Starke Regenfälle setzten am Samstag den Pressiger Ortsteil förmlich unter Wasser. Augenzeugen berichteten, so etwas in dieser Form noch nie in ihrem Ort gesehen zu haben.
Land unter herrschte am Samstag in Eila. Am Samstagmorgen hatte ein Unwetter den Pressiger Ortsteil unter Wasser gesetzt. An die 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Rettungsdienst waren mehrere Stunden im Einsatz.
Während um 9 Uhr in Kronach die Sonne schien, konnte man sich kaum vorstellen, dass es nur wenige Kilometer weiter so stark regnen soll, dass ein ganzer Ort überschwemmt ist. In Stockheim waren die Straßen bereits nass. Doch das Bild, das sich einem nach der mit "Hochwasser" gekennzeichneten Absperrung in Pressig Richtung Eila bot, war nur zu glauben, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hatte: Die Wiesen waren zu Teichen geworden, überall lagen Schläuche, die die Feuerwehr schon verlegt hatte. Im Graben lag ein Tempo-50-Schild. Die Pferdekoppel am Ortseingang hätte man besser als Kneippbecken nutzen können.
Und der Graben auf der gegenüberliegenden Straßenseite war so weit ausgespült, dass man die Telefonleitungen sehen konnte.
"Wenn mir das diese Woche jemand gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt", sagte Anwohnerin Ulrike Hammerschmidt. Das Wohnhaus ihrer Familie liegt etwas erhöht, ist dadurch ist zum Glück verschont geblieben. "Aber vor dem Haus hat es ein Auto gedreht und einige Meter mitgespült", erzählte sie kopfschüttelnd. "So etwas hab ich noch nicht gesehen. Das hat geregnet. Und auf einmal kam ein ganzer Strom die Straße entlang."
Ihr Mann Gerhard hat gleich in der Früh einige Bilder aufgenommen und dem Internetportal
infranken.de zur Verfügung gestellt. Kurz nach Mittag sah die Lage im Vergleich zu dem, was auf Hammerschmidts Bildern zu sehen ist, schon etwas besser aus.
Und das obwohl es aus den Kanaldeckeln immer noch sprudelte, vor nahezu jedem Haus in dem kleinen Pressiger Ortsteil Sandsäcke lagen und entweder Container oder Bagger vor einzelnen Gebäuden standen, Anwohner immer noch knöcheltief im Wasser stapften und versuchten, das Schlimmste zu beseitigen.
Glück im Unglück hatte Thomas Günther, der erst vor kurzem ein neues Wohnhaus errichtete. Dank der Tatsache, dass es ein "arbeitsfreier Samstag" war und auch ein Minibagger vor der Haustür stand, konnte er ein Eindringen des Wassers ins nagelneue Haus verhindern. "Mein Hund hat mich am frühen Morgen geweckt. Ich bin im Schlafgewand auf den Bagger gesprungen und habe einen Graben ums Haus gezogen." Das Wasser stand zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Zentimeter unter der Schwelle der Haustür. Er hofft nun, dass warme Tage kommen und das Mauerwerk des Neubaus wieder austrocknet.
Es sei einfach ein Wahnsinn gewesen, welche "Wassermassen in der Kürze der Zeit gekommen sind", sagte Günther, dessen Scheune im Gegensatz zum Haus in Mitleidenschaft gezogen worden war. Dort war das Wasser nicht aufzuhalten, so dass am Ende die Scheune voller Schlamm war. "Der ganze Hof stand unter Wasser. Ich wüsste nicht, wann es in Eila so was schon mal gegeben hat", sagte der 36-Jährige, der den Hilfsorganisationen und den Bauhofmitarbeitern eine großartige Arbeit bescheinigte.
Hasen evakuiert
Noch einmal so alt wie Günther ist Hans Blinzler. Auch der 71-Jährige betonte: "So etwas hat es, solange ich lebe, in Eila noch nicht gegeben." Bei ihm ist es nicht ganz so schlimm gewesen, lediglich das Getreide sei nass geworden, und die Hasen mussten evakuiert werden.
