Hans Söllner ist ein Volkssänger im besten Sinn. Auch in Kulmbach nahm er kein Blatt vor den Mund.
Stephan Herbert Fuchs Die Maskenpflicht, auch während seines Auftritts, hat er nicht verhindern können, einen Maulkorb aber konnte man ihm nicht verpassen. Nachdem sein Konzert coronabedingt schon zwei Mal verschoben werden musste, gab es am Sonntag gleich zwei Auftritte von Hans Söllner in der Dr.-Stammberger-Halle. Nacheinander, zwei Mal vor jeweils rund 150 eingeschworenen Anhängern.
Corona war dann auch das alles beherrschende Thema bei Söllner, der noch dazu aus dem angeblichen Hot-Spot Berchtesgadener Land kommt und dem es schon immer darum gegangen ist, Missstände drastisch anzuprangern. Und das tut er auch in Kulmbach.
Er kritisierte die Corona-Politik auf Schärfste, wettert gegen die Obrigkeit, gegen die Staatsregierung und lässt kein gutes Haar an Markus Söder und an der CSU. Noch nie hatte Hans Söllner ein Blatt vor dem Mund genommen, auch wenn es ihm teuer zu stehen kam und er so manche Gage als Bußgeld dafür opfern musste.
Lustig und ernst zugleich
War es in früheren Jahren hauptsächlich der freie Marihuana-Konsum, für den er sich stark machte, so widmet sich der bayerische Freiheitskämpfer jetzt voll und ganz der Aktualität. Scherze gehören genauso dazu wie ernste und nachdenkliche Töne. Freilich sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn auch das Provozieren gehört für Söllner immer dazu. Und das funktioniert. Seine deftigen Bemerkungen zum Thema Corona haben gerade in den zurückliegenden Wochen immer wieder gehörig Staub aufgewirbelt. Allen Ernstes stellte die Süddeutsche die Frage, ob Söllner bei den Verschwörungstheoretikern gelandet ist, dabei findet man auch auf seiner Homepage ("Heim-Seite") eindeutige Statements gegen Rassismus.
Er hoffe ja inständig, dass dies alles nur eine Verschwörungstheorie ist und nicht die Wahrheit, sagt Hans Söllner. Die Politiker jedenfalls erfänden jeden Tag etwas anderes. Doch Mitmachen, so ruft er, das wäre die letzte Option. Söllner: "Das ist nicht der Normalzustand und er darf es niemals werden."
Freiwillig testen, das kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. Das sei genauso, als würde man einfach so einen Becher Urin bei der Polizei abgeben. Überhaupt: Mit der Polizei hat er sich noch nie verstanden. Unter anderem wundert er sich, wie es sein kann, dass die Beamten trotz der ganze Krise noch immer Zeit für Radarkontrollen hätten.
Dazwischen wird es aber auch immer wieder ganz ernst, wenn er bedauert, dass es offenbar keine Opposition mehr gibt. Auf keine Demonstration könne man mehr gehen, weil immer irgendeiner die Deutschlandfahne schwenkt. 70 000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland, weitere 70 000 Nikotinopfer, das alles sei ihnen völlig egal. "Aber dann wollen sie uns erklären, dass sie uns schützen möchten."
Der Politik komme es seiner Ansicht nach nur darauf an, "uns gegeneinander aufzuhetzen". Auf der einen Seiten seien die Guten, also die Denunzianten, auf der anderen Seite diejenigen, die vorsichtig sind. Söllner plädierte dafür, einen andere Weg zu finden: "Mit der Maske fängt es an, mit der Impfpflicht geht es weiter." Alles, was unser Leben ausgemacht habe, sei mittlerweile verboten worden.
Und auch, wenn er erklärt, dass man doch einfach die Augen schließen solle, dann könne man ja nicht sehen, ob der Nachbar Maske trägt oder nicht, traut es sich während der gut eineinhalb Stunden keiner, die Maske abzunehmen, denn die Security läuft auch während des Konzerts durch die Reihen und kontrolliert auf das Schärfste.
Enormer Redebedarf
Auch andere Themen schneidet er in Kulmbach an. Hans Söllner wettert gegen Glyphosat-Einsatz und ruft dazu auf, ein Jahr lang auf halbe Hendl zu verzichten. Überhaupt hat er diesmal enormen Redebedarf, so dass beim Auftritt fast mehr gesprochen als gesungen wird. Ob man es überhaupt Konzert nennen könne, das sei ihm selbst nicht ganz klar.
Die Musik tritt bei den vielen Appellen, Gedanken, Kuriositäten und Absurditäten freilich ein wenig in den Hintergrund. Dabei hat er viele scharfsinnige, feinsinnige und intelligente Texte zu bieten und setzt damit die Tradition der großen Volkssänger mit Gitarre und Mundharmonika fort. In "Ganja" geht es flapsig-scherzhaft um den Drogenkonsum. "Lotta" hat er mit poetischen Worten seiner Enkelin gewidmet. Ob "Nordwind" oder "SoSoSo", und natürlich seinen Hit, der zum Schlachtruf wurde: "Hey, Staat", die Fans kennen alle seine Songs - und er selbst spielt sie so, als hätte er sie gerade geschrieben.