Bad Staffelstein — "Der Bahnzug, der hier hält, vereint uns mit der ganzen Welt". Diese Worte schrieb der in Grub am Forst wirkende "Dichterpfarrer" August Herrmann Albrecht 1891 i...
Bad Staffelstein — "Der Bahnzug, der hier hält, vereint uns mit der ganzen Welt". Diese Worte schrieb der in Grub am Forst wirkende "Dichterpfarrer" August Herrmann Albrecht 1891 in seine Dorfchronik. Dies geschah allerdings erst 33 Jahre, nachdem die Werrabahn 1858/59 ihren Betrieb durch das Herzogtum Coburg bis ins Bayerische Lichtenfels ihren Betrieb aufgenommen hatte.
Die "hochwohllöbliche Direktionsentscheidung", mit den Dampfloks wegen geländebedingter Steigung sowohl in nördliche, als auch südliche Richtung in Grub keinen Halt zuzulassen forderte schon damals Proteste und Petitionen heraus. Schließlich war es nicht Jedermanns Sache, nach einem anstrengenden Fußmarsch erst im benachbarten Ebersdorf einen Zug besteigen zu können.
Während "es Bähnla im Heimatort haltlos durchfuhr".
An einem von DB Regio ausgeschriebenen Wettbewerb um die Namensgebung für zehn Triebwagen für den Franken-Thüringen-Express (FTX) Triebwagen haben sich die 37 Städte und Gemeinden mit Haltepunkten entlang der Streckenführung durch Franken und Thüringen beteiligt - von Bamberg über Lichtenfels bis Sonneberg; über Kronach und den Frankenwald durchs Saaletal bis Jena. Mehr als 10 200 per Postkarten und Mails abgegebene Stimmen mussten die Organisatoren schließlich auswerten.
Bald kommt der Schriftzug 22 moderne Elektrotriebwagen lässt DB Regio Nordostbayern (Sitz Hof/ Saale) als "Franken-Thüringen-Express" verkehren. Zehn davon in Zukunft mit Ortsnamen und dazugehörigem Wappen ausgestattet.
Symbolisch für alle zehn erfolgreichen Patenkommunen wurde die Taufe eines Fahrzeugs mit Schriftzug "Bad Staffelstein" vollzogen. Bahn-Entscheidungsträger, Ehrengäste und Abordnungen aller zehn siegreichen Teilnehmerorte bereiteten dem roten FTX-Triebwagen aus der bahnamtlichen Baureihe 442 einen großen Bahnhof. Die weiteren neun Zuggarnituren erhalten beim nächsten Aufenthalt in der Nürnberger FTX-Werkstatt Zug um Zug ihre vorbereitete Beschriftung.
Uwe Domke (Geschäftsleiter von DB Regio Nordostbayern) lobte das Ranking der Kommunen um einen kostenlosen Werbeträger. Unerwartet geringe Beteiligung registrierten die Organisatoren aus Thüringen. Dies hatte die Folge, dass kein FTX-Triebzug einen Namen durchs fränkisch-thüringische Land tragen wird. Nach Bad Staffelstein (Spitzenreiter mit 24 Prozent) und Förtschendorf erzielte Grub am Forst in der Relation Teilnehmer zur Einwohnerzahl die drittbeste Quote.
Grub lag damit weit vor dem konkurrierenden Ebersdorf, das Platz acht einnimmt.
Kurios: Für die im Stundentakt verkehrenden elektrisch betriebenen Regionalexpress Triebwagen ist zwischen Coburg und Ebersdorf kein fahrplanmäßiger Halt vorgesehen. Der an den Fahrzeugenden beiderseits mit dem Grüber Wappen und Ortsnamen verzierte FTX kann die Zugpatenschaft durch ganz Oberfranken und ins Saaletal tragen. Seinen längst zum Haltepunkt degradierten "Heimatbahnhof" wird er dabei ohne Halt passieren. Im Lichtenfelser Stadtteil Schney halten dagegen alle Regionalbahnen und einige Regionalexpress Triebwagen. "Damit stehen Bahnfahrgäste in Grub vor einer gleichartigen Situation wie vor über 120 Jahren", stellte Bürgermeister Jürgen Wittmann (GfG) ein bisschen resigniert fest.
Zur Zugtaufe war Wittmann in Begleitung von Altbürgermeister Günther Kolb sowie des ehemaligen Pfarrers Erwin Westphal und weiteren Mitarbeitern im Kleinbus der Gemeinde nach Bad Staffelstein gekommen.
Grüber Gemeinschaftssinn Bei dieser Gelegenheit zollte Wittmann seinen Ortsbürgern Dank und Anerkennung: "Über den Erfolg freut sich unsere ganze Gemeinde. Wir haben bewiesen, dass wir eine starke Gemeinde sind und Gemeinschaftssinn haben" stellte er fest. Einen Wunsch an die Bahn hatte Wittmann freilich auch: "Vielleicht kann der Zug doch einmal in Grub halten. Wir würden einen würdigen Empfang auf die Beine stellen".
An der Spitze der Ebersdorfer Delegation mit Melanie Bischoff und Monika Hess (3. Bürgermeisterin) stand der stellvertretende Bürgermeister Joachim Hassel ein. Er ging auf die Schienenverkehrssituation. Mit erheblichem Finanzaufwand gestalte Ebersdorf gerade das Umfeld des in Richtung der Ortsmitte verschobenen Bahnhofsumfeld.
Klaus Oelzner