Seit Mai leitet Friederike Recktenwald die Kulmbacher Außenstelle des "Weißen Rings". Jetzt sucht sie Freiwillige, die sie bei ihrer Tätigkeit unterstützen.
Die Worte von Friederike Recktenwald klingen wie ein kleiner Hilferuf: "Wir brauchen Verstärkung!" Seit Mai leitet sie die Kulmbacher Außenstelle der Opferhilfe "Weißer Ring". Jetzt sucht sie händeringend ehrenamtliche Mitarbeiter, die sie bei ihrer segensreichen Tätigkeit unterstützen.
"Wir bieten abwechslungsreiche Tätigkeiten, Aus- und Fortbildungen und Teamarbeit", sagt Friederike Recktenwald im Gespräch mit der BR. Die Aufgabe des "Weißen Rings" bestehe vorwiegend darin, Opfern nach einer Straftat Gespräche und persönliche Betreuung anzubieten. Man begleite die Menschen zu Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht und unterstütze sie als Zeugenbeistand bei der Vorbereitung auf den Prozess. Hinzu kämen Hilfestellungen im Umgang mit weiteren Behörden und eine finanzielle Hilfe zur Überbrückung tatbedingter Notlagen.
Vielfältige Erfahrungen
Die Mitarbeiter sind laut Recktenwald auch präventiv tätig. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehörten Infostände, Vorträge und Projekte. Auch halte der "Weiße Ring" ein kostenloses Opfer-Telefon unter der Nummer 116 006 bereit.
Die Erfahrungen, die die neue Außenstellenleiterin bislang sammeln konnte, sind vielfältig: "Für mich ist es erst einmal schwierig, unseren Verein hier im Kreis Kulmbach wieder bekannt zu machen, der sich um Opfern von schweren Straftaten kümmert. Es geht vor allem um eine persönliche Begleitung der Betroffenen, damit sie das ganze Strafverfahren oder die Belastung bei Aussagen durchhalten." Im Rahmen dieser Arbeit könne der "Weiße Ring" wie keine andere Institution unter Umständen finanzielle Hilfe leisten. "Wir unterstützen einfach menschlich."
Beruflich "vorbelastet"
Friederike Recktenwald war nach dem Studium der Sozialarbeit und Sozialpädagogik bei der Justiz in der Bewährungshilfe tätig. Sie sei also gewissermaßen "vorbelastet", denn die Opferbetreuung spiele auch im Sozialdienst der Justiz eine große Rolle. Die Wahrung eines gewissen Abstandes hält sie aber für unbedingt notwendig: "Man darf nicht mitleiden, das ist das Problem. Man soll das Leid verstehen. Wenn jemandem gerade etwas passiert ist, dann verliert er erst einmal die Orientierung. Und wenn ich diese Orientierung mit verliere, dann kann ich ihm oder ihr gar nicht helfen." Man müsse einfach wissen, was es für Möglichkeiten gibt, den Menschen wieder zu befähigen, "dass er wieder einigermaßen klar sieht, um Entscheidungen selbst zu treffen".
Man könne sich durchaus an den "Weißen Ring" wenden, bevor man als Opfer einer Straftat zur Polizei gehe. "Wir können bei der Entscheidungshilfe unterstützend beraten, in dem wir einfach darüber informieren, was passiert, wenn ich eine Anzeige erstatte."
In ihrer Arbeit kann sich Friederike Recktenwald bei der Bundesgeschäftsstelle in Mainz auch rechtlich informieren: "Ich arbeite also nicht hier in Kulmbach und mache irgendwas aus dem Bauch heraus, sondern ich kann auf Fachleute wie Ärzte oder Juristen in Mainz zurückgreifen." In der kurzen Zeit als neue Außenstellenleiterin hat Recktenwald bereits mehrere Opferfälle begleitet. "Es gibt Straftaten, die kann man nicht vermeiden, aber man kann lernen, gewaltbereiten Tätern aus dem Weg zu gehen oder nach außen ein wenig stärker auszustrahlen. Und man kann sich Rat holen, wie man sein Haus besser schützen kann." Sie habe die Erfahrung gemacht, "dass es vor Gericht auch Gerechtigkeit gibt".
Menschlicher Aspekt
In ihrer Arbeit versucht Friederike Recktenwald, auch einen menschlichen Aspekt einzubringen, der nicht mit Geld zu bezahlen ist.
Noch fänden nicht alle Kriminalitätsopfer den unmittelbaren Weg zum "Weißen Ring", so die Leiterin. "Deshalb danken wir allen Stellen, die Betroffene auf die vielfältigen Hilfsmöglichkeiten unseres gemeinnützigen Vereins hinweisen." Mehr unter
www.weisser-ring.de.