Abgesehen von dieser Hochebene aber setzten die Plagegeister den zwei Globetrottern ganz schön zu. Dass die Moskitos massenhaft auftreten, verwundert nicht, ist doch die ganze Region ein riesiges Feuchtgebiet mit unzähligen Seen, Mooren und Sümpfen. Gegen die nervtötenden Insekten setzten die Franken ein Moskitonetz und manchmal auch die chemische Keule in Form von Mückensprays und Räucherspiralen ein.
Sauberes Wasser findet sich überall, die Radler bedienten sich auch an fließenden Bächen und klaren Seen. Und etliche Male landeten abends am Lagerfeuer leckere Birkenpilze in der Pfanne und bereicherten so den Speiseplan. Für die Beerensaison war es allerdings zu früh. Erst im Spätsommer kann man hier Heidelbeeren, Preiselbeeren und die selteneren Moltobeeren sammeln. Als die Königsberger später im Zelt in ihren Schlafsack krochen, mussten sie sich daran gewöhnen, dass es auch nachts taghell bleibt.
Bei Östersund bewunderten sie den sogenannten Runenstein auf der Insel Frösön. Er ist fast 1000 Jahre alt. Es handelt sich dabei nicht um einen Grab-, sondern um einen Abstammungsstein. Zu sehen sind das typische Schlangenband und ein Kreuz, das an die Christianisierung Jämtlands erinnert.
Einige Male trafen sie auf Menschen, die hierher ausgewandert sind. Ein Rentner aus der Schweiz, den es hierher verschlagen hat, erzählte ihnen begeistert, wie gut es ihm gefällt. Er genießt das ruhige und beschauliche Leben; fast täglich geht er in die Natur zum Angeln.
Im Winter, wenn es 30 Grad unter Null hat, der Schnee einen Meter hoch liegt und die Sonne sich nie blicken lässt, geht er mit Schneeschuhen hinaus und bewundert nachts die über den Himmel wabernden Polarlichter. "Ich weiß jetzt, wo ich hingehöre. Stress", sagt der Schweizer, "das gibt es für mich nicht mehr. In der Ruhe liegt die Kraft."
Ganz ähnlich äußerte sich eine etwa 50-jährige Frau aus Holland. Sie hat sich einen Kindheitstraum verwirklicht und betreibt ein eigenes kleines Café.
Dass an Manfred Wagners Rad eine Speiche brach und einige Tage später die Kette riss, erwies sich für die Vielgereisten als lösbares Problem. Solche Pannen können sie selber beheben.
Von der finnischen Hauptstadt Helsinki aus traten die Franken die Heimreise an. Sie investierten einige Tage und verzichteten auf einen Flug. Mit Fähre, Bus und Zug gelangten sie zurück in die Heimat.
Im nächsten Jahr wollen sie die Tour fortsetzen und zum Nordkap radeln. Falls jemand Interesse hat, sich anzuschließen, darf er sich bei den Wagners in Holzhausen melden. mw