Mit Gesang Brücken bauen

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Als Gruppenchorleiter führten Walter Friedrich (links) und Steffen Schiller (rechts daneben) während des Festkonzert anlässlich 25 Jahre Grenzöffnung nicht nur den Gruppenchor der Männer. Fotos: Klaus Olzner
Als Gruppenchorleiter führten Walter Friedrich (links) und Steffen Schiller (rechts daneben) während des Festkonzert anlässlich 25 Jahre Grenzöffnung nicht nur den Gruppenchor der Männer. Fotos: Klaus Olzner

Festkonzert  Die Sängergruppe Steinachtal ist der Klang gewordene Beweis für die Wiedervereinigung Deutschlands. Denn in dieser Sängergruppe sind Chöre aus Franken und Thüringen durch die Kraft der Musik verbunden.

Fürth am Berg — Musik kann Grenzen überwinden und Menschen zu Freunden machen. Manchmal ist das nur eine kühne Vision, manchmal aber auch die Klang gewordene Wirklichkeit wie beim Festkonzert in der Kirche von Mupperg im 25. Jahr nach der Grenzöffnung.
Bester Beweis: Die Heilig-Geist Kirche konnte kaum alle Sänger und Musiker, Gläubige und Gäste aus Ost und West fassen. Zur Erinnerung an die Wende im November 1989 gestalteten die Sängergruppe Steinachtal und die evangelische Kirchengemeinde Mupperg einen Gedenkgottesdienst.
Zusammen mit den Seelsorgerin Christina Weigel ("unsere Kirche ist selten so gut besucht") und Dieter Dietzold verstand es die Sängerschar, das inzwischen in vielen Bereichen gewachsene Miteinander in den Mittelpunkt zu stellen. Gemeinsam mit den Besuchern des Begegnungsgottesdienstes ließen die vereinigten gemischten und Männerchöre beispielsweise Beethovens "Freude schöner Götterfunken" erklingen. Unterstützt von den Blechbläsern der Mupperger Blasmusik, die - wie vor einem viertel Jahrhundert - mit dem kirchlichen "Macht hoch die Tür ..." eröffneten und der Zellner`schen Volksweise "Ade zur guten Nacht" den Schlusspunkt setzten. Längst verstärken Bläser aus dem früher zum Kirchspiel gehörenden Fürth am Berg die Musikanten.

Licht der Hoffnung

Mit einer eindrucksvollen Programmfolge gestalteten Sängerinnen und Sänger aus den neun zur Gruppe gehörenden Gesangvereinen der Landkreise Coburg, Lichtenfels, Kronach und Sonneberg das Festkonzert gemeinsam.
Dass manche Choristen aus Platzgründen auf die verschiedenen Emporen der Kirche verteilt waren, schmälerte den musikalischen Genuss keineswegs. Gruppenchorleiter Steffen Schiller leitete die Männerchöre, während Walter Friedrich für die gemischten Chöre verantwortlich zeichnete. Zusätzlich ließ er die Orgel des Gotteshauses erklingen.
Dem Nachwuchs war Landesgrenzen überschreitend eine Chance zur Präsentation geboten. Nathalie Scholz (Mupperg) überzeugte auf ihrer Altflöte, Walter Friedrich begleitete Sophie Renner (Fürth am Berg) als Vokalsolistin.
Für den im Ruhestand lebenden Pfarrer Dieter Dietzold fiel die Grenzöffnung mitten in seine Amtszeit im Kirchspiel Mupperg. Als Zeitzeuge erinnerte der Seelsorger an die Ereignisse am Vorabend des Adventssonntag 1989 am Mupperger Friedhof. "Tiefe Betroffenheit lag auf uns allen, als sich die Tore im Grenzzaun öffneten." Dabei versuchte er immer wieder emotionale Erinnerungen an die friedliche Grenzöffnung vor einem viertel Jahrhundert auf einen Nenner zu bringen.
"Als Licht der Hoffnung in Dankbarkeit und Freude" platzierte die heute zuständige Pfarrerin Christina Weigel eine brennende Kerze auf dem Altar ihrer Heilig-Geist Kirche.
Erinnert wurde an die rund 600 (noch DDR-) Bürger, die über den gefrorenen Boden ins bis dahin schier unerreichbare Fürth zogen. "Die Fürther wussten von den Vorgängen an der Grenze nichts" erinnert sich ein Zeit-zeuge. Im damals noch existenten Grenzgasthof Bätz legte man während unvergesslicher Stunden die Grundlage für eine gemeinsame Nachbarschaft und Zukunft.
Nach einem gemeinsamen Gebet und Segenswünschen durch Pfarrerin Weigel schloss sich bei strahlendem Herbstsonnenschein im Freigelände neben dem Gotteshaus ein "Kirchenkaffee" an.
Für Senioren war das Beisammensein die willkommene Gelegenheit, bei zwanglosen Gesprächen Erinnerungen aufleben zu lassen, die aktuelle Entwicklung in der Bundesrepubik zu beleuchten und neue Freundschaften über die bayerisch-thüringische Landesgrenze hinweg zu knüpfen. oe