Bürgermeister vor Ort
Vor Ort war auch Bürgermeister Hans
Pietz, der, nachdem er die Sirenen gehört hatte, nach Eila geeilt war. Er zeigte sich erfreut, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind und die Umwelt durch schnelles Handeln der Landwirte nicht belastet wurde. Sie trugen Sorge dafür, dass die Inhalte der Güllebecken nicht ausliefen.
Insgesamt an die 200 Kräfte der Feuerwehren Eila, Pressig, Rothenkirchen, Welitsch, Grössau, Posseck, Marienroth, Brauersdorf, Förtschendorf, Stockheim, Wolfersdorf, Reitsch, Hasslach, Neukenroth und Steinbach am Wald waren vor Ort, zusätzlich knapp 50 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Kronach, Kulmbach und Naila.
Lokal entladen
"Das Ganze hat sich lokal hier entladen", erklärte Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger, warum es Eila so stark erwischt hat. Der kleine Bach, der durch den Ort führt, konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, und auch die Kanalisation war überfordert.
Erst in den späteren Stunden kam das Hochwasser auch nach Kronach, wo beispielsweise die Seebühne des Landesgartenschaugeländes komplett unter Wasser stand. In Stockheim, Neukenroth und Gifting habe es auch vollgelaufene Keller gegeben, berichtet Ranzenberger. Aber all das sei kein Vergleich zu dem Bild, das sich einem auch am Nachmittag noch in Eila bot.
Mehr als 3000 Sandsäcke wurden in Eila verteilt, weitere wurden von Feuerwehren und THW gefüllt. "Wir brauchen ja Nachschub", kommentierte der Kreisbrandrat am Samstag das Geschehen - in der Hoffnung, dass weitere Unwetter ausbleiben.
Das THW pumpte derweil den Feuerlöschteich in der Ortsmitte ab. "Damit wir einen Puffer haben", erklärte Pressesprecher Hajo Badura. Der Fischteich oberhalb des Ortes hätte nämlich zur Gefahr werden könne, wäre der Damm gebrochen, sagte Badura.
Dann wäre das ganze Wasser wieder ins Tal gerauscht und damit erneut nach Eila hinein.
Das Kulmbacher THW war vor allem deshalb im Einsatz, weil es mit Kippern und Radladern aufwarten konnte.
Insgesamt standen in Eila und Pressig zirka ein Dutzend Keller unter Wasser. In Pressig hatte es unter anderem auch einen Supermarkt und eine Firma getroffen, deren Keller voller Wasser waren.
Die Einsatzkräfte in Eila stellten sich auf einen längeren Abend ein. "Laut Wetterbericht soll es weiterregnen", sagte ein Pressiger Feuerwehrmann nicht gerade erfreut, aber immerhin tapfer. Doch weitere Starkregenfälle blieben glücklicherweise aus. Die Erleichterung war am Sonntag auch der Stimme von Bürgermeister Hans Pietz zu entnehmen, der allen Hilfskräften für ihren Einsatz dankte. Auch er habe sich nie vorstellen können, dass Eila von Hochwasser betroffen sein könnte.
"Wenn wir uns im Gemeinderat über Hochwasserschutz Gedanken machen, denkt man doch nicht an Eila", spricht Pietz die leicht erhöhte Lage des Ortsteiles an. Aus seiner Sicht sei das Hochwasser aus der Flur zwischen Posseck und Grössau heraus gekommen.
Alle möglichen natürlichen wie technischen Abflüsse hätten schließlich die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können, so dass diese sich schließlich ihren Weg durch den Ort gebahnt hatten. Dort liefen auch am Sonntag noch die Aufräumarbeiten. Die Ortsstraße blieb deshalb für den Verkehr noch gesperrt.