Lang lebe der alte Löwe

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Matthias Hartwig hält die Tür des Löwen offen. Foto: Rainer Lutz
Matthias Hartwig hält die Tür des Löwen offen. Foto: Rainer Lutz

Von Wallensteins Truppen über Stadtbrände bis zum jahrzehntelangen Leerstand hat der historische Gasthof am Marktplatz viel überstanden. Jetzt wurde er als Ferienhaus hergerichtet und ist wieder eine Zier für das Stadtbild.

Wer den Gasthof "Zum Goldenen Löwen" in Bad Rodach früher kannte, so wie Zweiter Bürgermeister Ernst-Wilhelm Geiling (FW), der staunt nicht schlecht, wenn er das Gebäude jetzt betritt. Für Geiling hält sich die Überraschung in Grenzen, weil er die Verwandlung des "Löwen" während der vergangenen zwölf Monate miterlebt hat. Investor Matthias Hartwig bliebt damit genau in der geplanten Bauzeit.

Das Haus stand schon im Dreißigjährigen Krieg, überstand nach Wallensteins Horden Stürme und Stadtbrände, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gastwirtschaft - schon mit dem Namen "Zum Goldenen Löwen" - und entwickelte sich Mitte des 20. Jahrhundert zur Kultkneipe. Jahrzehnte des Leerstands drohten schließlich zu vollbringen, was alle Unbilden zuvor nicht geschafft hatten. Der Löwe drohte zu verfallen, wurde zum Schandfleck am Marktplatz, dem Wohnzimmer der Stadt.

Seit 1986 gehörte das Fachwerkhaus einem Coburger Privatmann. "Der Löwe wurde zum Dauerthema in den Bürgerversammlungen, die Leute wollten, das da etwas geschieht", sagt Ernst-Wilhelm Geiling. Daher habe sich der Stadtrat schließlich entschlossen, den "Löwen" zu kaufen. 2014 klappte es mit der Übernahme durch die Stadt. Ein heruntergekommener Anbau wurde schon mal beseitigt. Aber noch fehlte ein Investor, der dem Haus wieder Leben einhauchen wollte. Der wurde schließlich im vergangenen Jahr mit Matthias Hartwig gefunden.

Eigentlich fand ihn das Landesamt für Denkmalschutz, wie er sagt. Dort war noch in bester Erinnerung, wie Hartwig in Rödental eine alte Mühle aus dem Dornröschenschlaf geholt hatte. Die Denkmalschützer machten ihn auf mehrere Objekte aufmerksam, von denen sie sich vorstellen konnten, dass er auch ihnen wieder zu neuem Glanz verhelfen könnte. Hartwig entschied sich für den Löwen.

Sein Konzept überzeugte sofort alle Beteiligten. Ferienwohnungen sollten im Löwen entstehen. Das passt zu einer Kurstadt. Vor allem, weil die Wohnung im Erdgeschoss komplett behindertengerecht ausgebaut wurde. Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, findet dort vom Badezimmer bis zur Küche alles so vorbereitet, dass er nicht auf fremde Hilfe angewiesen ist.

Alt und Neu harmoniert

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Insgesamt bietet das Haus, das jetzt "Ferienhaus zum Goldenen Löwen" heißt, vier Ferienwohnungen und ein etwas kleineres Ferienappartment. Der Stil trägt die Handschrift, mit der Matthias Hartwig schon die Mühle in Rödental saniert hatte. "Ich wollte möglichst viel vom Alten erhalten, aber eben dann mit moderner Einrichtung."

So wurden alte Türen, teilweise noch aus der Bauzeit des Hauses im 17. Jahrhundert, möglichst erhalten - und sei es als Dekoration an der Wand. Wo es sich machen ließ, blieben die alten Fußböden und Treppen erhalten. "Man sieht, dass hier gelebt wurde", sagt Hartwig. Drumherum sorgte er dafür, dass es sich im "Löwen" heute wieder leben lässt.

"Es ist ein Glücksfall, dass wir Herrn Hartwig getroffen haben. Wenn man das Ergebnis sieht, ist man überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, ihm den Löwen geben", sagt Ernst-Wilhelm Geiling nach einem Rundgang.

Am 2. Oktober präsentiert der Investor sein Werk geladenen Gästen bei einer Eröffnungsfeier. "Am 3. Oktober haben wir schon die erste Buchung", sagt er. Danach gibt es für den Rest des Jahres schon einige weitere. Unter anderem kommt ein Ehepaar, bei dem die Frau auf einen Rollstuhl angewiesen ist. "Die wollen hier Angehörige besuchen. Das war bisher schwierig, weil sie keine passende Übernachtungsmöglichkeit finden konnten", berichtet Matthias Hartwig. Andere nehmen über Silvester Quartier im neuen Ferienhaus direkt am Marktplatz von Bad Rodach, dem "Löwen", der jetzt wieder eine Zierde für die Stadt geworden ist.