Das über 1000 Meter lange Leitungsnetz ist porös. Dadurch ist Wasser ins Mauerwerk gedrungen. Die Schadenshöhe wird noch ermittelt, man spricht aber bereits von einem Millionenbetrag. Es droht ein langer Rechtsstreit.
Andreas Oswald
Auf die Besucher des Königsbades kommt eine reparaturbedingte Schließung des Ganzjahresbades zu: Wann und wie lange, weiß noch niemand.
Auf die Stadt rollen hohe Reparaturkosten zu und ein komplizierte Rechtsstreit um die Gewährleistungsansprüche: Die genaue Schadenshöhe steht noch nicht fest - aber beim Sachstandsbericht in der Stadtratssitzung wird von einem "Millionenbetrag" gesprochen. Der Grund: Das rund einen Kilometer lange, im Mauerwerk verlegte Leitungsnetz ist durch den permanenten Kontakt mit Chlordioxid, das vor Legionellenverkeimung im Wasser schützen soll, porös geworden.
Neue Leitungen müssen jetzt auf dem Putz verlegt werden. Gekrönt wird das Königsbad-Desaster dadurch, dass die Gewährleistungsfristen für die Handwerkerleistungen gerade erst 14 Tage abgelaufen waren, bevor die ersten Schäden entdeckt wurden. Der von der Stadt beauftragte Anwalt für Baurecht, Klaus Waldmann, will für die Folgeschäden jetzt die damals tätigen Architekten zur Verantwortung ziehen.
Pleiten, Pech und Pannen
Im Mai 2010 wurde das Königsbad, nach schwerer Geburt, aus der Taufe gehoben und ist seitdem - als hätte ein böse Fee das Königskind mit einem Fluch belegt - von Pleiten, Pech und Pannen verfolgt. Schon kurz nach der Eröffnung sorgen rutschige Fließen für Schlagzeilen und seit Jahren läuft ein Gerichtsverfahren zur Restvergütung von Schadensersatzansprüchen.
Im Mai vergangenen Jahres werden Wasserrohrbrüche festgestellt - und im Zuge der Reparaturen eröffnet sich das ganze Ausmaß des Schadens: "Es wurde ein erhebliche Durchfeuchtung des Bodens festgestellt", erklärt Baurechtler Klaus Waldmann den Stadträten. Die Leitungen der Firma Rehau seien im Prinzip in Ordnung, hätten jedoch nicht dem Dauerbetrieb der Chlordioxid-Anlage Stand gehalten und seien in Folge dessen mit der Zeit porös geworden.
Die Verjährungsfrist bezüglich der Handwerkerleistungen sei zwar um 14 Tage überschritten, musste der Rechtsanwalt eingestehen, aber die Architekten seien "noch im Boot". Die Gespräche seien schwierig, betonte der Rechtsanwalt - besonders gegenüber den Versicherungen.
Klagen oder in Vorleistung treten?
Rechtsanwalt Klaus Waldmann zum Stand der Dinge: Das Beweisverfahren laufe und die Rohre seien zur Begutachtung zu einem Sachverständigen eingeschickt worden. Man werde zum Jahresende zu einem aussagekräftigen Gutachten kommen. Beim weiteren Vorgehen sei die Frage, ob man eine Ersatzvornahme mache (d.h. in Vorleistung zu treten) oder eine Schadensersatzklage gegen die Architekten erhebe.
Bei den Stadträten sind noch viele Fragen offen: Wer komme für die Ausfälle in Folge der Schließung des Bades auf?, will Holger Lehnard (CSU) wissen und bekommt die Auskunft, dass der Folgeschaden der Leckage ein Versicherungsfall sei. Welche Dimension der Rohrschaden habe, fragt Gerhard Meixner (FGL) und erfährt, dass das gesamte Kalt- und Warmwasserleitungsnetz eine Länge von 1200 Metern habe. Die Gretchenfrage stellt Anita Kern (SPD): Wie hoch sind die Reparaturkosten? "Sicher erheblich", sagt der Anwalt, der nicht ins Detail gehen will, aber im weiteren Verlauf der Sitzung von einem "Millionenbetrag" spricht.
Reparaturbeginn in der Sauna
Auf die Frage, wie lange der Betrieb geschlossen werden müsse, meint Bäderchef Walter Mirschberger, dies hänge vom Sanierungskonzept ab. Er könne sich vorstellen, im Saunabereich anzufangen, um nicht sofort das Bad schließen zu müssen. Als Minimum nennt Mirschberger vier bis sechs Wochen - "vielleicht auch länger". Rechtsanwalt Klaus Waldmann spricht von einem halben Jahr. Worauf Stadträtin Mathilde Hartmann (CSU) sarkastisch erwidert: "Danke für die schlechten Informationen."
Außergerichtliche Lösung ?
Stadtrat Ulrich Schürr (Junge Bürger) konstatiert eine Fülle von Einzelmängeln, verteilt auf viele Einzelverfahren. Bis man das Beweisverfahren abgeschlossen habe, bis zweitinstanzliche Verfahren durchgezogen seien, " sind Jahre optimistisch" betrachtet. Schürr appellierte, parallel zum Verfahren außergerichtliche Lösungen anzupeilen. Es müsse möglich sein, Teillösungen durch Vergleiche zu erreichen.
Erwin Held (FW) kritisiert, dass man bei der Bauabnahme keinen unabhängigen Sachverständigen hinzugezogen habe, sondern sich auf die Architekten verlassen habe. Rechtsanwalt Waldmann gibt zu, dass es eben nur die "zweitbesten Architekten" gewesen seien. Worauf Held resümierte: "Da zeigt sich wieder einmal, dass der Billigste bei der Vergabe nicht der Beste ist."
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte der Betriebsleiter des Königsbades, Christian Lenkl, dass man die Gültigkeit der Jahreskarten, entsprechend der reparaturbedingten Schließungsdauer, verlängern werde.