"Ich habe ein schönes Leben gehabt - trotz aller Schicksalsschläge", sagt Herbert Mittelheuser, der am gestrigen Dienstag seinen 95. Geburtstag feierte und bis heute seinen Humor bewahrt hat. Zudem gi...
"Ich habe ein schönes Leben gehabt - trotz aller Schicksalsschläge", sagt Herbert Mittelheuser, der am gestrigen Dienstag seinen 95. Geburtstag feierte und bis heute seinen Humor bewahrt hat. Zudem gilt er als lebenslustig und hilfsbereit. Zum Geburtstag gratulierten auch der stellvertretende Landrat Michael Ziegler sowie Stadtrat Norbert Geier und der evangelische Posaunenchor brachte ihm am Abend sogar noch ein Ständchen.
Als Schüler schon verdient
"Mein Leben hat schon mit Arbeit begonnen", erzählte der aus Hamburg stammende Jubilar schmunzelnd. "So habe ich schon als Schüler Geld verdient, indem ich Brötchen ausgetragen habe." Doch nicht nur der Verdienst ließ ihn jeden Morgen früh aufstehen. "Das Schönste an dieser Arbeit war, dass ich morgens, mittags und abends Kuchen essen konnte", fügte er an.
An der Hamburger Staatsoper
Schon als Kind sang er im evangelischen Kirchenchor und hatte das Glück, von dort aus direkt an die Hamburger Staatsoper zu kommen. "Die erste Aufführung, in der ich als Kind im ersten Sopran sang, war die Oper ,Schwarzer Peter'", erinnert er sich heute noch gut daran. In den drei Jahren, in denen er an der Oper Kinderrollen wahrnahm, folgten Auftritte in vielen Aufführungen. Nach dem Schulbesuch absolvierte er von 1939 bis 1942 eine Ausbildung als Kaufmann in einem Möbelgroßhandel im Hamburg.
Doch kurz danach wurde er zum Arbeitsdienst nach Polen eingezogen und ein halbes Jahr später an die Front versetzt. Er kämpfte im Mittelabschnitt der Ostfront in Russland und wurde beim Rückmarsch mehrfach verwundet. In den letzten Kriegswochen wurden er und weitere Kameraden zwischen Buch und Sailershausen von amerikanischen Panzern beschossen. Am linken Arm getroffen, konnte er noch einen halben Tag marschieren, bis ihn ein Bauer bei Unter- oder Oberhohenried auflas und ins Lazarett nach Haßfurt fuhr. Dort amputierte ihm ein Frauenarzt den linken Arm. Herbert Mittelheuser kam danach ins Entlassungslager in Ochsenfurt und gab Haßfurt als seine Heimat an.
"Hätte ich gesagt, dass ich aus Hamburg stamme, das in der britischen Zone lag, wäre ich nicht entlassen worden", erklärte er. In Haßfurt fand er im Haus seiner späteren Schwiegermutter Gusti Bauer eine Unterkunft. Zwar wollte er gerne wieder in seine Heimat zurück, doch dann verliebte er sich in die Witwe Gretel Ganzinger, geborene Bauer, die bereits zwei Kinder hatte. 1946 schloss das Paar den Bund der Ehe in Haßfurt und freute sich 1947 über die Geburt einer Tochter. Doch nach 25 Ehejahren starb Gretel Mittelheuser nach einer Operation.
Herbert Mittelheuser arbeitete nach dem Krieg beim Landratsamt für den UNRRA-Suchdienst und war von 1951 bis zu seiner Rente 1983 bei Kugelfischer in Schweinfurt im Verkauf tätig.
1972 heiratete er die Witwe Barbara Schaffer, geborene Demling aus Bamberg, die ebenfalls einen Sohn hatte. Gerne beschäftigten sich die Eheleute in ihrem großen Garten an der Amonshöhe, der zum Mittelpunkt ihres Lebens wurde und in dem sie viele Tiere hielten.