Kommt die Rolle rückwärts?

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Helmut Lutz zeigt auf das nach wie vor bestehende Vorsignal an der Bahnstrecke, das durchaus auch als Relikt längst vergangener Zeiten stehen bleiben könnte. Foto: Werner Reißaus
Helmut Lutz zeigt auf das nach wie vor bestehende Vorsignal an der Bahnstrecke, das durchaus auch als Relikt längst vergangener Zeiten stehen bleiben könnte. Foto: Werner Reißaus
 

In Neuenmarkt gibt es immer noch die Hoffnung, dass auf der alten Bahntrasse zwischen Schlömen und Himmelkron ein Radweg angelegt werden kann.

Mit etwas gutem Willen hätte auf der alten Bahntrasse zwischen Schlömen und Himmelkron längst ein Radweg verwirklicht werden können. Davon zumindest sind Helmut Lutz, Karl Pöhlmann und Johannes Faßold überzeugt.
Bürgermeister Siegfried Decker hatte unlängst in der Bürgerversammlung ausgeführt, dass die Gemeinde Neuenmarkt schon lange für diesen Radweg kämpfe. Man habe bereits eine Vorplanung erstellt, Kosten ermittelt, Grunderwerbsverhandlungen geführt und die Fördermöglichkeiten geprüft.


Decker: Unwirtschaftlich

Die Gespräche mit der Bahn hätten jedoch ergeben, dass erhebliche zusätzliche Nebenkosten zu erwarten wären, etwa für das Anpassen der Leit- und Signaltechnik. Deckers Fazit: "Die Maßnahme war unwirtschaftlich und nicht förderfähig."
Gemeinsam mit den Behörden habe man nach Alternativen gesucht, so der Bürgermeister weiter. "Der Weg im Tal des Weißen Mains könnte zu einem kombinierten Rad- und Wirtschaftsweg ausgebaut werden. Dafür gäbe es eine Förderung von 80 Prozent." Deshalb habe sich der Gemeinderat einstimmig für diese Trasse ausgesprochen. Das Amt für Ländliche Entwicklung werde 2018 in die Vorbereitungsphase gehen und ein geeignetes Planungsbüro beauftragen.
Helmut Lutz (71) aus Schlömen ist überzeugt, dass die Gemeinde "ganz große Sachen" versäumt habe: "Die alte Bahntrasse wäre eine wunderbare Radstrecke. Dieser Bahndamm ist für alle Zeiten verloren, wenn kein Radweg kommt. Er wird ewig eine Ruine mit Unkraut bleiben." Lutz sieht die Riesenchance eine Verlängerung nach Himmelkron und Bad Berneck auszubauen, nachdem ja die alte Bahnlinie bis Bischofsgrün bereits als Radweg ausgebaut sei.
Man dürfe nicht immer nur die Kosten sehen, sondern sollte die Zukunftschance ergreifen. Noch deutlichere Worte findet der frühere Bankkaufmann zu den Kosten für den Abbau der signaltechnischen Anlagen: "Das finde ich einen Hohn, dass man die Gemeinde Neuenmarkt für die Stilllegung von zwei bestehenden Signalen mit den Kosten belasten will. Die Signale sind total eingewachsen. Der Rückbau ist ein Schmarr'n."


"Das muss machbar sein"

Karl Pöhlmann (78), früherer Zweiter Bürgermeister von Neuenmarkt, sieht es ähnlich: "Es muss machbar sein, weil dieser Radweg die Staatsstraße 2182 und 2183 berührt und damit als staatsstraßenbegleitender Radweg eingeordnet werden kann." So könnten die Kosten über das Staatliche Bauamt Bayreuth abgewickelt werden.
Er habe kein Verständnis dafür, dass das Projekt "an den Kosten scheitern" soll. Für Pöhlmann ist Schlömen künftig ein zentraler Punkt im Radwegenetz des Landkreises und darüber hinaus. "Deswegen muss es das vorrangige Ziel aller Kommunalpolitiker sein, da eine zeitnahe Lösung herbeizuführen." Die Zukunft liege auch auf den Radwegen. "Der Radtourismus nimmt ungeheuer zu, und da wäre diese Trasse ein Traum."
Mit Johannes Faßold (37) nimmt auch ein ausgesprochener Radfreak Stellung. Einen Radweg "unten in der Au" sieht er problematisch. "Da hängt ja noch sehr viel in der Luft, wie das Flurneuordnungsverfahren und die Zustimmung der Grundstückseigentümer." Zudem sei die Au häufig bei Hochwasser überschwemmt. Kein Verständnis zeigt er dafür, dass die Gemeinde für die Kosten des Rückbaus der signaltechnischen Anlagen aufkommen soll, wenn sie den Bahngrund erwerben will: "Das sind Baukosten, die alleine die Bahn betreffen, denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun." Seit 2006 sei auf der Strecke kein Verkehr mehr.
Die Gemeinde Himmelkron hatte bereits vor mehreren Jahren gehandelt und den Grunderwerb vorgenommen. Dies in der Annahme, dass auch die Nachbarn aus Neuenmarkt die Bahnstrecke käuflich erwerben. Nachdem Himmelkron von den Problemen der Nachbargemeinde erfuhr, wurde nach einer Alternativlösung gesucht und mit einem Radweg parallel zur Baille-Maille-Allee auch gefunden.


Geld umsonst ausgegeben?

Das Geld für den Grunderwerb der Bahntrasse hätte die Gemeinde Himmelkron also umsonst ausgegeben. Es sei denn, Neuenmarkt schafft es noch, die Bahntrasse als Radweg auszubauen. Bürgermeister Gerhard Schneider: "Wir müssten das wieder neu beschließen lassen, aber ich denke, wir wären bereit, auch die Rolle rückwärts zu machen."