Mit den Wurfsteinen geht es los

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Die Sanierung der Stadtmauer gehört zu den zahlreichen Projekten, die auf der Agenda der Stadt Seßlach stehen. Foto: Berthold Köhler
Die Sanierung der Stadtmauer gehört zu den zahlreichen Projekten, die auf der Agenda der Stadt Seßlach stehen. Foto: Berthold Köhler

Die Sanierung der Stadtmauer ist ein Teil der umfangreichen Investitionen, die die Stadt heuer trotz sinkender Steuereinnahmen plant. Möglich machen das niedrigere Umlagen und gestiegene Zuweisungen.

Die Sache drängt. Aufgrund der städtischen Verkehrssicherungspflicht wird die Stadt noch in diesem Jahr damit beginnen, die Stadtmauer zu sanieren. Die ersten 133 000 Euro an Ausgaben (bei geschätzt 83 000 Euro von verschiedenen Zuschussgebern) waren Teil des Beschlusses zum Haushalt 2020, der vom Stadtrat verabschiedet worden ist. Los gehen die Arbeiten unterhalb der Schule - im Abschnitt mit den Wurfsteinen, mit denen sich einst die Seßlacher vor bösen Eindringlingen zur Wehr setzten.

Kämmerer Fabian Leppert präsentierte ein Zahlenwerk, das im Verwaltungshaushalt gesunkene Gewerbesteuer-Einnahmen durch gestiegene Finanzzuweisungen und niedrigere Umlagen kompensieren kann. "So ergibt sich unterm Strich eine Zuführung von 1,7 Millionen Euro" zum Vermögenshaushalt, erklärte Leppert. Insgesamt weist dieser Teilhaushalt Einnahmen und Ausgaben von jeweils rund 8,69 Millionen Euro auf. Mit rund 6,29 Millionen Euro stieg der Vermögenshaushalt auf Rekordniveau. "Der Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt lediglich bei rund 3,7 Millionen Euro", sagte der Kämmerer. Möglich machen dies vor allem Zuwendungen in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.

Vielfältige Investitionen

Leppert: "Alleine diese Einnahmen liegen im Entwurf bei rund 1,9 Millionen Euro, was in diesen Bereichen Spielraum für Investitionen von rund 2,5 Millionen Euro schafft." Erneuert werden unter anderem die Wasserleitungen vom Geyersberger Kreuz nach Eckersdorf und in Rothenberg. Vor dem Hattersdorfer Tor und in der Friedrich-Rückert-Straße in Seßlach werden Wasserleitungen und Kanäle ausgetauscht. Außerdem sind die Sanierung der Kläranlage Seßlach, der Anschluss Krumbachs an dieselbe sowie die Erneuerung des Mischwasserkanals in Autenhausen vorgesehen.

Doch nicht nur Kanäle und Wasserleitungen werden heuer repariert oder neu gebaut: Mit einem neuen Feuerwehrauto für Heilgersdorf, Ausrüstungsgegenständen sowie Baumaßnahmen an mehreren Häusern wird kräftig in die Feuerwehren investiert (gut 350 000 Euro).

Die Schule erhält eine Digitalausstattung und neue Außensportanlagen (rund 250 000 Euro). Saniert werden die Stadtmauer (erster Teilabschnitt, 133 000 Euro) und das Gemeindehaus Oberelldorf (mit Wohnung 355 000 Euro), bezuschusst der Anbau der Heilgersdorfer Kita (1,43 Millionen Euro). Die Gestaltung der Randbereiche aufgrund überörtlicher Maßnahmen in der Ortsdurchfahrt Heilgersdorf und vor dem Hattersdorfer Tor schlagen mit 150 000 und 100 000 Euro zu Buche.

"Trotz dieser Vielzahl an Maßnahmen ist eine Neuaufnahme von Darlehen auch in diesem Jahr nicht notwendig", verkündete der Kämmerer stolz. Die Verschuldung der Stadt könne zum Jahresende wie geplant auf rund 3,12 Millionen Euro gesenkt werde. Mit 794 Euro pro Kopf liege sie damit zwar immer noch weit über dem Landesschnitt von 573 Euro, "dennoch befindet sich die Stadt Seßlach hier auf einem guten Weg", betonte Leppert. Die Hebesätze blieben unverändert.

Wie wichtig der Schuldenabbau ist, zeigte sein Ausblick auf die Großprojekte der nächsten Jahre: Feuerwehrhäuser, Stadtmauer-Sanierung, Umsetzung des Isek, Dorferneuerung Gleismuthhausen-Merlach, Neubau der Hattersdorfer Brücke, Breitbandausbau und Sanierung weiterer Kanäle und Wasserleitungen stehen an.

"Da zudem staatliche Zuweisungen abnehmen, die Umlagen aber steigen und gleichzeitig die Steuereinnahmen aufgrund der bevorstehenden Wirtschaftskrise mit Sicherheit deutlich zurückgehen werden, ist es nicht ausgeschlossen, dass Seßlach in den kommenden Jahren auf eine Neuverschuldung angewiesen sein wird", warnte Leppert vor allzu großer Euphorie.

Da der Maßnahmenkatalog vorab mit den Fraktionen geklärt worden war, stimmten alle anwesenden Stadträte der Haushaltssatzung wie dem Investitionsprogramm mit Finanzplan 2021 bis '23 zu. Bei drei strittigen Ansätzen (Weihnachtsbeleuchtung, Spielplätze und Randbereiche Heilgersdorf) zogen die Fraktionen von CSU beziehungsweise SPD ihre Einwände zurück.

Neeb dankte allen Beteiligten, allen voran Kämmerer Leppert. "Wir haben immer eine goldene Mitte gefunden und können wichtige Projekte umsetzen", sagte der Rathauschef. Dass trotz umfangreicher Investitionen noch ein Schuldenabbau drin sei, bezeichnete Neeb als "starke Leistung" Allerdings bleibe wegen der Krise fraglich, wie viele der Maßnahmen wie geplant umgesetzt werden können. Auch Zuschüsse und Zuweisungen würden möglicherweise nicht wie angekündigt fließen, fügte Neeb an. "Wir werden erst einmal die dringendsten Projekte angehen, falls nicht alles finanziell zu stemmen ist", gab der Bürgermeister die Marschrichtung vor. Ziel bleibe aber, "so viele der notwendigen Maßnahmen wie möglich umzusetzen".

Das gab es noch nie

"Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen." Mit dieser Feststellung begann Bürgermeister Maximilian Neeb (FW) die Stadtratssitzung . Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde die turnusgemäße Sitzung in den Kultursaal der Alten Schule verlegt, wo die Räte "ein bisschen weiter auseinander sitzen" und samit den Handlungsempfehlungen folgen konnten. Statt die umfangreiche Liste abzuarbeiten, beschränkte sich die Tagesordnung auf die Verabschiedung des Haushalts und Informationen zur Corona-Krise. Keine Anwesenheitsliste ging herum, und statt durch ihre Unterschrift billigten die Stadträte das Protokoll durch Handzeichen.