Mit klingendem Spiel bekannt

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Am kommenden Wochenende feiert der Spielmannszug des ATSV Nordhalben (ganz links Stabführer Helmut Beetz) sein 60-jähriges Bestehen. Das Fest mit verschiedenen Zügen und Musikgruppen in der Nordwaldhalle ist ein Highlight für alle Freunde der Spielmanns- und Marschmusik. Foto: Norbert Neugebauer
Am kommenden Wochenende feiert der Spielmannszug des ATSV Nordhalben (ganz links Stabführer Helmut Beetz) sein 60-jähriges Bestehen. Das Fest mit verschiedenen Zügen und Musikgruppen in der Nordwaldhalle ist ein Highlight für alle Freunde der Spielmanns- und Marschmusik.  Foto: Norbert Neugebauer

Der Nordhalbener Spielmannszug feiert am kommenden Wochenende 60-jähriges Bestehen. Das erste Deutsche Turnfest nach dem Zweiten Weltkrieg führte zur Gründung.

Am kommenden Wochenende feiert der Nordhalbener ATSV-Spielmannszug sein 60-jähriges Bestehen. Seit 1956 ist er ununterbrochen aktiv und hat zahllose Auftritte auch vor großem Publikum absolviert.
Wenn Stabführer Helmut Beetz zurückblickt, dann mit berechtigtem Stolz auf sechs Jahrzehnte, in denen sein Zug mit zu einem der musikalischen Aushängeschilder und Botschafter des Frankenwaldes wurde. Für die vielen ehemaligen Nordhalbener, die schon lange und oft auch ins Ausland weggezogen sind, wurde das klingende Spiel der Soundtrack ihrer Heimatgemeinde. Manch einer hat auch den "Koburger Marsch" als Klingelton auf dem Handy. Im Turngau Coburg/Frankenwald ist der Nordhalbener Zug der einzige, der unverändert in klassischer Instrumentierung von Fanfare, Trommel und Flöte sein umfangreiches Repertoire bestreitet.
Zum Jubiläum sieht der Zugführer aber auch die lange Liste von Spielleuten, die er und seine Kollegen ausgebildet haben und die heute nicht mehr aktiv sind. Die hohe Fluktuation ist zum einen dem demografische Faktor geschuldet, die Jungen müssen studien- oder berufsbedingt weggehen, die meisten Älteren haben oft schwierige Arbeitsverhältnisse mit Auswärts- und Schichttätigkeiten. Aber auch der Trend zu einer anderen Freizeitgestaltung brachte den Zug an die Grenze der Spielfähigkeit.


Wie alles begann

Die Geschichte der ATSV-Spielleute begann mit dem ersten Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg, an dem auch Nordhalbener Turner teilnahmen und begeistert von den dort auftretenden Zügen waren. Unter Leitung des damaligen Vereinsvorsitzenden Karl Hundt formte sich dann der Nordhalbener Zug. Am 31. Januar 1956 war es so weit: Im damaligen Gasthaus Müller (heute Gasthaus Wagner und wieder Probenlokal) fand die Gründung statt, als erster Zugführer wurde Hans Wunder gewählt.
Noch im gleichen Jahr erfolgten die ersten Auftritte im Ort und die Teilnahme am Bayerischen Turnfest in Bamberg. Von den 19 Gründungsmitgliedern leben heute noch zwei, sind allerdings nicht mehr aktiv. Schnell wurden die Nordhalbener Spielleute über den Landkreis hinaus bekannt, erreichten ein anerkannt hohes Niveau und waren fortan gern gesehene Gäste bei vielen Festen in Oberfranken. Aber auch überregional begeisterten sie, auf Bayerischen und Deutschen Turnfesten mit einem ersten Höhepunkt, dem gemeinsamen Auftritt von 4000 Spielleuten beim Deutschen Turnfest 1968 im Berliner Olympia-Stadion. Ebenso kennt der ATSV-Zug das Münchner Olympia-Stadion als Bühne. 1986 spielte er beim Bundesligamatch der Bayern gegen Bochum vor 50 000 kräftig applaudierenden Zuschauern auf.


Internationale Gastspiele

Doch damit nicht genug - die Nordhalbener gastierten auch mehrfach international. 1988 nahmen sie als deutsche Vertreter bei einem Treffen in Barcelona teil und wurden von den Katalanen für ihre speziell einstudierte Nationalhymne gefeiert. Als bisheriger absoluter Höhepunkt in der Zug-Geschichte wird wohl die Teilnahme an der 40. Steuben-Parade in New York 1997 im Rahmen einer zehntägigen USA-Reise in Erinnerung bleiben, die sogar mit einem Gegenbesuch der Parade-Queen geadelt wurde. 2004 folgte ein weiterer Auslands-Auftritt bei den Aberlour Highland Games im schottischen Moray County. Nach der Wende ergaben sich neue Kontakte in den Neuen Bundesländern.
Die ATSV-Spielleute können aber nicht nur Marschmusik. Regelmäßig erfreuen sie vor allem ihre Nordhalbener mit Serenaden und konzertanten Abenden, bei denen sie ihre musikalische Bandbreite unter Beweis stellen. Ebenso sind sie bei umliegenden Festen stetige Mitwirkende, als ganzer Zug oder auch bei Einzeleinsätzen beispielsweise der Fanfarenbläser zu historischen Veranstaltungen. Natürlich dürfen sie bei den heimischen Feier-Anlässen, Kirchenparaden und Festzügen nicht fehlen, wobei sie oft mit der Musikkapelle gemeinsam spielen.
Hans Wunder führte den Zug bis 1981, er verstarb 1983. Sein damaliger Stellvertreter Werner Köstner übernahm den Stab und setzte das erfolgreiche Schaffen fort. 2005 beendete ein tödlicher Unfall sein Wirken. Seither ist Helmut Beetz an der Spitze der Nordhalbener Spielleute, die unter seiner Leitung ihr hohes musikalisches Niveau halten konnten.
An der Seite der Stabführer profilierten sich immer wieder Musikanten, die als Ausbilder auf oberfränkischer Ebene tätig waren und auch hohe Auszeichnungen errangen.


Befreundete Spielleute kommen

Zum Fest werden Helmut Beetz 30 Spielmänner- und Frauen folgen, die zeigen wollen, was ein stolzer Nordhalbener ATSV-Spielmannszug nach sechs Jahrzehnten noch auf die Straße und Bühne bringen kann. Unterstützt werden sie dabei von den Musikzügen Coburg-Neuses/Bad Rodach und Schmölz sowie von den Original Creidlitzer Musikanten und der Musikkapelle Nordhalben. Das Jubiläumsfest ist eine gute Gelegenheit, einige der noch existierenden Spielmanns- und Musikzüge der Region hören und vergleichen zu können und darf deshalb auch als Einladung an alle interessierten Musikfreunde verstanden werden.