Künstler im Kampf gegen die Krise

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Atze Bauer (links) und Jörg Kaiser bei der Videoproduktion in der Kulturfabrik Foto: Britta Schnake
Atze Bauer (links) und Jörg Kaiser bei der Videoproduktion in der Kulturfabrik Foto: Britta Schnake

Mit "Atzes Krisen-Kiste" aus Höchstadt sollen Kulturschaffende eine Plattform erhalten, um sich trotz all der Veranstaltungsabsagen präsentieren zu können.

Auch die Kultur leidet unter der Corona-Krise. Museen und Galerien haben geschlossen, Konzerte werden abgesagt. Ein Zustand, an welchem die Stadt Höchstadt und die Fortuna-Kulturfabrik etwas zu ändern gedenken.

Die Idee, etwas für Künstler der verschiedensten Bereiche zu tun, hatte das Team um Bürgermeister Brehm. "Kultur muss sichtbar werden, da wir das nicht mehr anbieten können", sagt er, "mit Hilfe dieses Projektes sollen die Bürger die Möglichkeit erhalten, nicht nur internationale Showprogramme anzusehen, sondern ein Stück Heimat." Und Susanne Gabler vom Kulturmanagement der Stadt Höchstadt ergänzt: "Wir wollen zeigen, dass Höchstadt nicht schläft."

Am Samstag nun ging es los. In Zusammenarbeit mit Liederchaot Atze Bauer als Moderator und Claus Thomas von "Aischgrund TV" entstanden im Maria-Elisabeth-Schaeffler-Kultursaal die ersten drei Folgen von "Atzes Krisen-Kiste", in welcher Künstler jedweder Couleur eine Onlineplattform erhalten, um dort ihren Umgang mit der momentanen Krisensituation und deren Auswirkungen auf ihre Kunst zu schildern.

"Wir wollen zeigen, wie die Kulturschaffenden unserer Region mit dieser Zeit umgehen und dass man den Kopf nicht in den Sand stecken muss", sagt Bauer, "die Kultur ist tot, die Kulturschaffenden sind es nicht." Bernd Riehlein wünscht sich, dass die Menschen dadurch künstlerisch tätig werden.

Ein wenig nervös ist er dann schon, der Atze Bauer, dabei ist es nicht sein erstes Rodeo vor laufender Kamera. Sein erster Einsatz als Moderator schon. "Ich liebe Sprünge ins kalte Wasser", sagt er, "ich habe eine Moderationserfahrung vor der Kamera von null." Illustre Gäste waren geladen und auch erschienen. Ariane Damman-Ranger (Jazz3-Festival), Christiane Kolbet (Stadtführungen), Irina Gerschmann (Malerei), Jörg Kaiser (Comedy), Gerhard Geuder (Leiter der Städt. Musikschule) und Oliver Tissot (Comedy, vielen bekannt aus Fastnacht in Franken).

Flexibilität als Gebot der Stunde

Die Aufzeichnung startete mit Damman-Ranger und Kolbet. Damman-Ranger berichtet, dass sie das letzte Konzert vor zwei Wochen absagen musste. Für 2021 hatte sie ein Jazz-Festival zum zehnjährigen Bestehen geplant, eigentlich war für Juni alles schon in trockenen Tüchern, doch... "Jetzt wurde die EM verschoben und an dem Tag des Festivals findet das Achtelfinale statt." Nun muss auch dieser Event verschoben werden. "Flexibilität ist das Gebot der Stunde", stimmt Bauer ihr zu. "Die Jazzmusiker verarbeiten die schweren Zeiten in ihrer Musik", erklärt Damman-Ranger, "Wir werden noch lange mit Corona zu tun haben."

Christiane Kolbet muss momentan mit ihren Stadtführungen pausieren. Auf die Frage Bauers, ob es in ihrem Buch "Sagenhafter Aischgrund" auch einen Bezug zur aktuellen Krise gibt, erwidert Kolbet: "Krisen gab es in der Geschichte sehr oft. Es gab immer wieder Seuchen wie die Pest und Typhus." Sie erklärt, dass wir heute in einer privilegierten Zeit leben würden, da die Menschen früher mangels tätig werdender Regierungen den Seuchen hilflos ausgeliefert waren. Kolbet arbeitet derzeit an einem neuen Buch über die Schlösser im Aischgrund.

Auf Nachfrage, wie Jörg Kaiser aus Burgthann mit der Krise umgeht, erklärt dieser: "Ich schaue nur noch Sondersendungen und Live-Ticker. Und ich mache Homeoffice, ich schneide Videos." "Ich sehe, du gehst kreativ mit der Krise um", sagt Bauer, "du bist ,overlastet'". "Ja, und ich miste aus", führt Kaiser weiter aus, "ich habe mit dem Schnapsregal angefangen." Er freut sich schon darauf, mit seiner Familie nach Corona wieder in den Biergarten zu gehen.

Irina Gerschmann, Leiterin der Kunstschule in Höchstadt, hat eines ihrer Werke im Gepäck. Es trägt den Namen "Sisyphus" und zeigt denselben bei seinem Kraftakt. Sie schickt ihren Schülern die Hausaufgaben digital. "Der Austausch über Social Media ist intensiver geworden", sagt sie. Ihr besonderes Interesse gilt der Malerei der drei- bis sechsjährigen Künstler. Oliver Tissot aus Nürnberg stellt sein Kick 20 (Kabarett In der Corona Krise) vor, bei welchem auf Youtube die fränkische Kabarettszene zusammengebracht wird, u.a. Klaus Karl-Kraus und Jörg Kaiser. "Du bist eine Ideenmaschine", kommt es beeindruckt von Bauer.

Gerhard Geuder berichtet über seinen Flashmob "Musik am Fenster", sonntags um 18 Uhr. Die Idee dazu hatte er vom Niedersächsischen Musikbund. "Das können wir auch machen", dachte er. Das erste Stück war die Ode an die Freude. "Es haben viele zusammengespielt", sagt Geuder, "Auch Instrumente, die sonst nicht zusammenspielen, wie Cello und Trompete."

Spontan schnappt Bauer sich seine Wandergitarre, ruft ein paar der Helfer vor Ort dazu und startet mit Geuder an der Posaune seinen eigenen Flashmob mit der Ode an die Freude. Riehlein unterstützt ihn mit der Kazou, Tissot am Tambourin, Kaiser mit der Rassel, Gabler mit einer Vuvuzela. Ein buntes Durcheinander, aber die Botschaft kommt an: Die Kultur lebt in der Region. Die erste Folge von "Atzes Krisen-Kiste" soll Ende nächster Woche auf Sendung gehen.