Kreativ sein in dunklen Zeiten

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Illustration: Micho Haller
Illustration: Micho Haller
 

Das erneute Auftrittsverbot stellt freischaffende Künstler und Musiker wieder vor eine große Herausforderung. Eine Pianistin erzählt, was der "Lockdown light" für sie bedeutet und wie sie dem Herbstblues entkommt.

Die dunkle Jahreszeit trübt bei dem ein oder anderen die Stimmung. Beate Roux aus Roßstadt bei Eltmann lässt sich weder von der Dunkelheit noch von den Corona-Einschränkungen runterziehen. Den Bambergern ist sie bereits durch Auftritte in der Konzerthalle, dem E.T.A.-Hoffmann-Theater und dem Brentano-Theater vertraut.

"Ich überlege mir einen Plan B, aber versuche Tag für Tag die Dinge so anzunehmen, wie sie auf mich zukommen", sagt die freischaffende Musikerin. Sie ist zuversichtlich, dass sich die aktuelle Lage wieder ändern wird und hat sich über die Corona-Zeit angewohnt, nicht zu weit vorauszuplanen. "Im März und April war das Auftrittsverbot noch strikter als jetzt. Aktuell sind zwar keine Veranstaltungen oder Konzerte möglich, aber Musikschulen und Unis sind zum Glück weiterhin geöffnet", sagt Roux. Sie hat einen Lehrauftrag an der Uni Bamberg in der Musikabteilung und ist an verschiedenen Musikschulen, darunter auch in Strullendorf, als freie Mitarbeiterin tätig.

Nebenbei spielte die 42-Jährige regelmäßig in Seniorenheimen in den Landkreisen Bamberg und Haßberge: "Es ist ein tolles Gefühl, als Pianistin in der Konzerthalle in Bamberg auf der Bühne zu spielen, aber für mich ist es genau so toll, in einem Seniorenheim zusammen zu musizieren und zu merken, dass die Musik direkt im Herzen der Zuhörer ankommt."

Aussichten nicht rosig

"Was Konzerte angeht, sind die Aussichten im Moment nicht so rosig, weil viele über Monate hinweg abgesagt wurden und auch die Anfragen für die Zukunft sehr mau sind", sagt Roux. Sie, ihr Mann und ihr Sohn leben von der Musik. Um die verlorenen Einnahmen auszugleichen, hilft ihr Kreativität. "Im Frühjahr habe ich für den Muttertag und Vatertag kleinere Konzerte zu Hause aufgenommen, die dann als Geschenk gekauft und über einen Link abgespielt werden konnten. Das wurde gut angenommen. Für die Weihnachtszeit werde ich wieder ein Konzert von 20 bis 30 Minuten aufnehmen", berichtet die gebürtige Bambergerin.

Der Klavierunterricht wird nun virtuell gehalten und auch die Stücke für die Seniorenheime werden zu Hause gespielt und per Online-Übertragung freigegeben. "Die älteren Menschen sind von der aktuellen Situation besonders betroffen und leben dadurch sehr isoliert. Die Musik kann viel bewirken und zur Gesundheit und zum Allgemeinwohl beitragen."

Mit ihrem Mann Pieter Roux, der ebenfalls freischaffender Musiker ist, trat sie auch auf der virtuellen Corona-Bühne vom Fränkischen Tag auf. "Das Projekt kam sehr gut an, wir haben dadurch viele schöne Rückmeldungen und Spenden erhalten, das hat uns sehr geholfen", sagt die Musikerin. Sie hofft, dass sie bald wieder Familienfeiern, Hochzeiten und Taufen musikalisch begleiten darf.

Freude weitergeben

"Die Musik hilft mir sehr. Besonders dann, wenn ich die Freude durch ein Konzert oder den Unterricht weitergeben und damit Menschen berühren kann", sagt Roux. Menschen, die darüber nachdenken, ein neues Instrument oder gar Klavier zu lernen, empfiehlt die Pianistin Geduld. "Um am Klavier richtig gut zu werden, sollte man schon mit etwa sechs Jahren damit beginnen. Als Kind ist die Motorik noch flexibler, ab einem gewissen Alter ist das nicht mehr so einfach. Aber natürlich können auch erwachsene Schüler Spaß am Klavierspiel haben." Sie selbst hat noch ein bis zwei Plätze für Klavierschüler frei. "Eine Schülerin in meinem Alter sagt, dass das Klavierspiel ein total schöner Ausgleich neben der Arbeit und Familie ist."

Beate Roux geht gerne auf die Musikwünsche der Schüler ein, der Spaß steht dabei immer im Vordergrund. Da darf es auch gerne mal ein Blues sein, um mit dem Herbst um die Wette zu spielen.