Beim Kabarettabend auf der Trebgaster Naturbühne schlägt Lizzy Aumeier durchaus auch ernstere Töne an.
Wenn die "dicke alte Frau" in der Region unterwegs ist, dann sind die Ränge voll. Ob im Untersteinacher Kleinkunst-Brettla, in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle oder wie am Sonntagabend auf der Naturbühne
Trebgast, Lizzy Aumeier lockt die Massen.
Engelsgleich im gülden wallenden Gewand schwebt Lizzy Aumeier angestrengt die holprigen Stufen zur Bühne hinab, zupft, unten angekommen, ihr Oberteil zurecht und strahlt über alle Backen. Sie hat ihre Fan-Gemeinde, die sich immer wieder an ihrer Selbstironie aber auch den durchaus ernst gemeinten bissigen Kommentaren zur Realität ergötzt.
"Ja, ich will." Auch mit diesem Programm zieht sie über den ständigen Konflikt zwischen Mann und Frau, Leidenschaft und Langeweile her. Macht männliche Opfer im Publikum an, um diese schließlich mit deren versteckten Leidenschaften und dunklen Seiten zu blamieren.
Rückrufaktion für Ehemänner
Aktuell ist die Aumeier mit der katholischen Kirche in Verhandlung, zieht sie vom Leder. Nachdem die Autoindustrie wegen Schummelsoftware Rückrufaktionen durchführen muss, hält sie auch die Zeit für gekommen, den Klerus zu einer gleichen Aktion aufzufordern: wenn Ehemänner nicht halten, was sie einst versprochen haben.
Überhaupt ist es mit der Ehe so eine Sache. Dazu lässt die Aumeier ihre - im übrigen ganz exzellente - musikalische Begleiterin Svetlana Klimova eine russische Erkenntnis verkünden: "Die Ehe ist wie ein Mausoleum, man lebt nicht mehr, ist aber noch nicht begraben. Und die Aumeier lässt durchblicken, dass sie selbst keinen Deut besser ist. Doch als Frau wird man gleich als ordinär verschrien, wenn man "nebennaus ..." geht, beschwert sie sich - "als Mann wird man hingegen deutscher Innenminister".
Sammlung für Trump
Überhaupt regt sich die Aumeier über die Scheinheiligkeit in der Politik auf. Der Scheuer und die Maut, "der fränkische Chippendale" Söder, so etwas regt sie auf. Aber auch den Sozi Sigmar Gabriel, einstmals "im Außendienst tätig", bringt sie nur mit gutem Essen in Verbindung. Und bei der AfD-Vorsitzenden Alice Weigel wird sie direkt beleidigend: "Die ist lesbisch und lebt mit einer Frau in der Schweiz, und hier ist sie gegen die Gleichstellung von Homosexuellen." Bei allem Spaß und guter Laune, hier wird die Aumeier ernst. Dabei war es doch immer eine gute bayerische Eigenschaft, jedwede Abweichung von der generellen Ordnung zu tolerieren.
Die Spaltung in Freund und Feind, gut und schlecht, Schuldige und Opfer - das geht ihr gegen den Strich. Hartz IV und zu wenig Rente, daran sind nicht die Flüchtlinge schuld, das Problem war bereits vor 2015 da. Und sie wird radikal, wenn sie zu einer Sammlung für Donald Trump auffordert: Für ein Cabrio und einen Aufenthalt in Dallas (wo Kennedy im offenen Wagen erschossen wurde).
Lizzy Aumeier ist deutlicher in ihrer Wortwahl geworden, die mitunter über Kabarettistisches hinausgeht. Aber sie führt in ihrem Programm immer wieder ins Kabarett und zur Unterhaltung zurück. Sie möchte nicht die aktuellen Feindbilder nachäffen. Da sind ihr die "alten bayerischen Feinde" eigentlich lieber. Wie die Preußen, denn dass dieses Feindbild lustig gemeint ist, war doch schon bayerische Leitkultur geworden.
Und sie macht sich lieber über sich selbst lustig; über ihre reduzierte Modellfigur und die Folgen ihres Verkehrsunfalls. Und sie tanzt trotz ihrer Einschränkungen wie Shakira und Tina Turner. Jetzt erst recht!