Leben auf 400 Seiten

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Bernhard Küfner freut sich über die goldene 90. Sein 100. Geburtstag würde übrigens auf einen Sonntag fallen, hat der Jubilar schon mal recherchiert . . . Fotos: Sonja Asdam
Bernhard Küfner freut sich über die goldene 90. Sein 100. Geburtstag würde übrigens auf einen Sonntag fallen, hat der Jubilar schon mal recherchiert . . . Fotos: Sonja Asdam
Bernhard Küfner feierte mit Frau und Familie seinen 90. Geburtstag. Auch die stellvertretende Landrätin Christina Flauder und Oberbürgermeister Henry Schramm gratulierten.
Bernhard Küfner feierte mit Frau und Familie seinen 90. Geburtstag. Auch die stellvertretende Landrätin Christina Flauder und Oberbürgermeister Henry Schramm gratulierten.
 

Bernhard Küfner hatte an seinem Neunzigsten viel zu erzählen. Er hat ein Buch geschrieben, das einmal sein Enkel erhalten soll.

Fast ein Jahr lang hat Bernhard Küfner mit seiner Gesundheit gehadert. Immer wieder musste er ins Klinikum, mehrfach wurde er operiert. Doch zu seinem 90. Geburtstag strahlte er und fühlte sich wieder richtig wohl. Mit vielen Freunden, Verwandten und Bekannten feierte Bernhard Küfner im Gasthaus Schramm in Forstlahm. Und der Jubilar hatte viel zu erzählen.
Eigentlich ist Bernhard Küfner kein Kulmbacher. "Nein, ich bin ein R(h)einländer, weil ich vom Lande reingekommen bin nach Kulmbach", lacht er schelmisch. Auch mit 90 Jahren hat er sich den Humor noch bewahrt. Und natürlich kann ihm niemand böse sein, wenn er solche Sprüche macht. Im Gegenteil. Die Fröhlichkeit steckt an.


Auf die zehn Gebote gehört

"Ich habe in meinem Leben immer auf die zehn Gebote gehört, damit bin ich immer richtig gelegen, das ist wichtig", sagt der Jubilar in seiner Geburtstagsansprache. Auch mit 90 liegt es ihm fern, sich allzu wichtig zu nehmen. Vorsorglich hat Bernhard Küfner aber schon mal nachgeschaut, auf welchen Tag sein 100. Geburtstag fallen würde: Es wäre ein Sonntag. Doch wenn man ihn direkt fragt, ob er jetzt die 100 ins Visier nimmt, weicht er aus: "Was ich will und was ich mir wünsche, ist, weiterhin ein ehrliches und aufrichtiges Leben zu führen. Und wenn es einmal so weit ist, dass es nicht mehr geht, dann möchte ich ruhig einschlafen", sagt Küfner.
Natürlich feierte er gemeinsam mit seinen drei Kindern Karl-Heinz, Hans-Joachim und Gabriele. Auch die vier Enkel waren eingeladen. "Aber Ur-Enkel habe ich noch nicht", so der Senior. Auch viele Bekannte und Freunde kamen zur großen Feier ins Gasthaus Schramm.


In Vereinen aktiv

Küfner hat sich immer engagiert: Er war Mitglied im Bund Naturschutz und beim Gartenbauverein Mangersreuth, hat sich im grünen Kreis von Kulmbach engagiert und dafür gesorgt, dass Bäume gekauft und gepflanzt wurden. Musik war seine große Leidenschaft. Küfner spielt Akkordeon, Klarinette, Trompete und Kontrabass.
Die Musik war für ihn nicht nur ein Spaß, sondern in den Nachkriegsjahren sogar "überlebensnotwendig". Denn nach seiner Zeit beim Arbeitsdienst war Küfner im Krieg. Er war in Italien eingesetzt, bei der großen Schlacht in Rimini dabei und hat sogar das Eiserne Kreuz bekommen. "Ich wollte unbedingt an die Offiziersschule und dort die Ingenieurlaufbahn einschlagen", erklärt Bernhard Küfner.
Dann war der Krieg plötzlich vorbei. Küfners Vater war gestorben und es war schlicht und ergreifend kein Geld da, um sein Studium zu finanzieren.
Also machte Küfner Musik. Sogar im Bayerischen Rundfunk trat er mit seinen Bands "Bar-Trio" und "Die blauen Drei" auf. Später spielte er auch bei der Eggenreuther Stubenmusik. Und nicht nur als Musiker, sondern auch als Parodist feierte Küfner Erfolge.
Bernhard Küfner schaffte das, was er sich vorgenommen hatte: Er absolvierte sein Ingenieursstudium, war dann für die Wabag mehr als 30 Jahre in aller Welt unterwegs.
Die größte Herausforderung für Bernhard Küfner war eine Antwort auf die Frage seines Enkels zu finden, warum er eigentlich das Eiserne Kreuz bekommen habe. "Das ist nicht mit zwei Sätzen erklärt", hatte der Opa einst leichtfertig geantwortet. "Dann schreib's halt auf", konterte der Enkel. Und so schrieb Küfner all seine Erlebnisse nieder, in einem 400 Seiten starken Buch, auf dem Computer getippt - mit 85 Jahren. "Das Original bekommt einmal mein Enkel, eine Kopie geht ans Stadtarchiv", sagt er.