Wie schwierig ist es, Jugendliche zum Theaterspielen oder Musikmachen zu motivieren und sich in der Konkurrenz gegen Smartphones und Konsolen durchzusetzen? "Es ist nicht ganz leicht", sagt Felix Fors...
Wie schwierig ist es, Jugendliche zum Theaterspielen oder Musikmachen zu motivieren und sich in der Konkurrenz gegen Smartphones und Konsolen durchzusetzen? "Es ist nicht ganz leicht", sagt Felix Forsbach, "aber jetzt, wo uns viele der Kids schon kennen, auch nicht mehr so schwer." Forsbach, bekannt unter anderem vom Improtheater-Ensemble Ernst von Leben und dem Kafka-Verein, erarbeitet mit Olga Seehafer (Theater im Gärtnerviertel) theater- und kunstpädagogische Projekte. "Am Anfang wollen viele nur das Eis abstauben, dass es gratis gibt. Am Ende wollen sie dann gar nicht aufhören zu proben und wir müssen sagen: Es ist schon 17 Uhr, wir möchten gern nach Hause."
Am heutigen Samstag stellen Forsbach, Seehafer und neun Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren ihre Ergebnisse des Projekts "Räume denken ... ich sehe was, was du nicht siehst" im Rahmen von Kultur im Leerstand auf der neuen Bühne der Kulturgärtnerei Rost in der Färbergasse vor (Programmbeginn: 13 Uhr, Räume denken: 16 Uhr). Der Titel des Projekts verrät noch wenig, er ist bewusst so gewählt, dass er den Jugendlichen Freiraum lässt. Die Inhalte dessen, was am Ende auf die Bühne kommt, sollen von ihnen, den Schauspielern kommen. Forsbach: "Wir kochen immer erst mal zusammen und quatschen. In dem Fall kam superschnell das Thema Mobbing auf und dann überlegen wir, wie wir das künstlerisch verarbeiten können."
Ästhetischer Anspruch
Forsbach und Seehafer vertreten dabei den Anspruch, gemeinsam etwas zu kreieren, das nicht nur pädagogische Bespaßung ist, sondern auch ästhetischen Kriterien standhält. Gleichzeitig dient die Arbeit zuerst den Jugendlichen, in dem Fall eine Gruppe aus dem Jugendtreff Bamberg Ost, größtenteils mit Migrationshintergrund. "Wir zwingen niemanden aufzutreten. Glücklicherweise wollen das dann aber immer ganz viele."
Das Thema Mobbing ist eines, mit dem die meisten Jugendlichen in dem Alter gewisse Berührungspunkte haben. Herausgekommen ist ein dreiteiliger Abend: Drei Jugendliche haben mit Olga Seehafer einen türkisch-deutsch-englischen Song vorbereitet. Der größere Teil der Gruppe zeigt improvisierte Szenen. "Und am Ende artet das meistens in Tanz und Musik aus", sagt Forsbach. Das Projekt wurde vom Kulturfonds Bayern, der Adelbert-Raps-Stiftung und der Stadt Bamberg finanziell unterstützt. Es ist auch Arbeiten wie "Räume denken" zu verdanken, dass sich "Seebach", wie sich das Duo nennt, auch für Kulturförderung durch den Bundesverband für freie darstellende Künste qualifiziert hat. "Jetzt steht uns ein relativ großes Budget für ein Projekt zur Verfügung, das dann aber auch drei Mal zur Aufführung gebracht werden muss." Im Herbst soll die "Asyl-Oper" dann tatsächlich über die Bühne gehen.
Grundlage ist Rossinis Oper "Moses in Ägypten", mit der natürlich möglichst frei umgegangen werden soll. "Wie Moses die Israelis übers Meer führt, ins gelobte Land, das fanden wir ganz aktuell und treffend." Gleichzeitig orientiert sich das Projekt an Christoph Schlingensiefs Operndorf.
Es gehe auch darum, eine stark kanonisierte, also an ein bildungsbürgerliches Publikum gerichtete Kunstform, an einen anderen Ort zu bringen. Forsbach wünscht sich eine Bühne möglichst nahe dem Ankerzentrum, möglicherweise auf dem Muna-Gelände. "Damit das innerstädtische Publikum da auch einfach mal hinmuss."
Auf einen gewissen Pool an Jugendlichen, die Seebach bereits kennen, können sich die beiden bei diesem Projekt verlassen. "Und die bringen dann meistens auch noch Freunde mit." Alle Arbeiten finden in Kooperation mit dem Verein Iso e.V. statt. Gleichzeitig ist jedes Projekt, so auch die Asyl-Oper, offen für alle interessierten Kids.