von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg Neulich, ich geriet da in so eine abendliche Bastelrunde, da wurden mir die Augen über meine Heimat geöffnet. Wir saßen so im Kreis und jed...
von unserem Mitarbeiter
Markus Häggberg
Neulich, ich geriet da in so eine abendliche Bastelrunde, da wurden mir die Augen über meine Heimat geöffnet. Wir saßen so im Kreis und jeder leistete seinen Beitrag zu einem Ereignis, das Lichtenfels zugutekommen wird.
Die eine Frau hatte Klebstoff, die andere die Werkstückchen, eine weitere präparierte diese vorab und wieder eine andere Frau trug Sorge dafür, dass diese Werkstücke hinterher vom Vorher nicht zu unterscheiden sein werden. Die eigentliche Tätigkeit, so freundlich sie sich auch auf die Korbstadt auswirken wird, bereitete natürlich keinen Genuss, da sie Arbeit war. Der Spaß stellte sich vielmehr durch das Belauschen der Gespräche ein, welche von den Frauen geführt wurden.
Im Grunde behandelten die Gespräche beide im Leben relevanten Themen: Klatsch und Tratsch.
Und während wir wie eine gut geölte Maschine Arbeitsteilung vornahmen und die Werkstücke im Kreis von Hand zu Hand gingen, stiegen legendäre Begebenheiten und Originale vor uns auf, paradierten Anekdoten an mir vorüber, umhüllt von der wohligen Schnurre aus entweder Übertreibung und bunten Farben oder aber der Möglichkeit, dass sie wahr sind. Das eine so bezaubernd wie das andere. Nicht direkt bezaubernd, aber unvergesslich gelang dabei die Lichtenfelser Geschichte von dem Betrunkenen, der auf einer der blauen Metallbänke am Rathaus seinen Rausch ausschlafen wollte. Erzählt wurde diese Begebenheit von der Frau, die mir gegenüber saß und Augenzeugin war. Der Mann also lag in tiefer Nacht auf der blauen Metallbank, rotzbesoffen aber befriedet, ein wenig der nächtlichen Frische ausgesetzt vielleicht. Schläft man erst einmal, ist so ein Rausch an der frischen Luft erträglich.
Aber dämmert man nur so zwischen Betäubung und Blasendruck dahin, ist ein Delirium nicht komfortabel. Jedenfalls muss der Mann auf der Metallbank auch so empfunden haben, denn er versuchte, sein Wasser abzuschlagen.
Eigens dafür aufzuwachen oder gar aufzustehen schien ihm vernachlässigbar und so, das erzählte mir die Dame von Gegenüber, habe er im Halbschlaf und im Liegen an seiner Hose genestelt, "um sein Geschirr rauszuholen". Als ihm das geglückt war und er sich endlich eine Blöße gab, sei eine Frau ums Eck gebogen. Statt Irritation aber habe diese Frau - da "der Tisch gedeckt war"- ein Anfall aus Libido und Pragmatismus überkommen und sie sprach den Mann an.
Das alles sei gut zu erkennen gewesen, da das Lichtenfelser Rathaus in der Nacht nicht schlecht ausgeleuchtet ist. Jedenfalls sei dem so misslich dämmernd Liegenden Sinn mehr nach Ruhe gestanden und er habe die Frau verwaschen murmelnd von sich gewiesen.
Mehrmals. Das nun wieder habe ihm eine regelrechte Schimpfkanonade eingebracht. Und dann erzählte die Frau von Gegenüber die Geschichte von dem originellen Lichtenfelser, dem es einst eingefallen sei, das Abfackeln eigener Brusthaare vor Publikum zu kultivieren. Basteln kann so schön sein.