Wirtschaft Die Wilhelm Kneitz AG feierte am Samstag im Deutschen Dampflokomotiv-Museum ihr 110-jähriges Bestehen und legte dabei ein Bekenntnis zum Standort Wirsberg ab.
"Wir sind die Wilhelm Kneitz AG, ein bewegendes Unternehmen und bieten textile Interieurkompetenz auf höchstem Niveau für unser aller Mobilität." Mit diesen Worten verwies Vorstandsvorsitzende Sibylla Naumann auch auf eine bewegende Geschichte des weltweit agierenden Textilunternehmens, das am Samstag im Deutschen Dampflokomotiv-Museum sein 110-jähriges Bestehen gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie zahlreichen Ehrengästen feierte.
Bewegend war am Ende des offiziellen Teils des Festabends auch der Vortrag von Adrian Roßner mit dem Thema "Wilhelm Kneitz und die oberfränkische Textilindustrie - ein Streifzug durch die Jahrhunderte". Vorstandsvorsitzende Sibylla Naumann ging in ihrem Rückblick auf das letzte Jahrzehnt der Firma Wilhelm Kneitz AG ein und erinnerte zunächst an das 100-jährige Firmenjubiläum im Jahr 2012 und stellte dabei die Frage, was seitdem geschehen ist: "Nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 liefen zu Beginn des neuen Jahrzehnts unserer Firmengeschichte nach und nach immer mehr Maschinen. Mit wachsendem China-Geschäft schnurrten die Webstühle, Lohnweber kamen sogar zum Einsatz, um die benötigten Mengen zu stemmen. Die doppelbreiten Schaftluftwebmaschinen wurden ausprobiert und für gut und zuverlässig befunden."
Mittlerweile stehen davon vier Stück in dem Unternehmen, und erhöht wurden die Jacquard-Kapazitäten, um den Bedarf der vielen unterschiedlichen Artikel für die Mittelbahnen im Automobil bewältigen zu können. Damit war auch die Transformation "Vom Heimtextiler zum Automobiler", wie Sibylla Naumann besonders herausstellte, vollends geglückt. Dies wurde auch mit dem Innovationspreis des Landkreises Kulmbach im Jahr 2013 besonders gewürdigt.
2014 und 2015 waren dann zwei sehr bewegende Jahre, denn zunächst durfte Wilhelm Kneitz im Februar seinen 70. Geburtstag feiern - nur knapp ein Jahr später erkrankte er und verstarb im Februar 2015. Tochter Sibylla Naumann: "Dennoch blieb er bis zum letzten Tag seiner Firma treu und leitete trotz Chemotherapie die Geschicke. Unser Vater hat von den 110 Jahren Firmengeschichte 42 Jahre mitgeschrieben, von 1996 bis 2015 als Alleinvorstand der Firma Wilhelm Kneitz, außerdem im Besitz der Herbert Kneitz GmbH in Bad Mitterndorf bis 1999." Weiter erwähnte die Vorstandsvorsitzende das Energiekonzept mit dem Einstieg des heute CO2-neutralen Produktions-Ablaufes. 2016/2017 wurde das Projekt Recyclinggarn aus Produktionsabfällen gestartet, das bis heute anhält.
Seit 2018/2019 steht die Automobilindustrie Kopf und die bislang schon variablen Abrufmengen der Kunden für den Stoff wurden noch unkalkulierbarer. Es wurde nach neuen Geschäftsfeldern gesucht und zusammen mit ihrem Bruder Ralf-Herbert Kneitz gründete Sibylla Naumann die Wilhelm Kneitz Textile Gruppe und erweiterten die Unternehmen Wilhelm Kneitz um die Solutions in Textile GmbH.