Laufen Frank Hofmann hat sich für den Samstag viel vorgenommen. Wenn das Wetter mitspielt, will er den Weg vom Seebachgrund über Streitberg bis nach Rehau bestreiten - ein wenig über 120 Kilometer. Zum Abendessen will er am Ziel im Landkreis Hof sein.
von unserem Redaktionsmitglied
Michael Busch
Dechsendorf/Rehau — Jetzt, verehrter Leser, da Sie diesen Artikel am Samstag in der Hand haben und lesen, vermutlich zwischen Frühstück und Mittagessen, ist Frank Hofmann schon Stunden unterwegs. Genauer gesagt um ein Uhr nachts ist er gestartet, wenn ihm das Wetter keinen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Noch ein wenig genauer: Wenn Sie beim 2. Morgenkaffee sind, dürfte Frank Hofmann kurz vor dem Ende der Fränkischen Schweiz in Richtung Bayreuth unterwegs sein. Wenn Sie bereits beim mittäglichen Dessert sind, könnte er sogar schon Bayreuth hinter sich gebracht haben.
"Nichts Besonderes? Welches alte Auto hat er denn?", mögen Sie denken. Kein Auto. Gar kein motorisiertes Verkehrsmittel. Per pedes. Auf Schusters Rappen ist er unterwegs. "Ein wenig irre muss man für so eine Idee schon sein", hat der durchtrainierte 43-Jährige zuvor erklärt.
Immerhin warten gut 120 Kilometer auf den passionierten Läufer. Die Höhenmeter sind gar nicht genau gezählt, flach ist die Strecke auf jeden Fall nicht. "Ich schätze mal 800 Meter sind es, aber das geht auf die Länge", meint er grinsend.
Marathon als Training Normalerweise ist er selbstständig im Versicherungswesen unterwegs. "Finanzcoach", gibt er an. Doch wenn die Zeit am Arbeitsplatz in Dechsendorf vorbei ist, werden die Laufschuhe geschnürt. Hofmann ist als Jugendlicher schon viel gelaufen, dann gab es allerdings eine lange Pause. "Als ich älter wurde, fing es wieder an, bei Männern heißt das wohl Midlife-Crisis." Auch das erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln, denn mit einer Krise hat dieser Lauf wohl eher nichts zu tun. Der Mann hat Lust am Laufen.
Der Mann hat Lust am viel Laufen, das merkt sein Gegenüber ganz schnell, wenn er die Vorbereitungsphase schildert. "Ich bin viel gelaufen, unter anderem einen Marathon als Vorbereitung." Das ist schon irre genug, denn andere Läufer trainieren monatelang auf einen Marathon hin, hier wird diese olympische Disziplin als Trainingseinheit absolviert. Der längste Vorbereitungslauf war allerdings ein Tag über 50 Kilometer - "mehr bin ich nie gelaufen", sagt Hofmann.
Er ist selber gespannt, was ihn jenseits dieser Marke erwartet, denn der Körper macht in diesem Moment etwas, was er noch nie gemacht hat. Doch Hofmann ist zuversichtlich, dass er diese Herausforderung schafft. Er werde aber keinen Harakiri-Versuch unternehmen.
"Wenn es körperliche Probleme gibt und es nicht weiter geht, höre ich natürlich auf!" Das dürfte ganz im Sinne seiner Familie liegen, die zum einen sicher stolz auf den laufenden Papa ist, anderseits sich aber schon auch Sorgen macht. Vor allem die mittlere der drei Töchter ist skeptisch, ob das alles so gesund ist.
Mit Stirnlampe auf die Route Bis Streitberg ging es erst mal alleine los. Rund 40 Kilometer wollte er mit Stirnlampe und Trinkflasche hinter sich bringen. "Vorab habe ich an wichtigen Abbiegungen Zeichen angebracht, so dass ich den Weg auch finde." Denn nichts wäre Hofmanns Ansicht nach fataler, als bei diesem langen Lauf aus dem Rhythmus zu kommen und nach der richtigen Strecke suchen zu müssen.
In Streitberg sollte dann ein Freund mit einem Rad gewartet haben, der die "restlichen" 80 Kilometer als Begleitfahrzeug dabei ist.
Auf der Hälfte der Strecke sind dann die Schwiegereltern eingeteilt. Die haben im Begleitfahrzeug nochmals Kohlenhydrate und frische Getränke dabei, um Hofmanns strapazierten Körper zu versorgen.
Am Anfang war das Ziel Die Idee an sich entstand 2014. Zuvor ist Hofmann schon mehrere Marathons gelaufen. "Da waren Läufe unter drei Stunden dabei", erzählt er. Nach der Pause startete er wieder mit dem Laufen. "Dann habe ich gesehen, dass es Menschen gibt, die 50 Marathons laufen wollen, die auf allen Kontinenten mal einen Marathon laufen - da gibt es viele Ideen." Das sei ihm aber alles zu langweilig gewesen. "Ein Ultralauf hat mich viel mehr gereizt."
Das hänge auch mit seinem Job zusammen.
Als Selbstständiger sei er neue Herausforderungen gewohnt und er müsse sich immer wieder neue Ziele stecken. Da sei der nächste Schritt wie von selbst gekommen. "Meine Eltern wohnen in Rehau und so beschloss ich, dorthin zu laufen."
Die haben sicher auch einen spannenden Samstag vor sich. Denn zum Abendessen will der Sohnemann da sein. Irgendwann zwischen 17 und 19 Uhr. Wie der Lauf war, ob die vier Monate Vorbereitung gereicht haben, was einem Läufer 120 Kilometer durch den Kopf geht, darüber berichten wir in der kommenden Woche an dieser Stelle.