Kreativ und trotzdem lernen

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Die Sitzordnung ist nicht mehr zwangsweise ein Tisch hinter dem anderen. Im offenen Stuhlkreis lässt sich viel besser kommunizieren.
Die Sitzordnung ist nicht mehr zwangsweise ein Tisch hinter dem anderen. Im offenen Stuhlkreis lässt sich viel besser kommunizieren.

"Dem Lernen Flügel verleihen!" Unter diesem Motto steht der Deutsche Schulpreis, den die Robert-Bosch- Stiftung und die Heidehof-Stiftung im Jahr 2006 ins Leben gerufen haben. Eine Herzogenauracher Schule ist nominiert.

Michael Busch

"Endkrass!", meint Nicola. "Supercool", pflichtet Stella bei. Es gibt so keinen in der siebten Klasse, der ganz locker bleibt, wenn es darum geht, dass das Liebfrauenhaus in Herzogenaurach es schaffen könnte, den Deutschen Schulpreis 2016 verliehen zu bekommen.
Die Chancen stehen nicht schlecht, zumal eine Hürde schon genommen worden ist. Die bayerischen Schulen haben die Herzogenauracher schon längst hinter sich gelassen. Die private Grund- und Mittelschule ist als einzige Schule aus dem Freistaat nominiert.


Experten an der Schule

Einen Termin hat sich nicht nur Schulleiter Michael Richter im Kalender rot angestrichen. Der 15. und 16. Februar wird mit leichtem Lampenfieber und voller Spannung erwartet. Denn an den beiden Tagen wird eine Jury aus Experten und Bildungswissenschaftlern die Schule besuchen.
Schüler und Lehrer werden interviewt, die Qualität des Schulalltages begutachtet. Neben der reinen Wissensvermittlung stehen dabei das soziale Engagement sowie eine aktive Schulgemeinschaft im Fokus.
Nicola wird da nicht bange. Sie plaudert aus dem Nähkästchen: "Wir haben Schulversammlungen, die von uns Schülern geplant und durchgeführt werden, wir lernen da echte Demokratie!" Das sei aber noch lange nicht alles. Diverse Praktika, das Schulfest, Eigenverantwortung bei vielen Aktivitäten - Theorie und Praxis gehen zusammen einher.
Schulleiter Richter erhielt den Anruf kurz vor Weihnachten, dass seine Schule eine von 17 Bildungseinrichtungen ist, die nun in der Endrunde gelandet sei. Er ist natürlich begeistert: "Wir haben gar nicht damit gerechnet, weil die Nominierungen und Entscheidungen bei dem Wettbewerb sehr kompliziert sind und vor allem die Beurteilung in der Regel sehr lange dauert."
Die Grund- und Mittelschule am Liebfrauenhaus hat sich in den vergangenen Jahren konzeptionell in Richtung eines ganzheitlichen Lernkonzeptes weiterentwickelt, führt Richter aus: Lernen, gemeinsam zu leben, und lernen zu handeln sind die Säulen des Schulalltages. Die rund 350 Schüler im Haus sind von diesem Konzept begeistert.


Prominente Fürsprecher

Nicola und Stella jedenfalls erklären, dass es gut ist, dass die Praxis eine so große Rolle spielt. "In den Kompetenzgruppen können wir Erlerntes umsetzen, das ist ein wenig wie im richtigen Leben", meinen beide unisono.
Auf den Gewinner des Deutschen Schulpreises wartet eine ordentliche Summe: 100 000 Euro gehen an den Gewinner. Doch auf das Geld schielt Richter gar nicht: "Wir haben unseren Gewinn schon dadurch, dass wir in diesem Schulnetzwerk innovativer Schulen miteingebunden sind." Denn die Teilnahme an dem Wettbewerb verpflichtet zum Beispiel dazu, dass Hospitanzen für andere Schulen innerhalb dieses Kreises durchgeführt werden können. Und wenn es wirklich zum Gewinn des Geldes kommen würde? "Dann setzen wir das Schritt für Schritt ein, um bereits vorhandene Planungen und Ideen vielleicht früher zu realisieren."
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt den Wettbewerb ebenfalls: "Überall in Deutschland gibt es Schulen mit hervorragendem Unterricht. Der Deutsche Schulpreis unterstreicht dies: Er prämiert Schulen, deren Unterrichtskonzepte besonders innovativ und exzellent sind."