Ganz so rosig war die wirtschaftliche Lage nicht. Den Gründern blies ein scharfer Wind ins Gesicht. Sie mussten gegen harte Konkurrenz antreten. Die beiden Unternehmer waren gezwungen, die Löhne zu senken. Das wollten die Beschäftigten nicht hinnehmen, es kam zum Streik. Nur mühsam konnte eine Einigung zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft erzielt werden.
Für frischen Wind sorgte 1907 Magnus Leube, der Großvater von Horst Eversberg. Leube übernahm 51 Prozent der Anteile, Cuno Hoffmeister schied vorzeitig aus. Dank der unternehmerischen Initiativen von Magnus Leube erlebte die Firma bis Ende der 20er Jahre einen kontinuierlichen Aufschwung. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 beendete allerdings jäh den Aufwärtstrend.
Von 1931 bis 1943 produzierte die Firma vor allem Hartgusspuppenköpfe. Zur Produktpalette zählten in den nachfolgenden Jahren unter anderem technisches sowie Verschluss- und Haushaltsporzellan. Von 1938 bis 1941 wurde zusätzlich das Winterhilfsabzeichen des Dritten Reichs angefertigt.
Damals erfolgte die Anlieferung der Produkte größtenteils noch mit Pferdekutschen. Die Burggruber Firma unterhielt sogar eine eigene Pferdestallung. Als Magnus Leube verstarb, stand sein Schwiegersohn Paul Eversberg in der Verantwortung. Von 1943 bis 1945 wurde die Firma vorübergehend an den Siemenskonzern verpachtet.
Absatzmärkte brachen weg
Die Nachkriegszeit begann alles andere als vielversprechend; traditionelle Absatzmärkte brachen nach 1945 aufgrund der Zonengrenze weg. Als Horst Eversberg 1946 mit 22 Jahren die Leitung übernahm, stand er vor enormen Herausforderungen. Zunächst produzierte man Puppenköpfen aus Bisquitmasse. 1952 vollzog sich dann ein tiefgreifender Wandel. Horst Eversberg ließ nun Verschluss- und technisches Porzellan anfertigen. Damit erlebte die Firma für Jahre einen Boom. Die Belegschaft schnellte hoch auf 205 Beschäftigte. 1956 lösten zwei Tunnelöfen die arbeitsintensiven Rundöfen ab. 1959 folgten weitere Rationalisierungsmaßnahmen.
Ende der 60er Jahre verdüsterten sich die wirtschaftlichen Aussichten. Die Einführung der Euroflasche glich einer Katastrophe. Über Nacht waren die Porzellanverschlüsse für Bierflaschen nicht mehr gefragt. Doch auch diese schwere Krise bekam Eversberg in den Griff. Er stellte die Fabrikation auf Haushaltsporzellan um. Die Stilllegung der Eisenbahnlinie von Stockheim nach Burggrub Anfang 1987 brachte die Firma erneut in arge Bedrängnis. Der Grund: Per Kesselwagen erhielt die Porzellanfabrik zu umweltfreundlichen Bedingungen Flüssiggas zum Heizen der Tunnelöfen und der Trocknungsanlagen. Es folgte die kostspielige Umstellung auf den Straßentransport.
Zum Jubiläum im Jahre 2000 wollte allerdings kaum Freude aufkommen, denn die gesamte deutsche Porzellanindustrie steckte in einer tiefen Krise. Vor allem Billigimporte aus Fernost sowie kostenintensive Umweltschutzauflagen drängten den einst florierenden Industriezweig in die Defensive. Allein im Landkreis Kronach brachen über 3000 Arbeitsplätze weg. Und Burggrub wurde im allgemeinen Sog mitgerissen. 2002 stellte Horst Eversberg die Produktion ein.