Der Deutsche Gewerkschaftsbund rechnet mit den Superreichen ab

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Marcel Mansouri sprach in Kulmbach.
Marcel Mansouri sprach in Kulmbach.
Sonny Adam

Am Tag der Arbeit treffen sich Gewerkschaftsmitglieder in der Mönchshof. Wegen des schönen Wetters war der Zuspruch in diesem Jahr nicht so groß wie in den Vorjahren. Der 1. Mai stand unter dem Motto: „Mach dich stark mit uns!“ Allein in Bayern fanden zum 1. Mai insgesamt 78 verschiedene Veranstaltungen statt, in Kulmbach sprach der NGG-Referatsleiter Süßwaren Marcel Mansouri.

Leben soll schön sein

„Wir wollen, dass das Leben schön ist. Dafür, dass es jeden Tag schöner wird, kämpfen wir – das ist für mich Gewerkschaft“, schickte Mansouri seinen Ausführungen voraus und nahm die Gewerkschaftsbewegung selbstkritisch unter die Lupe. So habe die Gewerkschaft den Fehler gemacht, zu lange zu „schlechter Politik“ zu schweigen. Außerdem habe sich die Gewerkschaft der SPD verpflichtet gefühlt. „Man hat lange Zeit versucht, in einer Art Co-Management, mit der Politik der ruhigen Hand sich einen Platz am Verhandlungstisch zu erkaufen und versucht, mit Gesprächen auf Regierungen einzuwirken. Hat es funktioniert? Nein“, erklärte Mansouri. Denn sonst wären die Menschen nicht so unglaublich wütend.

Meinungsvielfalt und Diskussion

Mansouri trat für Meinungsvielfalt und echte politische Diskussionen an. „Alle sind super-dünnhäutig geworden. Aber ist nicht eine Demokratie eine Regierungsform, wo es normal ist, verschiedene Meinungen zu haben?“, fragte der Redner. Er warb für Mitgliedschaften und für Streikbereitschaft und vor allem appellierte Mansouri an die junge Generation, wieder Solidarität zu zeigen und sich miteinander zu verbinden.

Ganz besonders ausgiebig ging Mansouri auf das Feindbild Kapitalismus und gegen „ Oligarchen “ ein. Dabei verwendete er den Begriff „ Oligarchen “ nahezu synonym zu Unternehmern.

Er wetterte in diesem Zusammenhang gegen Trump und gegen die Superreichen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos . „Wir haben so einen obszönen Reichtum. Es gibt eine kleine Clique von Leuten, die Oligarchen , die haben so viel Geld, dass sie nicht mehr wissen, wohin damit. Sie schießen es mittlerweile buchstäblich ins All“, so der Gewerkschaftsvertreter und kritisierte die Flüge des Milliardärs ins All.

„Was hätte man mit dem Geld alles machen können: Es gibt Leute, die haben zwei, drei Jobs und sie können sich kein Dach über dem Kopf leisten und wohnen in Autos“, sagte Mansouri und zog eine Parallele zu Deutschland: „Die deutschen Unternehmer versuchen uns seit 30 Jahren zu verklickern, dass wir mehr Eigenverantwortung übernehmen müssen“, prangerte Mansouri an. Vor allem im Zusammenhang mit der Rente bedeute dies mehr Eigenvorsorge.

Rentenreform gefordert

Der Gewerkschaftsvertreter trat vehement gegen diese „Entsolidarisierung“ an und warb dafür, dass alle ein würdiges Leben führen können müssten. Mansouri forderte eine tiefgreifende Rentenreform . „Lasst uns den Mut haben, zu sagen, wir wollen weniger arbeiten. Nicht, weil wir kaputt sind, sondern weil wir ein schönes Leben wollen. Das ist meine Überzeugung – dafür sind die Gewerkschaftsbewegungen gegründet worden“, erklärt der Redner zum Schluss.