Mit Herzblut gegen das Vergessen

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Am Stolperstein für Schwester Aloysia Luise Löwenfels versammelten sich die Trabelsdorfer zum Gedenken an alle Opfer des Holocaust. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Am Stolperstein für Schwester Aloysia Luise Löwenfels versammelten sich die Trabelsdorfer zum Gedenken an alle Opfer des Holocaust.  Foto: Marion Krüger-Hundrup
 

In Trabelsdorf wurde nicht nur erstmals der Holocaustgedenktag begangen, sondern es wurden auch Pläne für die nächsten Stolpersteine geschmiedet. Im Oktober sollen sie verlegt werden.

Marion Krüger-Hundrup

Woche für Woche macht sich Christa Horn auf die Spuren Trabelsdorfer Juden im Staatsarchiv Bamberg. "Ich bin mit Herzblut dabei", sagt die Geschichtslehrerin am Kaiser- Heinrich-Gymnasium. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Menschen aus der Region, die im Dritten Reich ihr Leben auf brutale Weise verloren haben, ein Gesicht zu geben. Sie dem Vergessen zu entreißen.
Dazu beitragen sollen die inzwischen europaweit bekannten Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig vor den einstigen Wohnstätten jüdischer Mitbürger verlegt. So wird der Bildhauer voraussichtlich im Oktober fünf dieser Messingkörper in Trabelsdorf einlassen. Fünf Stolpersteine für die Familie Liffgens. Schoah-Opfer, die nach der Deportation im Durchgangsghetto Izbica in Ostpolen verschollen sind. Wahrscheinlich wurden sie dort oder in einem der nahe gelegenen Vernichtungslager Belzec oder Sobibor ermordet.
"Die evangelische Gemeinde und vier Privatpersonen sponsern diese Stolpersteine", erklärt Christa Horn, die seit vielen Jahren in Trabelsdorf wohnt. Sie hofft, dass es gelingt, mit Nachfahren der Familie Liffgens in Amerika Kontakt aufzunehmen und sie zur Stolpersteinverlegung einladen zu können. Die Trabelsdorferin Frauke Hansen unterstützt bei der Suche nach den Angehörigen.


Seligsprechung

Den Anstoß für die intensive Beschäftigung mit den Viten einstiger Mitbürger gab der begonnene Seligsprechungsprozess für die gebürtige Trabelsdorferin Luise Löwenfels. Die Jüdin konvertierte später zum katholischen Glauben. Ihr Glaubensweg führte sie in den Orden der Armen Schulmägde Jesu Christi, in dem sie den Namen Schwester Aloysia annahm. 1942 wurde sie von Holland aus deportiert und in Auschwitz ermordet.
Am 3. November 2016 verlegte Gunter Demnig unter großer Anteilnahme der Trabelsdorfer für Schwester Aloysia Luise Löwenfels einen Stolperstein. Dieser Gedenkort war auch Zentrum der Erinnerungsfeier am Holocaustgedenktag (27. Januar), der erstmals in Trabelsdorf begangen wurde.
Bürgermeister Michael Bergrab (ÜPL) würdigte die Bedeutung dieses Stolpersteins für den Ort: "Die Menschen, die hier einmal Nachbarn oder Schulkameraden waren, sollen nicht vergessen werden!"
Priesendorfs Pastoralreferentin Andrea Friedrich skizzierte das Leben der Aloysia Luise Löwenfels, Frauke Hansen verlas die Namen der Holocaustopfer aus Trabelsdorf und Lisberg. Das jüngste Opfer, Marga Loewi, war gerade einmal zehn Jahre alt. "In Trabelsdorf bestand seit der Mitte des 18. Jahrhunderts eine lebendige jüdische Gemeinde", berichtet Christa Horn. Christen und Juden pflegten nachbarschaftliche Beziehungen. Das änderte sich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 und vor allem seit der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938. Wer konnte, emigrierte. 1942 wurden die letzten Juden aus Trabelsdorf deportiert.


Verpflichtung bis heute

Christa Horn weitete bei der Gedenkfeier auch den Blick auf alle Menschen, die in der NS-Zeit entrechtet, entwürdigt, verfolgt und ermordet wurden. Besonders erinnerte die Rednerin an die Menschen, die aufgrund einer körperlichen oder seelischen Krankheit in der Euthanasieaktion der Nazis getötet wurden. "Das Gedenken an die Opfer des damaligen Unrechtsregimes verpflichtet uns, auch heute gegen Unrecht einzutreten!", lautete die Schlussfolgerung.