Jeder, der hier lebt, hat Rechte

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Zum Thema „Waffenverbotszone in der Kulmbacher Innenstadt“ wird uns geschrieben:

Mit wachen Augen und wachsendem Unbehagen blicken viele Kulmbacherinnen und Kulmbacher auf das, was sich zuletzt in ihrer Stadt ereignet hat. Der brutale Angriff in der Innenstadt hat tiefe Spuren hinterlassen – nicht nur beim Opfer, sondern im Sicherheitsgefühl einer ganzen Gemeinschaft.

Nun beginnt das Kulmbacher Bierfest – für viele der emotionale Höhepunkt des Sommers. Ein Fest der Lebensfreude , der Begegnung. Doch dieses Jahr liegt ein Schatten über dem Fest. Zu präsent ist die Gewalt der letzten Wochen, zu tief das Gefühl, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Die Stadt hat reagiert, das muss man anerkennen. Oberbürgermeister Ingo Lehmann zeigt sich offen, dialogbereit, verständnisvoll. Doch reicht das? Das vorgestellte Maßnahmenpaket mit Waffen- und Alkoholverbotszonen, Streetworkern und verstärkter Kontrolle ist ein Anfang – aber Papier ersetzt keine Präsenz. Es zählt, was vor Ort geschieht.

Entscheidend ist: Wie sollen sich jene an neue Regeln halten, die bisher keine kannten? Was passiert, wenn erneut Szenen entstehen, die Angst machen? Wie kann man feiern, wenn man sich nicht mehr sicher fühlt? Politik sucht den Ausgleich – doch wer es allen recht machen will, verpasst oft, jene zu schützen, die sich nicht wehren können. Allzu oft scheint der Fokus auf Rücksicht gegenüber den Falschen zu liegen. Während sich Täter frei bewegen, zieht sich die Mehrheit zurück.

Deshalb braucht es eine ehrlichere Debatte. Wer sind die jungen Männer, die Schlagzeilen mit Gewalt schreiben? Warum glauben sie, dass Regeln für sie nicht gelten? Es geht nicht um Stigmatisierung – sondern um Verantwortung und Konsequenz. Kulmbach darf kein Ort der Angst werden. Das Bierfest soll ein Ort der Begegnung bleiben – aber auch einer, an dem niemand Angst haben muss. Nicht auf dem Heimweg, nicht im Gedränge, nicht dieses Wochenende – nicht mehr.

Ein sicheres Fest ist kein Wunschtraum. Es ist Pflicht. Für Politik, Verwaltung, Polizei . Und auch für uns als Gesellschaft. Wer hier lebt, hat Rechte – auch das Recht, sich sicher zu fühlen.

Markus Weigel

Kulmbach