eigentlich ein besonderes Programm braucht.
"Ich bin eine Wiedergeburt"
Auch die folgende Information wird nicht jedem bewusst gewesen sein und faszinierte den Künstler: "In Italien, und nicht nur dort, gibt es viele Kirchen ohne Orgel. In Deutschland gibt es keine Kirche ohne eine Pfeifenorgel."
Schließlich war auch Springhettis Einschätzung seiner eigenen Identität interessant: "Ich bin eine Wiedergeburt eines Musikers des 17. Jahrhunderts. Ich lebe in Erinnerungen." Sein Spiel sei verbunden mit der alten Kunst der Improvisation. Nur Noten nachzuspielen sei nicht so sein Ding. Viel wohler fühle er sich, wenn er an seinem Instrument improvisieren könne. Das, und seine Begeisterungsfähigkeit und seine Liebe für die barocke Musik und ihre Orgeln, zeigten sich bereits deutlich zu Beginn des Konzerts. Eine Tokkata offenbarte seine Philosophie: "Ich spiele nur mit alten Begriffen und Ideen. Das bedeutet, bei mir steht nicht die Präzision der Noten im Vordergrund."
Ein Musiker habe die Aufgabe, diese Noten von damals zu reproduzieren. Mit einer strengen Präzision versuche er, das zu erreichen. Das sei ein großes Abenteuer und bedeute viel Konzentration. Aus der Sonate, einer 1716 veröffentlichten Sammlung von Versetten, Canzonen und Suiten des italienischen Komponisten Domenico Zipoli spielte Springhetti einfühlsam und ausdrucksstark die Canzona in F, eine Tokkata in d und die Versette All'Offertori. "Zipolini ist zwar nur 38 Jahre alt geworden, aber er hat fantastische kleine und raffinierte Werke geschrieben", kommentiert der Künstler dazu. Wie bei der typischen italienischen Schule benutzte Springhetti dabei ganz wenig Pedal. Auch bei zwei folgenden Fugen von Johann Pachelbel genügte dem Organist meistens ein Manual.
Auf dem Cembalo erklang dann die vierte Arie aus "Hexachordum Apollinis", der 1699 entstandenen bedeutsamen Variationen-Sammlung für Tastinstrumente. Der "Fantasia Ciacona in g Moll" von Johann Krieger, der von 1672 bis 1677 in Bayreuth am Hof den Posten des Organisten innehatte, folgte eine Suite von Domenico Zipoli.