Live-Sound und schrille Klamotten

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Mit der Band "Cartoon" trat Markus Scharfenberg (rechts) in ganz Franken auf - hier beim Fasching in Schwabthal.
Mit der Band "Cartoon" trat Markus Scharfenberg (rechts) in ganz Franken auf - hier beim Fasching in Schwabthal.
Markus Scharfenberg im Alter von 30. Repros und Foto: Matthias Einwag
Markus Scharfenberg im Alter von 30. Repros und Foto: Matthias Einwag
 
... und in der Gegenwart mit seiner ersten Gitarre aus dem Jahr 1973...
... und in der Gegenwart mit seiner ersten Gitarre aus dem Jahr 1973...
 
... "Subi" lebt eben für die Musik.
... "Subi" lebt eben für die Musik.
 
"Subi" in den 80ern in schrillem Outfit...
"Subi" in den 80ern in schrillem Outfit...
 

Der Staffelsteiner Markus "Subi" Scharfenberg trat in den 80ern mit etlichen Bands auf. Die Szene hat sich seither verändert, erzählt der 59-Jährige: Heute werde viel mehr Technik auf der Bühne eingesetzt als damals, als die Leute noch nicht mit Applaus geizten.

In den 80ern war Markus "Subi" Scharfenberg ständig unterwegs. Als Mitglied der Bands "Cartoon", "Lucky", "Penny Lane", "Holiday" und "Red Hot Cats" tourte er durch Franken und rockte das Publikum in Hallen und Tanzarenen. Als "Basser" wirke er mit - und als Sänger, denn damals sangen alle Instrumentalisten ganz selbstverständlich ohne einen Frontmann.

Außerdem installierte der gelernte Elektriker schon immer leidenschaftlich die Licht- und Tontechnik bei den Auftritten der Bands. 1981 machte er sich selbstständig, eröffnete in Staffelstein ein Musikhaus, in dem er Instrumente, Stereoanlagen sowie Licht-, Ton- und Showtechnik anbietet. Irgendwann wurden die Räume in Staffelstein zu klein, so dass "Subi" nach Lichtenfels umzog - sein Spitzname kommt vom ersten Werbeslogan seines Staffelsteiner Musikhauses: "SUB der Soundsprofi", wobei SUB für Scharfenberg Untere Badegasse steht.

Aber zurück in die 80er: Als Basser spielte der heute 59-Jährige bei Faschingsveranstaltungen in Schwabthal ebenso wie in der Goebel-Halle in Rödental. "Die Halle war voll wie eine Heringsdose", erinnerte er sich an die Auftritte der sechsköpfige Band "Holiday" in Rödental. So etwas finde man heute nur noch selten. "Faschingsbälle sind damals noch gelaufen", sagt er.

"Das ist meine allererste Gitarre", fährt "Subi" fort und holt eine betagte E-Gitarre hervor. "Die hab' ich am 8.2.73 gekauft." 1975 stand er erstmals damit auf der Bühne. Kurios ist allein schon die Geschichte dieses Instruments: Irgendwann hatte er diese Gitarre verkauft. In den 90ern kam ein Kunde in seinen Laden hereingeschneit, der eine Gitarre verkaufen wollte. "Ich dacht', mich haut's um - das ist doch meine alte Gitarre!" Sie war's tatsächlich. Letzte Gewissheit brachte das Monogramm, das er einst mit gelber Farbe ins Innere gepinselt hatte. Dem Kunden bot er an, sich eine fabrikneues Instrument im Tausch gegen sein altes auszusuchen - "und wir beide waren glücklich".

Doch was war anders bei Auftritten in den 80ern? "Die heutigen Partybands machen viel mehr Show", urteilt er, "der aufwand mit Licht und Videowalls ist größer geworden, früher gab's ein paar Funzeln, das war's. Damals ging's vor allem um die Musik - darum, dass Musik live gespielt wurde, heute hingegen kommt vieles von Sequenzern", besteht also aus vorgefertigten elektronischen Soundgirlanden.

Klamotten im schrillen Look der 80er

"Die Musikszene wurde vor allem durch die DJs und die Alleinunterhalterszene verändert", sagt Markus Scharfenberg, der in den 80ern sieben Jahre hauptberuflich als DJ arbeitete. Er und seine Bandkollegen traten in bunten Klamotten auf - sie trugen stonewashed Jeans und Hemden mit Rüschen, weiße Turnschuhe und Tigerlook-Röhrenhosen. Es gab keinen, der beim Auftritt nur am Mischpult stand. Während des Spielens habe er von der Bühne aus die Stücke gemischt.

Die Tonaufnahmen, die er aus dieser Zeit aufgehoben hat, wirken verblüffend professionell. Und das, obwohl sie nur zu Kontrollzwecken aufgenommen wurden, um zu sehen, wer sich wo verspielt hatte. Das Erfolgsrezept: "Du musst es nur sauber spielen."

Volksmusik und deutsche Schlager sowie die Spitzenreitertitel der Charts spielten sie damals besonders gern. Ein festes Programm hatten sie nicht. Oft richteten sich die Bands bei der Auswahl der Songs kurz vor dem Auftritt nach dem Altersdurchschnitt des Publikums. James-Last-Stücke und Medleys hatten sie ebenso im Repertoire wie Songs von den Eagles und von Queen, aber auch - Kontrast! - die "Rote Sonne von Barbados" von den Flippers. "Wir haben jede Stimme selber gesungen", sagt Markus Scharfenberg. "Nichts wurde nachbearbeitet - es war original Live-Sound.". Darauf ist er heute noch stolz. Und als er ein vor 30 Jahren aufgenommenes Italian Disco Medley auflegt, kommentiert er: "Das läuft wie eine Schweizer Uhr."

50 Termine im Jahr bestritten die Bands damals im Durchschnitt. "Wir spielten von 19 Uhr bis 2 Uhr früh - das ist der Unterschied zu heute. Und die Leute kamen damals pünktlich zum Konzertbeginn. Inzwischen beginnen die Konzerte viel später. In den 80ern hat man sich einfach getroffen und war dann da zum Musikhören. Wir brauchten dafür kein Whatsapp", sagt er und grinst. "Mit einer 300-Mark-Gitarre und dem Schlagzeug unserer Schülerband" sei es möglich gewesen, ganz passabel Musik zu machen - ohne jegliche aufwändige Studiotechnik. "Wir waren in der Lage, mehrstimmigen Gesang ohne technische Hilfsmittel zu machen", erinnert er sich. "Und das Publikum hat damals viel mehr applaudiert als heute - dabei ist das doch das Brot des Künstlers!"