Mehr Angaben zur Brücke nötig

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Der Reckendorfer Gemeinderat berät über die Sanierung des historischen Überwegs über die Baunach. Ein weiterer Tagesordnungspunkt, bei dem es um ein Vorkaufsrecht für die Gemeinde geht, sorgt für Irritationen.

Nach einem längerem Zeitraum erhielt der Reckendorfer Gemeinderat wieder eine Übersicht über den aktueller Stand der Entwurfsplanung "Sanierung und Verbreiterung der steinernen Brücke über die Baunach". Nach der Beauftragung des Büros M4-Ingenieure (München), dem einzigen Bewerber, die unter gravierenden Baumängeln leidende Baunachbrücke zu überprüfen sowie eine anschließende Sanierung zu planen, wurden dem Gemeinderat die geschätzten Kosten vorgestellt. Dabei erhöhten sich die Ausgaben auf den aktuellen Betrag in Höhe von 340 000 Euro.

Im Vergleich zum Vorentwurf waren dies 120 000 Euro mehr, was für eine beidseitige Verbreiterung vorgesehen wird: Neben dem bisherigen Gehweg soll auf der anderen Seite ein Radweg entstehen. Letzterer werde durch das Anbetonieren eines Stahlbetonkragarms erreicht. Geschätzte Kosten in Höhe von 40 000 Euro fallen für die Widerlager und eine Schleppplatte an, welche Setzungsdifferenzen der historischen Brücke (Baujahr 1865) zum Damm ausgleichen sollen.

Die Böschungssicherung des Bauwerkes, das im Hochwassergebiet liegt, schlägt mit weiteren 16 000 Euro zu Buche. Die Begrenzung der Verkehrslast muss nach der vorgesehenen Erweiterung unter Berücksichtigung der Traglastsicherung dauerhaft auf maximal 30 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht erfolgen.

Da für die weitere Bearbeitung des Zuschussantrags bei der Regierung von Oberfranken noch eine Vielzahl von Unterlagen fehlen würden, konnte die Höhe der Zuwendungen, die sich bis auf 90 Prozent der förderfähigen Kosten belaufen können, noch nicht ermittelt werden.

Der Gemeinderat wurde nach der Bekanntgabe aufgefordert, über das weitere Vorgehen zu beraten und abzustimmen. Dies war durchaus nicht einfach, denn Jürgen Baum (WBFW) fragte nach, ob die Planung noch näher vorgestellt werde. So vermisste Zweiter Bürgermeister Erwin Wahl (CSU) eine grobe Übersicht und fragte. "Wo fangen die Wege an, wo hören sie auf?" Worauf Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD) antwortete, dass die Erweiterung nach Norden hin erfolgen solle, "Richtung Spielplatz". Ludwig Blum (CSU) mahnte: "Wir dürfen die Brücke nicht totsanieren", das passiere, wenn die Reduzierung von 40 auf 30 Tonnen Traglast erfolge. Schließlich konstatierte Bürgermeister Deinlein, dass man erst wissen müsse, was welche Variante kosten würde, um einen Beschluss fassen zu können. Die Verwaltung werde angehalten, die förderfähigen Kosten zu prüfen.

Vorkaufswunsch abgelehnt

Viel Irritation verursachte der Tagesordnungspunkt zum Erlass einer Vorkaufssatzung, um von der Hauptstraße einen östlichen Zugang zum "Haus der Kultur" zu erreichen. Denn diese Planung wurde dem Gemeinderat von Bürgermeister Deinlein erstmals in der acht Tage vorher ergangenen Sitzungsladung bekannt gegeben. Auch die Eigentümer der dafür vorgesehenen, westlich und nördlich von der "ehemaligen Synagoge" gelegenen Grundstücke kamen in die Sitzung, um sich über diesen Sachverhalt zu informieren.

Das Gemeindeoberhaupt begründete die Vorgehensweise damit, dass die neuen Eigentümer eines bisher im öffentlichen Sinne genutzten Fußweges (Verlängerung Ahornwegs) die Verbindung verschlossen hatten. Der Zugang zum beliebten Veranstaltungsort erfolgt seither in einem Umweg über die Eidelsgasse und den Mühlweg. Den Vorschlag zu einer nach Praagraph 25 des Baugesetzbuchs aufzustellenden Vorkaufssatzung begründete Deinlein damit, im Sinne einer städtebaulichen Maßnahme den Zugang zum Haus der Kultur über die Hauptstraße wiederherzustellen. Die anwesenden Grundstückseigentümer wurden mit dem Hinweis beruhigt, dass dieses Vorkaufsrecht nur greifen würde, wenn der Verkauf eines der betroffenen Grundstücke bevorstehe.

In der anschließenden Diskussion äußerte Gemeinderat Bernhard Müller (SPD) seine Ansicht, dass sich durch diese Vorkaufssatzung der Wert für den Grund und Boden vermindere, worauf Markus Sippel (WBFW) erwiderte, dies sei nicht der Fall, solange es nicht in Abteilung II des Grundbuches erwähnt sei. Erwin Wahl bezweifelte die Realisierbarkeit des Vorhabens, müssten doch mehrere Grundstücke erworben werden, um dort einen Weg zu erbauen. Auch für Ludwig Blum (CSU) war das Gebiet zu groß. Er hätte sich zudem gewünscht, "dass alle beteiligten Leute eingeladen und die Vor- und Nachteile im Vorfeld abgeklärt worden wären". "Die Vorgehensweise ist unmöglich", meinte Clarissa Schmitt (CSU), und Gerhard Pförtsch (CSU) fügte hinzu, dass "genauso wie immer" mit der Öffentlichkeit umgegangen werde. Dritter Bürgermeister Hubert Rottmann (WBFW) argumentierte gegen den Satzungsvorschlag, dass der Weg über die Eidelsgasse zumutbar sei, was auch Jürgen Baum bestätigte. Thomas Stößel (WBFW) erinnerte an den Beschluss, dass man ja ein kommunales Förderprogramm auf die Beine stellen will: "Da wird der Anspruch auf diese Grundstücke geregelt. Wir bekommen ansonsten ein riesiges Gebiet, das finanziell schwer zu tragen ist".

Andreas Knab erinnerte schließlich daran, weswegen dieser Weg gesperrt wurde: Ausgangspunkt sei eine "20-Euro-Frage" gewesen. Er habe in Erfahrung gebracht, dass die Anwohner den Fahrradverkehr eingedämmt haben wollten und um die Anbringung eines Pfahls als Sperre gebeten hätten.

Zunächst gewährt, wurde ihnen kurz darauf eine Absage erteilt. Daraufhin wurde der Weg mit Tor und Zaun abgeschlossen. Da zwölf Gemeinderäte gegen den Beschlussvorschlag stimmten, wurde der Antrag abgelehnt.